Kiel. Die Täter kamen nachts, brachen in drei Dörfern der Probstei (Kreis Plön) in Häuser ein und erbeuteten Bargeld und Wertgegenstände, während die Bewohner friedlich schliefen. In zwei Fällen sollen die beiden Angeklagten, die seit Montag vor dem Kieler Landgericht vor Gericht stehen, den Bewohnern zudem die Autoschlüssel eingesteckt haben. Anschließend flüchteten sie mit den gestohlenen Fahrzeugen.
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Die Kieler Staatsanwaltschaft wirft den polizeibekannten Männern gewerbsmäßigen Diebstahl vor. Sie hätten sich zusammengetan, um sich durch Einbrüche eine dauerhafte Einnahmequelle größeren Ausmaßes zu verschaffen, erklärte der Staatsanwalt bei der Verlesung der Anklage. Beide Männer sitzen seit dem 23. März in Untersuchungshaft.
Überfall auf Kieler Gablenzbrücke: Fotografen mit Drohnen ausgeraubt
Strafrechtlich noch schwerer wiegt als die Autodiebstähle ein bewaffneter Raubüberfall auf der Gablenzbrücke in Kiel, der den Angeklagten ebenfalls zur Last gelegt wird. Gemeinsam mit einem dritten Täter sollen sie auf der vielbefahrenen Brücke an der Hörn zwei junge Fotografen überfallen und ausgeraubt haben, die mit ihren Drohnen den attraktiven Panoramablick auf Hafen und Förde festhalten wollten.
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Die Täter sollen die Opfer massiv bedroht haben. „Beide hielten Messer in den Händen“, so die Anklage. Ihnen sei angedroht worden, dass sie getötet würden, wenn sie kein Geld herausgäben. Einer der eingeschüchterten Zeugen zückte daraufhin seine Brieftasche, aus der die Täter mindestens 70 Euro Bargeld entwendeten.
Gestohlene Autos in der Nähe des Hauses des Angeklagten sichergestellt
Zudem erbeuteten die Räuber eine Steuereinheit für die Drohnen, eine Powerbank und ein Smartphone. Bevor sie flüchteten, erneuerten sie ihre Drohung, für den Fall, dass die Polizei alarmiert würde. Doch genau das taten die von ihnen angegriffenen Zeugen. Daraufhin konnten die Angeklagten sehr schnell in der Nähe des Tatorts festgenommen werden.
Auch der Erfolg der Täter bei der vorherigen Einbruchsserie war nicht von Dauer: Die gestohlenen Autos, ein VW Tiguan und ein VW Touran, stellte die Polizei innerhalb von jeweils zwei Tagen in Kiel-Gaarden sicher – nur wenige Schritte von der Wohnung des älteren Angeklagten (27) entfernt.
Einbrecher schreckten Bewohner aus dem Schlaf
Im ersten Fall drangen die Täter in der Nacht vom 14. auf den 15. März in ein Einfamilienhaus am östlichen Ortsrand der 700-Einwohner-Gemeinde Wisch (Kreis Plön) ein. Die Bewohner schliefen und bemerkten zunächst nichts, bemerkten dann aber das Fehlen ihres vor der Tür geparkten VW Tiguan.
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Der Erfolg motivierte die Täter, es in der nächsten Nacht erneut zu versuchen. Doch als sie am 16. März gegen 2 Uhr nachts durch ein Wohnhaus in Probsteierhagen schlichen, wurde ein Anwohner wach. „Hey, was macht ihr da?!“, rief der Zeuge, aufgeschreckt aus dem Schlaf, als er in seinem eigenen Haus seltsame Stimmen hörte. Die Einbrecher, die bereits den Autoschlüssel für einen Touran gefunden hatten, flüchteten unversehrt.
Mitangeklagter (21) bestreitet Tatbeteiligung
In Kiel-Gaarden entdeckte die Polizei inzwischen den zuvor gestohlenen VW Tiguan. Der ältere Angeklagte (27) legte vor Prozessbeginn ein Geständnis ab. Demnach startete er in der Nacht zum 19. März gemeinsam mit seinem jüngeren Komplizen (21) in der Gemeinde Stein auch den dritten Raubüberfall. Der von ihm angeklagte Mitangeklagte bestreitet jedoch, den älteren Mann jemals bei irgendwelchen Straftaten begleitet zu haben.
Beim dritten Einbruch, als Eltern und Kinder im Haus schliefen, erbeuteten die Täter Bargeld, ein Tablet und einen E-Bike-Akku. Mit dem gestohlenen Autoschlüssel starteten sie den VW Touran und fuhren von Stein zurück nach Gaarden. Auch in diesem Fall stellte die Polizei das Auto in der Nähe der Wohnung des 27-Jährigen sicher.
Strafgericht droht mit bis zu fünf Jahren Haft
Nach einer vorläufigen Einschätzung des Strafgerichts müssten die möglicherweise drogenabhängigen Angeklagten im Falle einer Verurteilung mit bis zu fünf Jahren Haft rechnen, sagte der Vorsitzende Richter. Eine mildere Strafe könne möglich sein, wenn ihnen ein psychologischer Gutachter eine eingeschränkte Handlungskontrolle attestiere. Das Gericht hat einen Sachverständigen geladen, der dies bezeugen soll.
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Schon jetzt zeigt sich, dass die Einbrüche und Autodiebstähle zum Anstieg der Eigentumsdelikte beigetragen haben, den die Polizei nach einer Corona-Delle verzeichnete: Wurden im Jahr 2022 in Schleswig-Holstein noch 752 Kraftfahrzeuge als gestohlen gemeldet, stieg die Zahl im Folgejahr 2023 auf 907 – ein Plus von 20 Prozent laut Kriminalstatistik.
Noch höher ist die Wachstumsrate bei Wohnungseinbruchdiebstählen. 2022 zählte die Polizei bundesweit 2.675 Fälle. 2023 lag die Zahl bei 3.271. Ein Trost ist, dass die deutlich höheren Zahlen vor Corona bislang noch nicht wieder erreicht wurden.
CN