
Volkswagen präsentiert die siebte Version seines Transporters. Es wird die letzte mit Verbrennungsmotor sein. Der Chef der Nutzfahrzeugsparte prophezeit bereits die „große Dominanz des Elektrogeschäfts“. Die Konkurrenz für VW werde in absehbarer Zeit immer größer werden.
Die Ähnlichkeit zu seinen Vorgängern ist unverkennbar. Auf der IAA Transportation in Hannover präsentierte Volkswagen einen neuen „Bulli“, Version Nummer sieben. Äußerlich trägt das Fahrzeug unverkennbar die Merkmale einiger seiner Vorgänger. Doch unter der Haube steckt im „New Transporter“ nicht nur Technik aus Deutschland. Im Gegenteil: Das Auto wurde in Kooperation mit Ford entwickelt, ist eine Schwester des Ford Transit und wird im Werk des US-Herstellers in der Türkei gebaut.
Der neue Transporter wird in Deutschland ab Anfang 2025 zu kaufen sein. „Der neue Transporter ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt. Wir haben viele unserer Volkswagen-Gene in das Fahrzeug gebracht“, sagt Carsten Intra, Vorstandsvorsitzender von VW Nutzfahrzeuge, im Gespräch mit WELT. Man sei „hochzufrieden“ mit der Zusammenarbeit und bereit, „die Partnerschaft mit Ford weiterzuentwickeln.“
Bemerkenswert am Bulli ist die Bandbreite der Antriebsvarianten. Anders als der rein elektrische ID.Buzz oder der Multivan, die nur mit Verbrennungsmotor erhältlich sind, bietet die Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen den Transporter als Verbrenner, Hybrid und rein elektrisch an. Gedacht ist das Auto als Nutzfahrzeug, mit den unterschiedlichsten Aufbauten etwa für Handwerker oder Lieferdienste.
Aus dem einstigen Bulli sind drei verschiedene Produkte geworden, die sich in Technik und Einsatzgebiet unterscheiden. Den Multivan bietet VW vor allem zur Personenbeförderung und als Großraumtaxi an, den ID.Buzz wendet sich eher an Privatkunden. Von beiden gibt es auch Camping- und Transporter-Versionen.
Mit diesen drei Fahrzeugen startet VW in die Übergangsphase vom Verbrenner zum Elektroauto, die nach aktuellem Stand in Europa bis 2035 dauern wird. Schon heute ist klar, dass ab Ende des Jahrzehnts neue Modelle auf den Markt kommen werden, die dann rein elektrisch fahren.
Für sie arbeitet VW Nutzfahrzeuge an einer neuen technologischen Plattform namens Space, die auf der gemeinsamen Technologie des VW-Konzerns basieren soll. Der Plan: Während die Space-Fahrzeuge nach und nach auf den Markt kommen, sollen die Verbrennungsmotoren langsam verschwinden. Zehn Jahre sind eine typische Lebensdauer für eine Nutzfahrzeuggeneration, der Transporter würde also genau bis zum von der EU beschlossenen Verbrenner-Ausstieg durchhalten.
„Das Elektrogeschäft wird in naher Zukunft eine große Dominanz haben. Unser Ziel ist es, bis 2030 einen Elektroanteil von 55 Prozent unseres Umsatzes zu erreichen – und daran halten wir nach wie vor fest“, sagt Intra.
Das Segment ist hart umkämpft
Der Wettbewerb im Bereich der Elektrotransporter dürfte noch härter werden. Auf der Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation stellen neben VWs üblichen Konkurrenten wie Stellantis (mit Marken wie Peugeot, Fiat, Opel) und Renault auch Toyota, Kia und einige chinesische Zulieferer ihre elektrisch betriebenen Lieferwagen aus.
Anders als bei schweren Lkw ist der Aufbau des Ladenetzes bei den leichteren Transportern kein großes Problem. Ein VW ID.Buzz lässt sich wie ein Pkw an einer öffentlichen Ladestation oder im Depot aufladen. Für Lieferfahrten im innerstädtischen Bereich müssen die Fahrzeuge keine allzu große Reichweite haben.
Der Elektro-Bulli, einst ein Lieblingsprojekt von VW-Chef Herbert Diess, verkauft sich bislang eher schleppend, was die Nutzfahrzeug-Tochter des Konzerns in Hannover mit dem „Hochfahren“ der Produktion erklärt. In diesem Herbst startet der Verkauf des ID.Buzz in den USA, wo er in einer längeren Version mit zwei Sitzreihen hinten angeboten wird.
Zudem hat VW die Variantenvielfalt deutlich ausgebaut, darunter eine Einstiegsvariante als reine Cargo-Version ab 42.710 Euro und eine GTX-Version, die deutlich teurer sein wird. In Hannover hofft man zudem, von der neuen Dienstwagenförderung des Bundes für Elektroautos zu profitieren.
Die Regierung will nicht nur die Abschreibungsmöglichkeiten für Flottenbetreiber erweitern, sondern hat auch beschlossen, die Listenpreisgrenze für die Dienstwagenförderung auf 95.000 Euro anzuheben. In diesen Bereich fällt auch ein gut ausgestatteter ID.Buzz.
Ebenso wie die Muttermarke Volkswagen muss auch die kleinere Nutzfahrzeug-Schwester in Hannover derzeit kräftig sparen. Im Sommer wurden die Verträge von mehr als 1.000 Leiharbeitern in Hannover aufgelöst und die Zahl der Schichten im Werk auf zwei reduziert. Derzeit werden in der Fabrik der Multivan und der ID.Buzz montiert, weitere Modelle dürfte es in absehbarer Zeit nicht geben.
Die Verhandlungen des Konzerns mit der IG Metall über einen neuen Tarifvertrag betreffen auch das Bulli-Werk in Hannover. Auch hier ist die Beschäftigungsgarantie aufgekündigt und die drohende Werksschließung gilt theoretisch auch für Hannover. Faktisch dürfte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) einer Schließung des VW-Werks in der Landeshauptstadt allerdings kaum zustimmen.
Neben den Kostensenkungsmaßnahmen plant Intra für die Zukunft auch neues Wachstum, vor allem in den USA. „Wir gehen jetzt mit dem ID. Buzz, der immer in Hannover produziert wird, in die USA. Und auch für künftige Fahrzeuge aus der Space-Fahrzeugfamilie könnte der Markt in Nordamerika sehr interessant sein. Die ersten Fahrzeuge werden noch vor 2030 verfügbar sein“, kündigt Intra an. Dann wird es dort nicht nur den ID.Buzz zu kaufen geben, sondern die gesamte Produktpalette der VW-Nutzfahrzeuge.
Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur und berichtet für WELT über alle Themen aus der Automobilindustrie.