
An diesem Wochenende messen sich die besten Triathletinnen bei der Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza. Parallel sorgt eine lukrative Wettkampfserie für Furore.
Eigentlich wollte die Weltmeisterin ihren Titel gar nicht verteidigen. Anfang des Jahres verkündete Triathletin Lucy Charles-Barclay: „Mein persönliches Ziel für dieses Jahr ist die T100-Tour. In Nizza werdet ihr mich nicht sehen.“
Statt eine frühzeitige Startzusage für das erste Gastspiel der Ironman-Weltmeisterschaft der Frauen an diesem Sonntag an der Côte d’Azur abzugeben, versprach sich der Vorjahressieger eine lukrative Wettkampfserie mit Rennen über eine etwas kürzere Distanz. „Für mich ist die T100 Triathlon World Tour die Richtung, in die sich unser Sport entwickelt“begründete die Britin ihre Entscheidung.
Hohes Preisgeld lockt
Die T100-Rennserie wird von der Professional Triathletes Organization gemeinsam mit der World Triathlon Federation an attraktiven Standorten wie Miami, San Francisco, Las Vegas, Ibiza und Singapur organisiert. Sie besteht aus zwei Kilometern Schwimmen, 80 Kilometern Radfahren und 18 Kilometern Laufen.
Neben dem kurzen Format lockt auch das Preisgeld. Jeweils 20 Frauen und 20 Männer – allesamt Profis – haben sich vertraglich zur Teilnahme verpflichtet. Als Gegenleistung erhält diese Gruppe umgerechnet über 2,7 Millionen Euro. Pro Rennen werden weitere 225.000 Euro ausgeschüttet. Die jeweiligen Gesamtsieger der Rennserie erhalten umgerechnet jeweils knapp 190.000 Euro.
Duell zwischen Haug und Charles-Barclay
Solche Aussichten reizen auch die deutsche Weltklasse-Triathletin Anne Haug.“Als Profisportler müssen wir natürlich unsere Rechnungen, Reisen, unser Team usw. bezahlen können und Rennen mit gutem Preisgeld sind natürlich attraktiver als andere.“sagte die 41-Jährige. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie ihre Teilnahme an einem kürzlichen T100-Rennen absagen.
Mittlerweile ist Haug wieder fit. Und bereit für den Zweikampf mit Charles-Barclay bei der Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza. Die 31-jährige Britin hat es sich anders überlegt. Nachdem sie im vergangenen Jahr auf Hawaii ihre Serie von zweiten Plätzen beendet und erstmals triumphiert hatte, tritt die Titelverteidigerin nun am Sonntag an.
Frauen erstmals in Nizza
Erstmals findet die WM der Frauen an der Côte d’Azur statt, die über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen führt. Die WM der Männer fand dort bereits vor einem Jahr statt. Die WM ist Teil der von Ironman organisierten Pro Series. Auch diese Serie hat am Ende einen Payday: Die Sieger erhalten umgerechnet rund 180.000 Euro. Doch vorerst zählt nur dieses eine Rennen um den Titel.
Haug begrüßt grundsätzlich die finanziellen Entwicklungen in einer Sportart, die allein durch Ausrüstung und Reisen einen enormen Kostenaufwand verursacht. „Dadurch wird auch aufstrebenden Sportlern die Möglichkeit gegeben, ihren Sport professionell auszuüben. Dies wird sich positiv auf die Qualität des Sports und das Leistungsniveau auswirken.“betonte sie.
Auch Laura Philipp zählt zu den Favoritinnen
Das Leistungsniveau bei der WM in Nizza könnte kaum höher sein. Neben der Weltmeisterin von 2023 und der WM-Zwischenplatzierten ist auch Laura Philipp mit von der Partie. Die 37-jährige Heidelbergerin schaffte es auf Hawaii erstmals auf das WM-Podium und gilt auch bei dieser Ausgabe als Medaillenkandidatin. Mit 124 Altersklassenathletinnen und -athleten stellt Deutschland zudem das drittgrößte Aufgebot hinter den USA und Großbritannien.
Doch trotz intensiver Vorbereitung vor Ort und ausführlicher Streckenchecks wird es ein Rennen mit großen taktischen Unbekannten. „Die Strecke ist für alle neu und keiner weiß genau, was die richtige Rennstrategie ist“so Haug. 2019 gewann sie die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii. Unter den ganz besonderen Bedingungen im Urlaubsparadies im Pazifik wurde sie dreimal WM-Dritte.
Trotz ihrer Weltbestzeit im Juli beim Challenge Roth vor dem ebenfalls starken Philipp verlief für Haug das Jahr nicht wie erhofft. Sie musste aufgrund einer Virusinfektion zunächst lange pausieren, blickt dem Saisonhöhepunkt nun aber zuversichtlich entgegen: „Die letzten vier Wochen liefen sehr gut und ich hoffe, dass ich für Nizza in guter Form bin.“