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Der neue Bericht des Branchenexperten Joost van Dreunen zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft für Publisher Ubisoft. Wertvolle Franchises wie Rainbow Six und Assassin’s Creed könnten bald zum Verkauf stehen.
Wie lautet die Analyse des Experten? Der bekannte Brancheninsider, Autor und Professor Joost van Dreunen analysierte in seinem jüngsten Artikel auf superjoost.substack.com unter anderem die aktuelle Situation von Ubisoft. Seine Beobachtungen:
- Der schnelle Niedergang von XDefiant spiegelt „tiefere strukturelle und kulturelle Probleme innerhalb des Unternehmens“ wider.
- Internen Quellen zufolge soll die Führung von Ubisoft kritische Analysen unterdrücken. Entscheidungsträger würden der Entwicklung neuer Inhalte immer Vorrang vor der Lösung grundlegender Probleme einräumen.
- Die Führung hat nicht erkannt, wie wichtig es ist, Spieler nicht nur als Konsumenten von Inhalten, sondern als aktive Teilnehmer zu behandeln, die einen aktiven, sinnvollen Beitrag innerhalb ihrer Community leisten können.
- XDefiant ist nur ein Glied in einer langen Kette von Fehltritten. „Die strategischen Implikationen für Ubisoft sind erheblich.“ Der Aktienkurs fiel im Jahresvergleich von 28,19 $ auf 12,30 $.
- Das verzögerte Assassin’s Creed Shadows muss ein Erfolg werden, steht aber in direkter Konkurrenz zu Ghost of Yotei, der Fortsetzung des äußerst erfolgreichen Open-World-Abenteuers Ghost of Tsushima.
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Welche Schlussfolgerungen zieht der Experte daraus? Der derzeit sehr niedrige Aktienkurs macht Ubisoft zu einem äußerst attraktiven Übernahmeziel. Als wahrscheinlichster Kandidat wird seit Jahren das chinesische Unternehmen Tencent genannt, das 49,9 Prozent der Anteile an Guillemot Bros., dem größten Anteilseigner von Ubisoft, hält.
Aber Joost van Dreunen glaubt auch, dass die Verantwortlichen von Ubisoft (sprich: die Familie Guillemot) diese Übernahme weiterhin mit allen Mitteln verhindern wollen. Daher wird Ubisoft seiner Meinung nach im nächsten Jahr demontiert und privatisiert.
Dies würde wiederum den Verkauf der wertvollsten Vermögenswerte bedeuten – zu denen Marken wie Assassin’s Creed, Rainbow Six oder Far Cry gehören. Einzeln würden diese deutlich mehr Geld einbringen, als es bei einem Gesamtpaket der Fall wäre.
„Vielleicht ein Masterplan der Familie Guillemot“
Wie bewertet die Community den Bericht? Joost van Dreunens Analyse wird auf Reddit heftig diskutiert – der Beitrag von gestern Abend hat bereits mehr als 11.670 Upvotes und mehr als 1.080 Kommentare.
- Auch llgabomination sieht keine Zukunft für Ubisoft (via Reddit): „Ich muss auch ein Branchenexperte sein, denn Ubisoft steht definitiv kurz vor der Implosion.“
- CryMoreFanboys wünscht sich eine Privatisierung (via Reddit): „Valve war während seiner gesamten Existenz ein privates Unternehmen, was nicht bedeutet, dass Ubisoft eines Tages wie Valve werden wird, sondern einfach bedeutet, dass keine Aktionäre mehr Druck auf sie ausüben werden.“ machen immer mehr Gewinn, indem sie ihre Spiele zunehmend monetarisieren.“
- LolliPopinskiLolliPopinski hofft auf Reddit: „Ich hoffe, sie verkaufen die Tom-Clancy-Sachen. Ich möchte ein echtes Rainbow 6 und Ghost Recon, die eher den Originalteilen ähneln.“
- Montreal kritisiert den Bericht auf Reddit: „Diese Analyse hebt nur die negativen Aspekte hervor und ignoriert dabei die allgemeinen Stärken von Ubisoft und den Branchenkontext.“
- Ein anderer Gerolf spekuliert auf Reddit: „Vielleicht handelt es sich um einen Masterplan der Familie Guillemot, um den Aktienkurs auf Ramschniveau zu bringen und Ubisoft dadurch wieder in den privaten Sektor zu führen.“
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Wie beurteilt MeinMMO-Redakteur Karsten Scholz die Lage bei Ubisoft? Es ist schon ein paar Jahre her, dass die erfreulichsten Auftritte auf der größten Branchenmesse der Welt (ich meine natürlich E3, Ruhe in Frieden!) stets von Ubisoft kamen.
Einerseits, weil wundervolle Leute auf der Bühne waren, und andererseits, weil Ubisoft seinerzeit eine gute Mischung aus kleinen Perlen und spannenden AAA-Produktionen präsentierte. Damals sprach niemand über die mittlerweile berüchtigte Ubisoft-Formel für offene Welten.
Doch seitdem hat sich viel verändert:
- Blockbuster-Spiele wie „Watch Dogs“ und „The Division“ führten zu Vorwürfen, sie hätten bei der Veröffentlichung ein Downgrade durchgeführt, da die endgültigen Versionen weniger hübsch waren als die zuvor gezeigten Vorschauversionen.
- Ubisoft konzentrierte sich auf große Welten, die mit jedem Assassin’s Creed, Far Cry oder Watch Dogs immer formelhafter wirkten.
- Statt kleiner Juwelen gab es immer mehr Spiele mit „Games as a Service“-Monetarisierung.
- Seit 2020 wird Ubisoft immer wieder mit schwerwiegenden Vorwürfen wegen sexuellen Fehlverhaltens mehrerer hochrangiger Ubisoft-Mitarbeiter oder schlechter Arbeitsbedingungen konfrontiert (via kotaku.com).
- Ubisoft stand an der Spitze des Hypes um Krypto-Spiele und löste Shitstorms am Fließband aus (beispielsweise für die Quartz-Plattform – via kotaku.com – oder weil man mit Krypto-Geschenken Mitarbeiter von der neuen Strategie überzeugen wollte – via kotaku.com). ).
- Viele Spiele gehen bei Ubisoft durch die Entwicklungshölle – etwa Skull & Bones oder Beyond Good & Evil 2. Von denen, die erscheinen, bleiben viele hinter den Erwartungen zurück.
- Ubisoft hatte mehrere Finanzquartale mit (Rekord-)Verlusten (via ubisoft.com). Der Aktienkurs stürzte immer tiefer ab. Anfang 2023 fand eine Krisensitzung statt, bei der mehrere Projekte auf Eis gelegt und ein drastischer Sparkurs beschlossen wurde.
Wenn man das alles zusammennimmt, ist es nicht verwunderlich, dass es seit Jahren Gerüchte über die Übernahme von Ubisoft gibt (ca. April 2023, via kotaku.com). Die Familie Guillemot hatte sich bereits 2016 aggressiv gegen einen Übernahmeversuch von Vivendi gewehrt (via polygon.com). Knapp zehn Jahre später dürfte die große Anzahl an Standorten und (rund 20.000) Mitarbeitern einige potenzielle Käufer abschrecken.
Doch wie lange kann Ubisofts schwieriger Spiralkurs noch anhalten? Bei Embracer reichte ein gerade gescheiterter Milliardendeal aus, um das gesamte Kartenhaus zum Einsturz zu bringen. Meine These: Der Erfolg oder Misserfolg von Assassin’s Creed Shadows wird maßgeblich darüber entscheiden, wie es bei Ubisoft im Jahr 2025 weitergeht.
Vor nicht allzu langer Zeit veröffentlichte Ubisoft mit Prince of Persia: The Lost Crown einen vergleichsweise kleinen, aber feinen Plattformer, der leider nicht erfolgreich genug war. Das Team wurde deshalb aufgelöst – laut einer Spur von Baldur’s Gate 3 ist das Abo schuld