Ich schreibe diesen Text in letzter Minute, wie man so schön sagt. Die letzte Minute ist der Knopf, den man probiert, wenn man so lange am Bedienfeld der Widerstände und Widerwillensgefühle herumgefummelt hat, bis nichts mehr geht. Dann muss es einfach sein: in letzter Minute, gerade noch rechtzeitig, das tun, was nötig ist.
Heute nennt man es Prokrastination: das krankhafte Aufschieben von Pflichten und Aufgaben. Es muss eine Epidemie sein, Psychologen, Coaches und Betroffene melden sich allerorts zu Wort. Die Leute leiden und wollen es besser machen. Es ist stressig genug, der Job, die Deadline und so weiter. Sie wollen seriös und integer wirken, möglichst berechenbar. Und sie wollen weniger leiden, denn nicht anzufangen, aufzuschieben und Dinge bis zur letzten Minute liegen zu lassen, erzeugt Stress.