
LONDON/BERLIN. Sicherheitsexperte Peter Neumann hat vor einer Zunahme terroristischer Anschläge des IS in Europa gewarnt. „Der IS hat das Potenzial, noch viel gefährlicher zu werden als in der Vergangenheit. Mein Gefühl, nicht zuletzt nach den Anschlägen der letzten Wochen, ist, dass sich da etwas zusammenbraut“, sagte er der Täglicher Spiegel.
Er begründete diese Prognose mit konkreten Zahlen. So habe es laut Europol im Jahr 2022 in ganz Westeuropa „nur zwei kleine Vorfälle“ gegeben – seit Oktober vergangenen Jahres seien es insgesamt sieben Attentate und 23 versuchte Anschläge gewesen. „Das waren alles kleinere Anschläge, seit 2022 ist aber eine Vervierfachung der Zahl zu verzeichnen“, betonte Neumann.
IS-Terror lässt sich durch eine andere Asylpolitik bekämpfen
Seit dem 7. Oktober 2023, dem Angriff der Hamas auf israelische Zivilisten und der darauffolgenden militärischen Reaktion des jüdischen Staates, wurden in Westeuropa insgesamt 60 Menschen wegen des Verdachts auf islamistischen Terrorismus festgenommen. Zwei Drittel von ihnen waren zwischen 13 und 19 Jahre alt. „In den 2010er Jahren gab es zwar noch ein paar Fälle von Tätern, die 17 bis 19 Jahre alt waren, aber das war die Ausnahme. Heute ist es die Regel“, zeigt sich der Politikwissenschaftler besorgt.
Um die Terrorgefahr im Westen dauerhaft unter Kontrolle zu bringen, sei es wichtig, dass sich die Behörden „noch stärker als bisher in virtuelle Räume begeben“, da sich viele der jungen Täter in den sozialen Medien radikalisierten. Zudem müsse die Politik „dem Bereich Flucht und Asyl mehr Aufmerksamkeit widmen“, denn laut Neumann gelangen 70 Prozent der Attentäter aus Deutschland auf diesem Weg ins Land. Es sei deshalb gut, dass die Themen Asyl und Migration derzeit wieder lauter diskutiert würden. (st)