
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Sicher vom Elfmeterpunkt: Kevin Stöger (vorne) traf am 7. Dezember 2024 vom Elfmeterpunkt für Borussia Mönchengladbach.
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Gibt es jetzt Klarheit oder hat der Treffer eine neue Diskussion eröffnet?
Zeigt der Schiedsrichter im Stadion auf den Strafstoßpunkt im gegnerischen Strafraum, herrscht großer Jubel. Doch dann beginnt schnell das große Zittern – bei Borussia Mönchengladbach scheint die Verunsicherung zumindest für Außenstehende größer zu sein als anderswo. Die Bilanz hat damit wenig zu tun, eher die Frage der Schützen.
Stöger rettete mit einem Elfmeter das Unentschieden – aber keiner wollte schießen
Diese Frage stellte sich am Samstagabend (7. Dezember 2024) im Spitzenspiel der Bundesliga erneut. Als Schiedsrichter Tobias Stieler (43) den Videobildern zufolge in der 70. Minute auf Elfmeter für Gladbach entschied, herrschte – wie so oft bei vermeintlich strittigen Entscheidungen – ein wenig Trubel.
Kevin Stöger (31) nutzte die Spannung, um sich kurz mit seinen Teamkollegen auszutauschen. Dass er aus dem kurzen Gespräch als Elfmeterschütze hervorging, überrascht angesichts seiner Quote nicht, ist aber der Grund dafür, dass er kurz darauf den Platz einnahm.
Der Österreicher verwandelte zehn seiner bisher elf Elfmeter in seiner Profikarriere. Nur einmal in der 2. Bundesliga gelang Stöger kein Elfmetertor. Das Missgeschick liegt inzwischen über sechs Jahre zurück.
Stöger behauptete auch nach seinem Elfmetertor gegen Borussia Dortmund seine 100-Prozent-Quote in der Bundesliga. Aber es war interessant zu hören, was der Mittelfeldstratege nach dem Spiel über den Entscheidungsprozess vor dem 1:1-Unentschieden sagte.
„Auf der Liste standen vier Spieler. Ich habe Tim, Jule und Lasso (Kleindienst, Weigl und Plea, Anmerkung d. Rot.) gefragt. Niemand wollte wirklich schießen und alle sagten, ich solle schießen. Ich habe in der Bundesliga eine 100-Prozent-Quote. Deshalb war ich mir sicher – dann habe ich reingelegt“, sagte Stöger nach dem Spiel.
Statt klarer Vereinbarungen im Vorfeld wurde die Entscheidung den Spielern auf dem Platz überlassen. Stögers Wahl dürfte zum Teil dem Zufall geschuldet sein, wie er in der Mixed Zone verriet: „Es war vorher nicht abgesprochen, dass ich unseren Elfmeter schießen würde. Aber als die Entscheidung auf Elfmeter fiel, hatte ich den Ball trotzdem in der Hand.“
Weder Topscorer Tim Kleindienst (29), der in dieser Saison schon einmal vom Platz spielen durfte (verwandelt gegen seinen Ex-Klub Heidenheim), noch Routinier Alassane Plea (in dieser Saison noch ohne Elfmeter) und Kapitän Julian Weigl (29). besonders auf die Ausführung geachtet.
Weigl hatte die Bürde zu tragen, gleich im ersten Pflichtspiel der Saison, der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Drittligisten Erzgebirge Aue (3:1, 17. August), den Punkt zu holen. Allerdings scheiterten die Sechs. Angesichts des späteren Weiterkommens kein großes Problem, doch auf einen weiteren Anlauf im Spitzenspiel gegen seinen Ex-Klub Dortmund hatte der 29-Jährige offensichtlich keine Lust.
Weigl verwandelte die einzigen drei Elfmeter seiner bisherigen Karriere für Gladbach. Auch der sonst so eiskalte Stürmer Kleindienst wäre beim Stand von 0:1 gegen den BVB für die Aufgabe prädestiniert gewesen, doch wie sein Kollege Plea, der zuletzt vor über einem Jahr aus elf Metern startete und eine eher bescheidene Gesamtbilanz vorweisen kann (11 Strafen: 7 verwandelt, 4 verschossen) für Stöger.
Im deutschen Oberhaus bleibt dies einwandfrei. Da der kürzlich zum Ersatzspieler degradierte Stöger nicht immer zur Verfügung stehen wird, stellt sich die Frage nach einer klaren Vereinbarung bezüglich des Elfmeterschützen. Kommt es vor dem Elfmeter zu Diskussionen zwischen den Spielern, kann dies, gepaart mit Nervosität, fatale Folgen haben.
Unvergessen bleibt der Kampf zwischen Trainer Gerardo Seoane (46) und Florian Neuhaus (27), nachdem Letzterer in der vergangenen Saison aus Frust und entgegen aller Absprachen einen Elfmeter schoss – und verwandelte. Solange der Ball im Netz zappelt, gibt es wohl kaum einen Grund, etwas zu ändern – aber dass niemand wirklich schießen will, kann nicht im Interesse des Trainers sein.
Egal wie es kommt, der Prozess „Pfeifen – Jubeln – Zittern“ wird im Borussia-Park wohl vor einem Elfmeter weitergehen. Im Idealfall können die Fans danach noch einmal mitfiebern. Dann ist es egal, wer auf den Punkt gekommen ist.