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(Motorsport-Total.com) – Lando Norris hat den Großen Preis von Abu Dhabi gewonnen und damit McLaren den Sieg in der Formel-1-Konstrukteurs-Weltmeisterschaft 2024 gesichert. In einem Saisonfinale, das von der Dramatik weitaus spannender war als erwartet, triumphierte am Ende Norris vor den beiden Ferrari-Piloten Carlos Sainz und Charles Leclerc.

© Motorsport Images
Lando Norris gewann souverän den Großen Preis von Abu Dhabi 2025
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Das Zittern für McLaren begann bereits in der ersten Runde, als Oscar Piastri aufgrund einer Kollision mit Max Verstappen (Red Bull) de facto aus der Entscheidung ausschied. Gleichzeitig fuhr Leclerc eine der spektakulärsten ersten Runden in der Geschichte der Formel 1 und setzte damit seine Ankündigung vom Samstag in die Tat um, am Rennsonntag „etwas ganz Besonderes“ leisten zu wollen.
Doch am Ende behielt Norris die Nerven und holte sich sicher den Sieg, so dass Ferrari letztlich keine Chance mehr hatte, den 21-Punkte-Rückstand aufzuholen. Und Piastris turbulentes Comeback inklusive Zeitstrafe wurde dennoch mit einem WM-Punkt für Platz 10 belohnt.
Lewis Hamilton zeigte in seinem letzten Rennen für Mercedes ein herausragendes Comeback, nachdem er am Samstag unter unglücklichen Umständen im Q1 ausgeschieden war, hatte im Ziel den Reifenvorteil gegenüber seinem vor ihm liegenden Teamkollegen George Russell und überholte ihn in der letzten Runde (ohne). zu viel Widerstand) und wurde Vierter.
Die Punktewertung komplettierte Verstappen auf Platz 6, dem wegen unangemessener Sprache in Abu Dhabi erneut Konsequenzen drohen, gefolgt von Pierre Gasly (Alpine), Nico Hülkenberg (Haas), Fernando Alonso (Aston Martin) und Piastri.
Mit diesem Ergebnis sicherte sich Alpine gegen Haas und die Racing Bulls den sechsten Platz in der Konstrukteurswertung.
Valtteri Bottas (Sauber), Franco Colapinto (Williams) und Sergio Perez (Red Bull) schieden im wohl letzten Rennen ihres Teams aus. Liam Lawson (Racing Bulls) hat ganz am Ende die Power Unit ausgeräuchert.
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Droht Verstappen erneut eine Disziplinarstrafe?
Verstappen droht nach der „Scheiß-Affäre“ möglicherweise eine weitere Disziplinarstrafe. Weil er mit der Zehn-Sekunden-Strafe, die ihm die Rennleitung bei Verbüßung der Strafe auferlegt hatte, nicht einverstanden war. Am Boxenfunk tobte er: „Können wir sie nicht mal 20 Sekunden fragen? Dumme Idioten!“
Ein Funkspruch, der höchstwahrscheinlich Nachwirkungen haben wird. Als er nach dem Rennen ging ORF Auf die Frage nach seinem Boxenfunk sagte Verstappen lediglich: „Das ganze Jahr über ist viel passiert.“
Crash Piastri vs. Verstappen: Wessen Schuld?
McLaren-Teamchef Andrea Stella erlitt möglicherweise in der ersten Runde einen Herzinfarkt. Norris gewann den Start souverän. Doch dahinter kam es zur Kollision zwischen Piastri und Verstappen. Verstappen blieb drinnen, Piastri ließ ihm nicht genug Platz – und eine Paarpirouette folgte unweigerlich.
„Der Schachzug eines Weltmeisters“, kommentierte Piastri am Boxenfunk zynisch. „Rennunfall“, lautete das erste Urteil ORF-Experte Alexander Wurz. Doch die Rennkommissare sahen das anders und verhängten gegen Verstappen eine Zehn-Sekunden-Strafe.
Verstappen erklärt die Situation so: „Ich habe es versucht. Ich hatte nichts mehr zu gewinnen oder zu verlieren und bin reingegangen und habe dann schnell gesehen, dass vielleicht kein Platz mehr ist. Aber da war es schon zu spät. Ich habe Oscar kontaktiert.“ „Tut mir leid.“ . Ich habe es nicht mit Absicht gemacht.
Während Verstappen relativ schnell wieder ins Feld zurückkehren konnte, stand Piastri in der Gegenrichtung. Als das Feld nach dem Ausscheiden von Perez bei VSC neutralisiert wurde, lag Verstappen auf dem zehnten Platz (vor der Strafe) und Piastri auf dem 18. Platz.
Am Ende der vierten Runde kam Piastri an die Box (Distanzzeit: 4,4 Sekunden). Wenig später erhielt er wegen einer Kollision mit Franco Colapinto (Williams) auch eine Zehn-Sekunden-Strafe.
Ferrari lag im virtuellen WM-Duell noch hinter McLaren. Doch die Ausgangslage hatte sich dramatisch verbessert. Denn Sainz war nach der Startphase Zweiter und Leclerc hatte sich vom 19. auf den 8. Platz verbessert.
Ein weiterer Sieger beim Start war Magnussen auf P7 mit sieben Plätzen Vorsprung und einem bemerkenswerten Manöver in der ersten Runde. Und Hamilton, der sich vom 16. auf den 12. Platz verbessern konnte.
Ein Verlierer war jedoch Valtteri Bottas (Sauber), der in Kurve 6 das Heck von Perez traf und den Red Bull umdrehte. Auch dafür gab es eine Zehn-Sekunden-Strafe, und die hätte Wurz auch nicht gegeben: „Soll er sich in Luft auflösen? Für mich sind das die Startmomente, für die es die Definition eines Rennunfalls gibt.“ Denn nein.“ Eine Person allein ist schuld.“
Wie verlief das Rennen nach dem Start?
Nach zehn Runden führte Norris 3,4 Sekunden vor Sainz und 8,5 Sekunden vor Gasly, der Russell, Hülkenberg, Leclerc, Alonso und Verstappen in einem Paket hinter sich halten konnte. Und es war klar: Solange Norris gewinnt, wird in der Konstrukteurswertung nichts passieren. Aber wenn ihm etwas zustoßen würde, würde Ferrari auf der Hut sein. Denn Leclerc überholte kurz nach Alonso auch Hülkenberg.
Am Ende der 14. Runde kam Gasly an die Box (Stoppzeit: 2,6 Sekunden), sodass Russell endlich freie Fahrt hatte. Die Logik von Alpine bestand offenbar darin, einen möglichen Undercut mit einem frühen Boxenstopp abzuwehren.
Verstappen meldete nun, dass seine Vorderradbremsen „zu heiß“ seien: „Ich kann nicht mehr bremsen.“ Und sein Rückstand auf Leclerc wuchs tatsächlich auf mehr als vier Sekunden. Die beiden lagen im Rennen nun auf P4/5, noch vor ihren eigenen Boxenstopps.
Während Ferrari „Plan C“ für Leclerc ankündigte (Leclerc: „Das finde ich etwas optimistisch“), kamen in Runde 25/26 zunächst Sainz und dann Norris an die Box, um von mittel auf hart umzustellen. Dank des Undercuts konnte Sainz seinen Rückstand von drei auf zwei Sekunden verkürzen. Aber Norris schien die Situation immer noch unter Kontrolle zu haben.
Danach lagen Verstappen (Medium) und Hamilton (der einzige Fahrer, der auf Hard startete) auf P3/4, weil sie noch nicht angehalten hatten.
War es wieder spannend im WM-Kampf?
In der Konstrukteurswertung spitzte sich die Situation nach der Boxenstoppphase zu. Norris lag 20 Runden vor Schluss, als die Nacht über Abu Dhabi hereinbrach, gut drei Sekunden vor Sainz und 23 Sekunden vor Leclerc. Dies machte die Ausgangslage sehr spannend, da Ferrari den Titel gewinnen würde, wenn Sainz Norris auf der Strecke überholen würde. Piastri lag auf dem 14. Platz und spielte daher keine Rolle.
Hamilton lag auf dem 7. Platz, 20 Sekunden hinter Leclerc – hatte aber mit Leclerc, Gasly und Hülkenberg drei Autos vor sich, die stark rochen, als bräuchten sie einen zweiten Boxenstopp. Noch bevor diese Frage aufkam, beschäftigte sich Hamilton selbst mit der Thematik. In Runde 43 hatte er beide überholt und lag 14,2 Sekunden hinter Russell auf dem fünften Platz. „Du schaffst das“, machte ihm sogar Mercedes-Teamchef Toto Wolff Mut.
Dann irgendwann ein irritierender Funkspruch an Norris: „Glaubst du, du könntest Sainz mit frischen Reifen überholen?“ Worauf Norris antwortete: „Ja, ich denke schon.“ In den nächsten Runden beschleunigte Norris sein Tempo und baute den Vorsprung bis zur 42. Runde von 58 Sekunden auf fünf Sekunden aus.
Würde McLaren tatsächlich das volle Risiko eingehen und noch einmal anhalten, obwohl die Reifen von Sainz noch eine Runde älter waren? Oder war der Funkspruch nur ein Bluff? Sagte Wurz rein ORF-Kommentar: „Ich würde es nicht tun.“
Teamchef Andrea Stella stellte später klar, dass der Boxenfunk rein im Hinblick auf eine mögliche Safety-Car-Phase gemeint war: „Ob er neue Reifen will, wenn das Safety-Car kommt, was dann Carlos in Führung gebracht hätte, oder ob er lieber“ Wenn wir an der Spitze bleiben wollten, Carlos aber die neuen Reifen hätte, wäre das eine heikle Situation geworden.“
Norris war dann mit dem Überrunden beschäftigt und wurde vom Team gewarnt: „Sie sind jetzt sechs Sekunden vor Sainz. Gehen Sie kein Risiko mit den Nachzüglern ein!“ Und Leclerc fragte: „Verlieren wir so die Weltmeisterschaft?“ Ferraris Antwort: „Wenn es so bleibt, ja. Aber es ist noch nicht vorbei. Weitermachen!“
Wenige Runden vor Schluss geriet Ferrari in Panik, als Sainz funkte: „Ich glaube, ich habe einen Reifenschaden. Ich bin über Teile gefahren.“ Doch der Kommandostand konnte keinen Druckabfall feststellen und ließ den Spanier unbeirrt draußen. Allerdings wuchs der Rückstand von Sainz in dieser Phase auf sieben Sekunden an und Norris war damit „außerhalb unserer Reichweite“, wie Sainz zugibt.
Er sagt: „Wenn ich mir die Pace von Lando und McLaren ansehe, könnte ich nicht besser als P2 abschneiden. Ich habe alles gegeben, und vor allem im ersten Stint sah es so aus, als könnte ich an Lando mithalten. Aber mit dem harten.“ „Die Reifen waren wie schon das ganze Wochenende über ein bis zwei Zehntel schneller.“
Wann war McLaren der letzte Konstrukteurs-Weltmeister?
McLaren sicherte sich in Abu Dhabi den neunten Konstrukteurstitel der Teamgeschichte. Zum bislang letzten Mal gewann der im britischen Woking beheimatete Rennstall 1998 (mit Mika Häkkinen und David Coulthard) den Konstrukteurspokal.
Mit seinem neunten WM-Triumph hat McLaren erneut Mercedes (8) überholt und liegt nun auf Platz zwei der ewigen Formel-1-Bestenliste. Übrigens ex aequo mit dem britischen Williams-Team, das zuletzt 1997 mit Jacques Villeneuve und Heinz-Harald Frentzen Mannschaftsmeister wurde.
„Zak und ich haben bereits gesagt, dass wir uns heute Abend unkontrolliert betrinken werden“, grinst Norris in seiner Triumphstunde.
Rekordhalter bleibt übrigens Ferrari mit 16 Konstrukteurs-Weltmeisterschaften (zuletzt 2008). Red Bull liegt mit sechs Titeln auf Platz 6. Insgesamt haben bereits 15 verschiedene Teams die Konstrukteursmeisterschaft gewonnen. Der erste Champion war Vanwall im Jahr 1958.
Formel-1-Saison vorbei – was nun?
Für echte Formel-1-Fans bedeutet das Ende des Rennens auf dem Yas Marina Circuit nicht das Ende des Tages. Denn am Sonntagabend gibt es eine große Analyse mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll auf dem YouTube-Kanal von Formula1.de. Die F1-Show beginnt um 21 Uhr deutscher Zeit (MEZ) und wird nicht nur auf YouTube, sondern auch auf Twitch live übertragen.
Wem das noch nicht reicht und wer seine Meinung äußern möchte, hat am Montagabend die Gelegenheit dazu. Und zwar in der noch relativ neuen Call-In-Show „Live at Scheuren“, die am Montagabend ab 20:30 Uhr exklusiv auf dem Twitch-Kanal von Formula1.de zu sehen ist und bei der Zuschauer die Möglichkeit haben, sich per Einwahl am Telefon zu sehen und diskutieren Sie mit Kevin Scheuren über Themen rund um die Formel 1.
Am Dienstag kommt es zu einer letzten Formel-1-Action auf der Strecke. Einige Fahrer und alle Teams werden nach dem freien Tag am Montag ab Dienstag erneut in Abu Dhabi bleiben, um zu testen. Auf dem Programm stehen ein Reifentest von Pirelli und ein Nachwuchstest. Den Teams ist es daher erlaubt, zwei Autos parallel einzusetzen.
Für viele Fahrer ist dies eine gute Gelegenheit, sich frühzeitig an ihr neues Team zu gewöhnen. Unter anderem dürfen Nico Hülkenberg und der frischgebackene Formel-2-Champion Gabriel Bortoleto erstmals Sauber fahren, Esteban Ocon testet erstmals den Haas und Carlos Sainz testet den Williams. Yuki Tsunoda kommt für Red Bull Racing und Andrea Kimi Antonelli für Mercedes. (Übersicht: Wer fährt für wen bei der Prüfung in Abu Dhabi?)
Erst dann geht die Formel 1 nach der längsten Saison ihrer Geschichte (24 Grands Prix und sechs F1-Sprints) in die Winterpause. Für die zehn Mannschaften endet das natürlich deutlich früher als für die Fans. Doch am 18. Februar treten die Teams erstmals wieder öffentlich in Erscheinung, wenn sie alle gemeinsam in London ihre neuen Designs vorstellen.