(Motorsport-Total.com) – „Endlich! Endlich sind wir da, wo wir hinwollen!“ – Die Freude war WRT-Teamchef Vincent Vosse nach der Zieldurchfahrt bei den 6 Stunden von Fuji ins Gesicht geschrieben. Raffaele Marciello, Dries Vanthoor und Marco Wittmann belegten mit dem BMW M Hybrid V8 den zweiten Platz.
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Eine große Last ist von unseren Schultern gefallen: Der BMW M Hybrid V8 ist endlich konkurrenzfähig
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BMW hatte bereits beim Lone Star Le Mans in Austin seine deutlich gesteigerte Form gezeigt, diese aber noch nicht in ein Podiumsergebnis ummünzen können. Auf dem Fuji Speedway lief es dann aber für den BMW #15 rund. Oder doch nicht? Denn BMW hätte auch als Sieger aus diesem Rennen hervorgehen können.
Die #15 profitierte von einer virtuellen Safety-Car-Phase, die zu einem echten Safety-Car führte – anders als der siegreiche Porsche #6 (Estre/Lotterer/L. Vanthoor) und der Cadillac #2 (Bamber/Lynn), die nicht anhielten. Doch dieser Vorteil wurde im harten Duell zwischen Marciello und Earl Bamber kurz vor Rennhalbzeit wieder zunichte gemacht, da beide Fahrzeuge das Gerangel nicht unbeschadet überstanden.
Während der Cadillac einen Reifenschaden erlitt, brach am BMW die linke hintere Felge. Marciello musste seinen Stint vorzeitig beenden und übergab an Dries Vanthoor. Damit war der strategische Vorteil wieder dahin. Der Sieg war also durchaus möglich.
Dementsprechend ist Vosse zuversichtlich, in seiner Diskussion mit Motorsport.com Globaleiner Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, um ab sofort um Siege kämpfen zu können: „Wir haben bewiesen, dass wir jetzt da und konkurrenzfähig sind.“
Erleichterung auf Schritt und Tritt
„Endlich! Endlich sind wir da, wo wir hinwollen. Wir waren das ganze Wochenende voll mit der #15 beschäftigt. Das ist ein unglaubliches Gefühl. Alle haben Außerordentliches geleistet. Ich freue mich riesig für das Team, das seit anderthalb Jahren alles für dieses Projekt gibt. Jetzt haben wir die Früchte geerntet, die wir verdienen. Das Ergebnis ist ein Ansporn für alle.“
Vor allem die Tatsache, dass Fuji eine völlig andere Streckencharakteristik als Austin hat, ließ bei BMW vor dem Rennen einige Zweifel aufkommen, ob man Austins Form erreichen kann. Doch die Leistung war ein Beweis dafür, dass das Auto mittlerweile auf anderen Streckentypen funktioniert.
„Die Streckencharakteristik hat sich stark verändert, aber wir haben hier mit unseren besten Ergebnissen im Qualifying und im Rennen gezeigt, dass wir weiterhin Fortschritte machen“, sagte der frühere Langstreckenfahrer aus Belgien. „Wir hatten die Pace, um mit dem Porsche um den Sieg zu kämpfen, aber P2 ist immer noch gut, das nehmen wir mit.“
Highlights 6 Stunden von Fuji 2024
Auch BMW Motorsport Direktor Andreas Roos ist begeistert: „Ein Mega-Wochenende für uns in Fuji! Erstes Podium für WRT und den BMW M Hybrid V8 in unserer Debütsaison in der FIA WEC – einfach fantastisch. Glückwunsch an die Crew der #15“
„Nachdem wir beim letzten Mal auf dem COTA die Pace hatten, um ganz vorne mitzufahren, hat der BMW M Hybrid V8 hier in Fuji von der ersten Runde an gezeigt, dass er zu einem Top-Ergebnis fähig ist. Dass wir diesmal den zweiten Platz und damit das Podium holen konnten, freut mich unglaublich für alle, die so viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt haben. Dafür möchte ich mich bei allen ganz herzlich bedanken.“
Druck auf IMSA-Team RLL wächst
Raffaele Marciello bezeichnet den Podiumsplatz als „großartig für das gesamte Projekt und jeden bei BMW, das erste Hypercar-Podium erreicht zu haben. Insbesondere für Vincent Vosse und Andreas Roos, die wirklich hart gepusht haben.“
„Wir haben im Laufe der Saison Fortschritte gesehen. Nach Austin dachten wir, dass uns diese Strecke vielleicht nicht so gut liegt, aber die Verbesserungen haben sich ausgezahlt. Es ist ein enormer Ansporn für uns Fahrer und das Team. Es geht nicht nur um das Podium, sondern darum, um die Spitze kämpfen zu können und gute Leistungen zu bringen. Es ist ein großartiges Gefühl.“
Folgt nun in Bahrain der erste Sieg? Dries Vanthoor nutzt die Gelegenheit und sagt: „Wenn man bedenkt, wo wir in dieser Saison gestartet sind und dann sieht, wo wir jetzt stehen, ist das ein riesiger Schritt nach vorne. Platz zwei ist super, aber wir sind noch nicht ganz da, wo wir hinwollen – das ist ein Sieg.“
Vosse hingegen will sich noch nicht festlegen: „Wir fahren zumindest mit der Zuversicht nach Bahrain, dass wir irgendwo ganz vorne dabei sein werden. Es wäre schwierig zu sagen, dass wir gewinnen werden, denn die Hypercar-Klasse ist sehr wettbewerbsfähig. Wir machen Schritt für Schritt Fortschritte, aber um zu gewinnen, muss alles perfekt sein und das war bei uns heute nicht der Fall, weil wir eine gebrochene Felge hatten.“
Für BMW ist der Podiumsplatz eine Erleichterung, vor allem weil die Ergebnisse mit dem LMDh-Auto in beiden Rennserien bislang nicht gut waren. Während die WEC-Saison 2024 für WRT noch ein Lernjahr ist, gab es angesichts der Podiumsmisere in der IMSA SportsCar Championship bereits erste Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit des Autos, die nun ausgeräumt wurden.
Der Podiumserfolg bringt nun einen Verlierer mit sich: das Rahal Letterman Lanigan Team, BMWs IMSA-Team. Sie können ihre relative Erfolgslosigkeit in diesem Jahr (kein einziges Podium in 2024) nicht mehr damit begründen, dass auch WRT keine Podestplätze erreichen konnte. Das Podium ist also nicht nur ein Ansporn für das WEC-Team.