Bielefeld. 1.546 Tage ist es her, dass Arminia Bielefeld an der Tabellenspitze stand. Es war der 28. Juni 2020 in der 2. Bundesliga. An diesem Samstag hatten die Ostwestfalen – eine Liga tiefer – die Chance, wieder den Spitzenplatz zu erobern. Alle Konkurrenten hatten so gespielt, dass der DSC mit einem Sieg gegen den TSV 1860 München an die Spitze gerückt wäre. Doch nach 87 Minuten traf ein 60-Meter-Schuss den DSC mitten ins Herz.
Thore Jacobsen hatte gesehen, dass Jonas Kersken zu weit vor seinem Tor stand. Der Münchner schoss aus der eigenen Hälfte. Kersken rannte, schaute, streckte sich, doch der Ball, der eine Ewigkeit in der Luft zu sein schien, landete hinter ihm zum 0:1. Ein Spiel, das DSC komplett kontrolliert hatte, wurde auf den Kopf gestellt.
DSC-Trainer Mitch Kniat nahm drei Veränderungen in seiner Startelf vor: Fast wie erwartet rückte Marius Wörl gegen seinen Ex-Klub in die Startelf. Grund dafür war weniger die Vergangenheit als vielmehr die starke Leistung, die er zuletzt in Aue gezeigt hatte. Lukas Kunze begann auf der rechten Stürmerposition. Isaiah Young kam auf die linke Seite. Der genesene Christopher Lannert spielte erneut als Rechtsverteidiger. Kaito Mizuta, Felix Hagmann und Merveille Biankadi blieben draußen.
Erste Großchance in der 16. Minute
Eine Viertelstunde lang spielte sich das Spiel in der Schüco Arena ab, in dem Bielefeld zwar den Ton angab, ohne jedoch eine wirkliche Großchance zu kreieren. Den Münchnern gelang es dagegen lediglich, einen Ball abzuwehren, der in die Bielefelder Hälfte rutschte und von Torwart Jonas Kersken schnell wieder in die eigene Angriffslinie zurückgebracht wurde.
Den ersten Hingucker gab es bei der Balleroberung Lannerts vor dem Löwen-Strafraum in der 16. Minute. Der Rechtsverteidiger brachte den Ball zentral zu Kunze, der weiterleitete zu Corboz. Der Kapitän passte präzise zu Becker, der aus halbrechter Position von Münchens Torhüter René Vollath gestoppt wurde.
Die Münchner Antwort auf die druckvolle Anfangsphase der Bielefelder folgte in der 23. Minute, als ein Querpass knapp am DSC-Tor vorbeiging (Hobsch verfehlte) und wenig später auch ein Schuss von Schröter knapp am Tor vorbeiging. Damit hatten beide Kontrahenten ihre Absichten angekündigt.
Bielefeld mit zahlreichen Chancen nach dem Seitenwechsel
Vor allem durch Standardsituationen kamen die Münchner anschließend immer näher an das DSC-Tor heran. Guttau verpasste mit einem Direktschuss nach Einwurf die Führung knapp (31.). Weil aber auch die Gastgeber auf ihren Treffer drängten, entwickelte sich eine ansehnliche Partie, auch wenn die erste Halbzeit vor 24.852 Zuschauern ohne klare Torchancen endete.
Kniat ließ die Partie mit unveränderter Besetzung wieder angehen. In der 50. Minute erspielten sich Kunze und Young die erste Großchance. Corboz hatte Lannert auf der rechten Seite gesehen und bediente ihn mit einem langen Ball. Der Routinier passte zu Kunze, dessen scharfe Flanke Youngs Fuß erreichte. Dessen Schuss wurde jedoch von Löwen-Keeper Vollath pariert.
Bielefeld war dominant, konnte aber kein Tor erzielen. In der 63. Minute sorgte Kniat für frischen Wind in der Offensive, indem er Young, der viele Zweikämpfe suchte, für den ebenso fleißigen Mizuta einwechselte. In der 68. Minute hatte der DSC von halbrechts die nächste Möglichkeit. Wörl wurde von Kunze bedient, wurde aber erneut von Vollath gestoppt. In der 73. Minute sauste ein Schuss von Lannert aus dem Rückraum knapp am rechten Pfosten vorbei. Das Tor lag in der Luft. Mizuta rutschte an einem Querpass am langen Pfosten vorbei.
Arminias Aufstand war vergebens
Danach hieß es für Wörl Heimreise. Auch Becker musste raus. Julian Kania und Merveille Biankadi kamen (76.). Sieben Minuten später musste Joel Felix erschöpft vom Platz und wurde durch Schneider ersetzt. Auch Kunze machte Platz für Mika Schroers.
Das Spiel war nur noch einseitig ausgegangen, als Thore Jacobsen mit seinem Treffer zum „Tor des Monats“ traf. Alle Versuche der Bielefelder, wenigstens einen Punkt zu retten, blieben auch in den fünf Minuten der Verlängerung vergeblich.