THW Kiel schockt SC Magdeburg mit 29:24-Coup im Spitzenspiel

THW Kiel schockt SC Magdeburg mit 29:24-Coup im Spitzenspiel

Magdeburg. Die Saison in der Handball-Bundesliga ist noch jung, und schon am dritten Spieltag drohte die Bürde für die Mission Rückkehr in die Champions League des THW Kiel immer größer zu werden. Doch es kam ganz anders: Die Zebras schockten den amtierenden Meister SC Magdeburg vor 6.600 Zuschauern in der ausverkauften Getec Arena mit einem 29:24 (16:15)-Coup. Zwei Kieler schnappten sich in einer taktischen Meisterleistung Krone und Zepter.

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Ottostadt Mageburg: SCM-Fans feiern Trainer Bennet Wiegert

Seit einigen Jahren vermarktet sich Magdeburg als „Ottostadt“. Stolz weist der Verein auf den im Magdeburger Dom begrabenen Kaiser Otto I. hin und hebt das Erbe Otto von Guerickes hervor, dessen Namen die Universität in der Elbstadt trägt. Für SCM-Fans ist Magdeburg längst zur „Bennostadt“ geworden. Sie feiern den Sportdirektor und Trainer Bennet „Benno“ Wiegert, der ihnen den Champions-League-Pokal, zwei deutsche Meistertitel und vieles mehr bescherte. Zuletzt gewann der SCM dreimal in Folge die Club-Weltmeisterschaft.

Besonders stürmisch wird gefeiert, wenn der langjährige Rivale THW Kiel in die Schranken gewiesen werden kann. Die Bördestädter schmerzt vor allem der Verlust von Spielmacher Felix Claar, der nach einer Achillessehnen-OP frühestens im Februar wieder in den Kader zurückkehren wird – so viel steht nun fest. Auch Philipp Weber fällt diese Woche wegen muskulärer Probleme kurzfristig aus. Bei Rekordmeister THW Kiel kehren sowohl Torhüter Tomáš Mrkva als auch Rückraumspieler Karl Wallinius aus dem Krankenhaus zurück und versprechen etwas Entlastung. Zunächst aber ist alles wie immer: Das Trio Duvnjak/Johansson/Madsen muss im Rückraum Ordnung schaffen, sorgt für Druck, und nach 20 Minuten wirkt der SCM beim Stand von 9:13 etwas ratlos. Trainer Wiegert fehlt „die nötige Strahlkraft“.

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THW Kiel begegnet Rot-Grün mit starker Defensive

Genau das tun die Kieler defensiv, halten den Grün-Roten Paroli. Erst steht Petter Øverby im Innenblock neben Hendrik Pekeler, dann wird er von Patrick Wiencek ersetzt, denn dieser SCM-Hochgeschwindigkeitszug mit Gisli Kristjánsson und Omar Ingi Magnússon will wie gewohnt mit dem Gegner Achterbahn fahren. Ach ja, und dann ist da noch der ebenso flinke wie freche Manuel Zehnder in der Mitte. Der Schweizer setzt um, was ihm Ex-Zebra Kristjánsson zuflüstert. Als wäre der Liga-Torschütze der Vorsaison schon immer da gewesen.

Auch mit den offensiven Halbdeckungen kann der THW die Eins-gegen-Eins-Explosivität der Gastgeber zunächst nicht ganz eindämmen. Glücklicherweise steht Andreas Wolff hinter der Deckung zwischen den Pfosten und steuert mit acht Paraden (darunter zwei Siebenmeter) zur 16:15-Halbzeitführung bei. „Wir hatten einfach einen starken Matchplan, wenig Spielzüge im Angriff, wollten aber in der Defensive ‚dichtmachen‘. Das hat geklappt, und am Ende ist uns die Kraft nicht ausgegangen“, resümierte Kapitän Domagoj Duvnjak später.

Die Kieler glänzen mit Ballsicherheit, Ruhe, lassen sich nicht zu fahrigen Aktionen hinreißen und verlieren den Ball nicht. Und sie haben die „Könige“ von der Förde. Einen Emil Madsen, der sein Torkonto nach Spiel drei auf 28 erhöht und mit seinen Treffern den Weg zum entscheidenden 28:20 (54.) ebnet.

Dem SCM gehen die Lösungen völlig aus, die Zebras zwingen den Gegner zweimal ins Passivspiel, das abgepfiffen wird, und das Wiegert-Team läuft durch die Mitte. Otto I. wird sich im Grab umdrehen: Hier regieren Emil I. und Andi der Große – Andi Wolff, der Christian O’Sullivan (37.) pariert, Magnus Saugstrup (43.), „Oma Inge“ Magnússon (44.), und das Torwartduell mit einem ebenso starken Nikola Portner im SCM-Tor knapp gewinnt. Dem THW geht dann zwischen 28:20 und 29:24 etwas die Puste aus? Egal! „Es war fast ein perfektes Spiel“, sagt Madsen.

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In der Schlussphase bricht Frust aus. Bei Antonio Serradilla (56./Foul an Eric Johansson), bei Trainer Bennet Wiegert. Der resümiert wenig später nach der ersten Bundesliga-Heimniederlage seit dem 19. November 2022 (33:34 gegen den THW): „Der THW ist ein absolut verdienter Sieger. Nur neun Tore in der zweiten Halbzeit, das wird gegen keine Mannschaft der Welt reichen. Wir haben uns nicht mit Ruhm bekleckert.“

Sein Gegenüber Filip Jicha ist „stolz“: „Wir haben es geschafft, den SCM zu ärgern. Wir mussten das ganze Spiel quasi mit acht Mann spielen, wir wollten den SCM nicht zu einfachen Toren einladen.“ Auch Patrick Wiencek ist froh, in den Bus zu steigen, der am Abend nach Kiel fährt. „Damit haben heute die wenigsten gerechnet.“

SC Magdeburg – THW Kiel 24:29 (15:16)

SC Magdeburg: Hernández (1.-20. Minute/2 Paraden), Portner (ab 20./13/1) – Persson ne, Musche 8/2, Zehnder 2/1, Zechel ne, Kristjánsson 3, Pettersson 4, Magnusson 3/3 , Serradilla, Lagergren 2, Mertens ne, Saugstrup 1, O’Sullivan 1, Damgaard, Bergendahl. THW Kiel: Wolff (1.-60. Minute/ 14/2 Paraden), Bellahcene (ne), Mrkva (ne) – Duvnjak 1, Landin 2, Øverby 3, Wiencek, Pabst ne, Johansson 4, Dahmke 2, Zerbe 4, Kutz ne, Madsen 9, Wallinius, Pekeler 4, Imre. Schiedsrichter: Hurst/Krag (Berlin/Frankfurt) – Strafminuten: SCM 6 (Bergendahl, Serradilla, Co-Trainer Grafenhorst), THW 4 (Zerbe, Wiencek) – Siebenmeter: SCM 9/6 (Wolff wehrt Magnússon zweimal ab, Zehnder vorbei), THW 1/0 (Madsen scheitert an Portner) – Spielfilm: 1:0, 4:3 (5.), 7:10, 9:13 (20.), 14:14, 15:16 – 15: 18, 18:21 (41.), 18:24, 20:28 (54.), 24:29 – Zuschauer: 6600 in der Getec Arena in Magdeburg.

CN

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