Wer als Kind mit Lacrosse anfängt, hat heute gute Chancen

Kiel. Dabei sein ist alles. Die Olympischen Spiele üben seit jeher eine besondere Faszination aus. Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, beim Spektakel unter den fünf Ringen dabei zu sein? Die Sportart Lacrosse bietet eine neue Perspektive.

2028 in Los Angeles kehrt der traditionelle kanadische Nationalsport nach 120 Jahren Abwesenheit ins olympische Programm zurück und könnte nun auch in Deutschland einen Boom erleben. Denn in keiner anderen Mannschaftssportart wird es im kommenden Jahrzehnt leichter sein, als Aktiver ein Olympiaticket zu ergattern.

Junge Lacrosse-Spieler haben glänzende Olympia-Aussichten

„Für Kinder, die jetzt im Alter von zehn bis zwölf Jahren mit Lacrosse beginnen, ist eine Olympia-Teilnahme 2032 keine Utopie. Im Fußball oder Handball wäre der Zug dafür längst abgefahren“, sagt der Vorsitzende des Lacrosse Club Kiel (LCK), Jörn Helbig, und erläutert: „Im Lacrosse gibt es nicht so viele Nachwuchsspieler. Wer früh mit dem Sport beginnt, hat eine realistische Chance, es in die Nationalmannschaft zu schaffen, denn er lernt den Umgang mit Ball und Schläger von der Pike auf. Bisher haben viele Spieler erst im Teenageralter mit Lacrosse angefangen, ihnen fehlen oft die Grundlagen.“

Auch Lönne-Mio hat die Elite-Auswahl fest im Visier. Der Siebenjährige jagt mit seinem Schläger, der auf den ersten Blick wie ein Netz aussieht, bereits seit drei Jahren dem Lacrosse-Ball hinterher und ist Kiels jüngster Lacrosse-Spieler, kann sich aufgrund seiner technischen Fertigkeiten und der Qualität seines Schusses aber bereits mit deutlich älteren Mitspielern messen.

„Natürlich möchte ich bei den Olympischen Spielen dabei sein“, sagt der Blonde mit einem breiten Grinsen, nachdem er seinen Mundschutz abgenommen hat, der genauso zur Pflichtausrüstung gehört wie Helm und Handschuhe.

Derzeit spielen in Deutschland etwa 5000 aktive Spieler Lacrosse

Er ist einer von rund 5.000 aktiven Lacrossespielern in Deutschland. In Kiel hat er das Privileg, bei zwei der besten Lacrossespieler der Nation Praxisunterricht zu nehmen. Die Brüder Felix (23) und Lukas Kins (27) trainieren überwiegend bei ihrem Heimatverein in Kiel, auch wenn sie in der Lacrosse-Bundesliga für den Hamburger Verein Harvestehuder THC spielen. Felix, der durch den Tag des Sports 2010 auf Lacrosse aufmerksam wurde, leitet das Nachwuchstraining beim LCK: „Ich möchte gerne weitergeben, was mir unheimlich Spaß macht.“ Ein Nationalspieler als Nachwuchstrainer – im Lacrosse ist das möglich: „In Kiel können wir dafür gut werben“, sagt Helbig lachend und ergänzt: „Gerne können auch mehr Kinder das Angebot wahrnehmen.“

Die Kins-Brüder Felix und Lukas haben Olympia 2028 fest im Blick

In Los Angeles könnte der Olympiatraum der Kins-Brüder Wirklichkeit werden. „Die Nachricht, dass Lacrosse wieder olympische Sportart wird, war wie ein Motivationsschub für mich“, sagt Lukas, der trotz seiner Tätigkeit als Physiotherapeut sechs Tage die Woche trainiert und fügt augenzwinkernd hinzu: „Das kommt für mich gerade recht, denn aus Altersgründen könnten meine ersten Spiele auch meine letzten sein.“ Seit den World Games 2022 in Birmingham sind die beiden Brüder fester Bestandteil des Nationalteams und rechnen sich gute Chancen aus, für den olympischen Perspektivkader nominiert zu werden.

In Europa ist Deutschland eine der Top-3-Nationen

„Das wäre der erste Schritt. Der zweite wäre, dass wir uns mit Deutschland qualifizieren“, sagt Informatikstudent Felix mit Blick auf die EM 2025 in Portugal und die WM 2026, bei der möglicherweise die ersten nationalen Tickets für Olympia 2028 vergeben werden – die Qualifikationskriterien hat der Lacrosse-Weltverband noch nicht bekannt gegeben. In Europa zählt Deutschland zu den Top-3-Nationen, weltweit zu den Top-Ten. In LA wird Lacrosse in der neuesten Variante, Sixes, gespielt – sechs gegen sechs mit einer begrenzten Angriffszeit von 30 Sekunden.

„Man ist ständig im Umbruch, ist Angreifer und Verteidiger zugleich. Es gibt nur wenige Spielzüge. Da ist pausenlos Action“, beschreibt Lukas den Reiz der Sixes, bei denen die Kadergröße auf zwölf Spieler festgelegt ist. LA ist das Ziel der Kins-Brüder. Erstmals Olympialuft schnuppern konnten sie vor wenigen Wochen in Paris, als sie sich das Cross-Country-Reiten in Versailles und Beachvolleyball unter dem Eiffelturm anschauten. „Das hat Lust auf mehr gemacht“, sagen sie unisono. Der Funke ist übergesprungen, aber nicht nur bei ihnen. Lönne-Mio träumt von 2036. Egal, wo die Spiele dann stattfinden – Lacrosse soll seine Bühne sein.

CN