Die Entscheidung der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, den rechtsgerichteten Italiener Raffaele Fitto zu einem ihrer Vizepräsidenten zu machen, sorgt für große Kontroversen. Grüne, SPD Und auch die Linken im Europaparlament kritisieren die Ernennung der neuen Person. Sie werfen von der Leyen vor, rechtsnationalistische Kräfte zu belohnen.
Der Italiener ist der erste rechtsgerichtete Politiker, der einen der Schlüsselposten als amtierender Vizepräsident der Kommission erhält. Fitto gehört der ultrarechten Partei Fratelli d’Italia des Premierministers an. Giorgia Meloni
und war zuvor Europaminister. Er verantwortet künftig die Regionalentwicklung und -reformen und verwaltet damit EU-Milliardengelder.
„Kniefall vor dem Recht“
„Dank unserer grünen Stimmen wurde von der Leyen im Juli gewählt, während die Rechtsextremen sie ablehnten“, sagte der grüne Ko-Vorsitzende in Europäisches ParlamentTerry Reintke. Italien habe Anspruch auf einen EU-Kommissar. Doch von der Leyen müsse „auf ihrem zentristischen Kurs bleiben und dürfe nicht plötzlich nach rechts abdriften“.
Von der Leyen würde unglaubwürdiger erscheinen, wenn sie einen Italiener zu ihrem Stellvertreter ernenne, dessen Chef – Ministerpräsident Meloni – gegen von der Leyen gestimmt habe, sagte der Vorsitzende der Europa-SPD, René Repasi. Er habe von der Leyen mehr Fingerspitzengefühl zugetraut.
Der Vorsitzende der Linkspartei, Martin Schirdewan, nannte Fitto eine Marionette Melonis. Die Neubesetzung sei ein „Knicks nach rechts“.
Zustimmung aus konservativen Kreisen
Lob gab es dagegen aus konservativen Kreisen. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán nannte Fitto einen „exzellenten Mann“. EVP-Chef Manfred Weber (CSU) bezeichnete ihn als „Brückenbauer“. Er sei bestens geeignet für den Job, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Meloni äußerte sich auch erfreut über die Ernennung ihrer Vertrauten zur Vizepräsidentin der EU-Kommission„Endlich ist Italien wieder ein führender Akteur in Europa“, sagte die italienische Regierungschefin. Dies sei eine wichtige Anerkennung der zentralen Rolle ihres Landes in der EU.
Das Europaparlament kann die Zusammensetzung der neuen EU-Kommission noch ablehnen. Die Kommissionspräsidentin hat ihre Liste zunächst den Fraktionsvorsitzenden im Europaparlament vorgelegt. Die Fachausschüsse werden die designierten Kommissare bis Anfang November anhören und ihre Eignung prüfen, bevor sie die gesamte Kommission wählen. Die Abgeordneten hatten in der Vergangenheit mehrfach erfolgreich Ersatz für unpopuläre Kandidaten gefordert.