
Die künftige mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum hat eine Einladung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem Besuch in der Ukraine abgelehnt. „Unsere Verantwortung liegt hier“, sagte Sheinbaum laut der mexikanischen Zeitung La Vanguardia auf einer Pressekonferenz in Mexiko-Stadt. „Wir werden an bestimmten internationalen Veranstaltungen teilnehmen, die wir für wichtig erachten, aber wir werden keine großen Reisen unternehmen.“
Grundlage dieser Entscheidung sei die mexikanische Verfassung und die außenpolitische Grundhaltung, die für die Aufrechterhaltung diplomatischer Beziehungen mit allen Ländern stehe. Die Verfassung sei diesbezüglich „sehr eindeutig“, so Sheinbaum. Die designierte Regierungschefin führe damit den Kurs ihres Vorgängers, des scheidenden, ebenfalls linksgerichteten Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, fort, der auf „Nichteinmischung und friedlicher Lösung von Kontroversen“ beruhe. Die beste Außenpolitik sei eine Innenpolitik, so Sheinbaum weiter.
Wolodymyr Selesnskyj will brasilianische Haltung in Mexiko verhindern
Die Aussagen des designierten Präsidenten folgen auf die Veröffentlichung eines Interviews, das Selenskyj der mexikanischen Zeitung Excelsior gegeben hatte. Darin kündigte er an, Sheinbaum in die Ukraine einladen zu wollen. Er bedauerte auch, dass López Obrador das Land nie besucht habe, „um sich über die Realität der russischen Invasion zu informieren, und stattdessen das russische Militär zu einer Parade im Rahmen der Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit Mexikos eingeladen habe“.
In dem Interview forderte Selenskyj die Anerkennung, „dass wir für unsere Unabhängigkeit kämpfen“. Auf die Frage, was er sich von der neuen Präsidentin für die ukrainisch-mexikanischen Beziehungen wünsche, antwortete er: „Wir wollen, dass sie (Scheinbaum) dabei hilft, diese Dinge zu klären und eine faire Haltung einnimmt, denn aus meiner Sicht sollten wir nicht nach einem Gleichgewicht streben, wie Brasilien es will.“ Der ukrainische Präsident hatte zuletzt eine chinesisch-brasilianische Friedensinitiative zur Beendigung des Krieges in der Ukraine als „Theater“ abgetan und Brasilien vorgeworfen, eine prorussische Position einzunehmen. Der Plan sah unter anderem vor, den Krieg entlang der aktuellen Frontlinie einzufrieren.
Claudia Sheinbaum gewann im Juni die Wahlen in Mexiko und wird am 1. Oktober die Nachfolge von López Obrador als Staatsoberhaupt des lateinamerikanischen Landes antreten. Auch Selenskyj ist zu ihrer Amtseinführung eingeladen. Wie er in einem Interview mit Excelsior ankündigte, werde er einen „hochrangigen Vertreter“ schicken. Auch der russische Präsident Wladimir Putin soll eine Einladung erhalten haben.