Immer wieder verkaufen Senioren ihr Eigenheim, um ihren Ruhestand auf einer Kreuzfahrt zu verbringen.Bild: IMAGO/Rupert Oberhäuser
Urlaub & Freizeit
Für die meisten Menschen ist der Urlaub die schönste Zeit des Jahres. Zwei oder drei Wochen, die sorgfältig geplant, mit viel Zeit und Geld ermöglicht und monatelang mit Spannung erwartet werden. Viele der beliebtesten Reiseziele liegen sonnig, tropisch und am Meer.
Weil diese Eigenschaften nicht nur junge Leute anziehen, hat sich unter Senioren ein neuer Trend entwickelt. Statt ihren Lebensabend dort zu verbringen, wo sie sich den Rücken freigehalten haben, verkaufen viele ihr Hab und Gut und ziehen in den sonnigen Süden. Die Luxusvariante des Ruhestands in der Sonne ist eine Dauerkreuzfahrt. Doch die Entscheidung, seinen Ruhestand auf den Weltmeeren zu verbringen, birgt auch Risiken.
Kreuzfahrt: Drei Monate Nordirland statt drei Jahre um die Welt
Das musste eine 68-jährige Amerikanerin aus Florida erfahren. Jenny Phenix hatte sich nach der schier endlosen Weltreise gesehnt und alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie zu verwirklichen. Die geschiedene Mutter zweier Kinder hatte ihr Haus für viel Geld verkauft und für einen sechsstelligen Betrag eine Kreuzfahrt gebucht.
Rund 315.000 Euro sollte die Reise kosten, die Phenix von Europa über Asien sowie Nord- und Südamerika rund um den Globus führen sollte. Der 68-Jährige hatte keine Kosten gescheut, um die nächsten drei Jahre unbeschwert an Deck der Villa Vie Odyssey verbringen zu können. Am 15. Mai sollte das Kreuzfahrtschiff, das Platz für knapp 1000 Passagiere bietet, von Belfast aus in See stechen, um anschließend die Weltmeere zu umsegeln.
Hierzu kam es jedoch nicht, da eine Reihe technischer Probleme den Start von Villa Vie Odyssey immer wieder verzögerte. Die Abfahrt wurde in der Folge immer wieder verschoben und die Passagiere mehrfach vertröstet. Die meisten von ihnen hatten sich jedoch bereits in Nordirland versammelt.
Weltreise beendet: Rentner wegen privater Chats bestraft
Phenix, die aus dem sonnigen Florida stammt und eigentlich nur ein paar Tage britisches Wetter erwartet hatte, blieb mehrere Monate auf dem Trockenen sitzen. Ihr Vitamin D holte sie sich nicht von der Sonne der Karibik oder der Philippinen, sondern in Form von Tabletten. Das strapazierte wohl ihre Geduld und sie neigte dazu, in Gruppenchats kritische Kommentare abzugeben.
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Dies wurde ihr letztlich zum Verhängnis, wie sie der britischen Boulevardzeitung „The Daily Mail“ sagte. Als einige ihrer Beschwerden durchsickerten, ergriff das Reiseunternehmen drastische Maßnahmen.
Der Betreiber, das Start-up-Unternehmen Villa Vie Residences, strich Phenix umgehend von der Passagierliste und erklärte den Buchungsvertrag für ungültig. Der Grund für den abrupten Rauswurf: Phenix habe „Verhalten gezeigt, das die Gruppenmoral untergrub“.
Reiseunternehmen äußert sich mit zweifelhafter Berechtigung
Wie der „Telegraph“, ein weiteres britisches Boulevardblatt, berichtet, äußerte sich der Geschäftsführer zum Kündigungsgrund folgendermaßen: „Wir haben mehr als ein Dutzend offizielle Beschwerden von Passagieren bezüglich Ihrer ständigen Klagen und Negativität erhalten.“ Aufgrund der „überwältigenden Resonanz“ sehe sich das Unternehmen gezwungen, den Vertrag zu kündigen.
Pech in der Karibik: Eine Kreuzfahrt musste für drei Monate unterbrochen werden.Bild: imageBROKER/G. Gräfenhain
Jenny Phenix beharrt auf ihrer Version: „Die Frustration unter den Passagieren wuchs mit jeder neuen Verspätung. Und Ich war einer von denen, die wichtige Fragen am lautesten gestellt haben.“ Viele ihrer Leidensgenossen dankten ihr daher für ihre Beharrlichkeit.
Dennoch ist Phenix verwirrt. Und der Grund liegt auf der Hand: „Das waren private Gespräche – ich habe nie etwas darüber in den sozialen Medien gepostet.“
Wie die Daily Mail berichtet, hofft Villa Vie Residences, dass sein Flaggschiff spätestens nächste Woche in See stechen kann – dann ohne Jenny Phenix. Wenn der Plan nach zahlreichen Reparaturen aufgeht, wird die Odyssey etwa vier Monate hinter dem Zeitplan liegen.
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