Solidarität abschaffen und Bürgergeld kürzen

Solidarität abschaffen und Bürgergeld kürzen

Berlin. Im Streit um den Kurs der Wirtschafts- und Finanzpolitik hat Finanzminister Christian Lindner (FDP) ein neues Grundsatzpapier vorgelegt, das deutlich im Widerspruch zu den Vorstellungen von SPD und Grünen steht. Als „Sofortmaßnahme“ fordert Lindner unter anderem die Abschaffung des Solidaritätszuschlags, den Arbeitnehmer mit sehr hohen Einkommen, Selbstständige und Unternehmen noch zahlen. Für 90 Prozent der Steuerzahler ist die Solidarität bereits abgeschafft. Über den Fortbestand der Restsolidarität wird das Bundesverfassungsgericht Mitte November entscheiden.

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Nach Lindners Plänen sollen auch die Körperschaftsteuer und die Luftverkehrssteuer gesenkt werden. Der Finanzminister plädiert zudem für niedrigere Bürgergeldsätze. In dem 18-seitigen Papier, das dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt, fordert er einen Stopp aller neuen bürokratischen Regelungen. Zuerst berichtete der „Stern“.

Er will in der Klimapolitik einen neuen Weg einschlagen: Deutschland soll nicht wie bisher geplant ab 2045 CO₂-frei wirtschaften, sondern wie der Rest der Europäischen Union erst ab 2050. „Klimapolitisch motivierte Dauersubventionen“ sollen abgeschafft werden . Dem Papier zufolge will Lindner den von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für den Klimaschutz eingesetzten Klima- und Transformationsfonds vollständig auflösen.

„Deutschland braucht eine Neuausrichtung seiner Wirtschaftspolitik“, heißt es in dem Papier, das am späten Freitagnachmittag veröffentlicht wurde. Das Papier trägt den Titel „Wirtschaftswende in Deutschland – Konzept für mehr Wachstum und Generationengerechtigkeit“.

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Christian Lindner fordert in einem Papier eine „wirtschaftliche Wende“.

Christian Lindner fordert in einem Papier eine „wirtschaftliche Wende“ in Deutschland.

Papier fordert Revision wichtiger politischer Entscheidungen

Der Finanzminister fordert in seinem Konzept grundsätzlich eine „Wirtschaftswende“ mit einer „teilweise grundlegenden Revision wesentlicher politischer Entscheidungen“, um Schäden vom Wirtschaftsstandort Deutschland abzuwenden. Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Wachstumskrise. Eine Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik könnte das Vertrauen von Unternehmen und privaten Haushalten stärken.

Lindner kritisiert, dass die Regelsätze des Bürgergeldes im Jahr 2024 überproportional gestiegen seien. Das will er rückgängig machen. In dem Papier heißt es: „Das Zusammenspiel von Bürgergeld, Wohnkosten, Wohngeld und Kindergeld führt dazu, dass es sich in vielen Haushaltskonstellationen finanziell nicht lohnt, eine Arbeit aufzunehmen oder auszuweiten.“ Das System sollte reformiert werden.“

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Herbst der Entscheidungen

Die wesentlichen Punkte des Papiers sind nicht überraschend. Sie entsprechen den Forderungen und Grundsätzen der Liberalen, etwa der vollständigen Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Dass das Papier nun an die Öffentlichkeit gelangt, ist brisant. Erst vor anderthalb Wochen hatte Wirtschaftsminister Habeck in einem Papier erneut einen milliardenschweren, schuldenfinanzierten Staatsfonds zur Förderung von Investitionen von Unternehmen vorgeschlagen. Die FDP lehnt dies mit Verweis auf die Schuldenbremse ab.

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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte zu einem Industriegipfel eingeladen, doch weder Habeck noch Lindner waren eingeladen. Die FDP-Fraktion hatte eine Art Gegengipfel mit Verbänden organisiert. In der Koalition gilt ein baldiges Ende der Ampel als möglich.

Allerdings reagierten die Koalitionspartner zunächst äußerst gelassen auf Lindners neues Papier. Es gebe viele Diskussionen, betonte Regierungssprecher Steffen Hebestreit auf RND-Anfrage. „Nach dem Habeck-Papier gibt es nun auch eines von Lindner und dem Industriepakt-Prozess der Kanzlerin.“ Das werden wir nun gemeinsam besprechen und bewerten.“

Etwas schärfer reagierte Grünen-Chef Omid Nouripour: Man sei bereit, „ernsthafte Vorschläge der Koalitionspartner zum Wohle unseres Landes zu diskutieren“, erklärte er. „Am Ende kommen wir dann zu einem Ergebnis, wenn die Vorschläge dem Ernst der Lage gerecht werden.“

Empfehlung des Grünen-Chefs

Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge forderte Lindner auf, sich auf die Erfüllung seines Ministeramtes zu konzentrieren. „Die FDP verabschiedet jeden Monat ein Positionspapier. „Sie kann es schaffen, aber die Koalition kann es nicht immer bewältigen“, sagte Dröge dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Was wir stattdessen brauchen, ist ein Finanzminister, der seinen Job macht und die Milliardenlücke im Haushalt schließt.“

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Am Freitag wurde ein 18-seitiges Papier Lindners bekannt, in dem er eine grundsätzliche Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik forderte und die Kernprojekte von SPD und Grünen in Frage stellte. Lindner bezeichnete das Papier als Vorlage für interne Diskussionen der Bundesregierung.

Während Lindner immer wieder den Eindruck erweckt, er suche einen Ausweg aus der Koalition, warnte FDP-Verkehrsminister Volker Wissing in einem Gastbeitrag in der „FAZ“ vor einem Austritt. „Koalitionen sind nicht einfach. Regieren ist nicht einfach. Demokratie ist nicht einfach. Wir haben die Verantwortung sicherzustellen, dass wir gemeinsam erfolgreich sind“, schrieb er.

mit dpa-material

https://www.ostsee-zeitung.de/politik/papier-von-christian-lindner-soli-abschaffen-und-buergergeld-senken-UBGD44AJHFKQZCGWEQEEO73HVE.html

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