
Schönberg. Im Restaurant Fischküche Laboe direkt am Laboer Hafen stellen Agron und Swantje Salihu fest, dass die Nachfrage nach einem Glas Leitungswasser, wie es im Süden und auch in Skandinavien üblich ist, zunimmt. Das Paar betreibt die Fischküche, die rund um die Kieler Förde Kultstatus genießt, seit 2013. Für die beiden ist „kostenloses Leitungswasser“ ein heikles Thema, wie Agron Salihu sagt.
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„Wir bringen den Gästen ohne große Diskussion Leitungswasser und sehen das als Service. Aber das finden wir nicht richtig, vor allem nicht für die Abendgastronomie. Wer Gastronomie will, muss die Betriebe überleben lassen.“
Leider ist es nicht nur kostenloses Trinkwasser. „Die Leute bestellen immer häufiger ein Hauptgericht plus Extrateller und Extrabesteck. Das bekommen sie auch, aber eigentlich müsste man dafür Geld verlangen. Wir müssen das Geschirr spülen, abtrocknen und polieren“, sagt Agron Salihu von der Laboer Fischküche.
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Das liege sicher auch daran, dass die Menschen immer weniger Geld im Portemonnaie hätten. „Aber auch unsere Kosten sind gestiegen, vor allem durch die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz und gestiegene Lohnkosten. Wir beschäftigen 35 Mitarbeiter“, erklärt Salihu.
Buena Vista Laboe: Keine Diskussion, ob Leitungswasser gewünscht wird
Hartmut Mai, langjähriger Betreiber der Tapas-Bar Buena Vista an der Promenade in Laboe, hat schon erlebt, wie Menschen in Restaurants nach kostenlosem Trinkwasser fragen. Etwa drei von 20 Gästen würden diesen Wunsch äußern. „Wir streiten nicht mit den Gästen, das geht uns einfach auf die Nerven“, erklärt Mai seine Hauspolitik.
„Wir wollen Spaß haben“, sagt der Restaurantbesitzer. Für ihn ist klar: „Zum gastronomischen Vergnügen gehört es, ganz normal Wasser zu bestellen und zu bezahlen.“ Wenn es ausdrücklich verlangt wird, wird es serviert. Allerdings sollte sich jeder darüber im Klaren sein, dass auch die Gastronomie überleben muss, wenn sie weiter bestehen soll.
Kostenloses Leitungswasser im Restaurant je nach Situation
Im Hotel-Restaurant Seeterrassen wird Christine Geerdts nur selten nach kostenlosem Trinkwasser gefragt. „Auch wenn es etwa in Dänemark üblich ist, weiß man, dass es hier nicht so ist“, sagt sie. In all ihrer langjährigen Berufserfahrung habe ein Gast diesen Wunsch erst einmal geäußert. „Wir konnten ihn davon überzeugen, stilles Wasser zu nehmen“, sagt die Gastronomin.
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Auch in Schönberg, im Restaurant Filou am Schönberger Strand, ist die Frage nach kostenlosem Trinkwasser im Restaurant unbekannt, wie Stefanie Voß erklärt. Sie betreibt das Restaurant direkt hinter dem Deich seit anderthalb Jahren mit ihrem Partner Felix Franke und ihrem Team.
„Wer sich eine Flasche Wein gönnt, gönnt sich auch eine Flasche Wasser. Wir haben eine gute Auswahl, vom günstigen Sprudelwasser bis zum Brunnenwasser“, sagt sie. Allerdings komme es auch auf die Situation an. „Es kommt nicht in Frage, einem Gast zu Medikamenten oder zum Wein oder Kaffee ein Glas Leitungswasser zu bringen“, sagt Voß.
„Auf uns zukommen ganz andere Herausforderungen“, sagt der Betreiber und nennt die Erhöhung der Mehrwertsteuer sowie die Anhebung des Mindestlohns von 9,50 Euro im Jahr 2021 auf 12,82 Euro im Jahr 2025. „Das alles können wir nicht auf unsere Gäste abwälzen, das sind vor allem Familien mit Kindern. Denn sie haben selbst immer weniger Geld und haben Angst, sich künftig weniger leisten zu können“, so Franke.
Mit der Frage nach kostenlosem Trinkwasser im Restaurant wird Marjana Passik vom Restaurant Anno 1779 im Hof Holm in Schönberg „sehr selten“ konfrontiert. „Und wenn ein Gast Leitungswasser bestellt, bekommt er es. Wir verlangen dafür nichts“, erklärt die Inhaberin. Sie räumt allerdings ein, wenn es häufig vorkommt, also zum Beispiel eine Gruppe von 20 Personen Leitungswasser bestellt, dann verlangen sie schon etwas. „Das kenne ich auch aus meinem Ausbildungsbetrieb“, sagt sie.
CN