Neumünster. Die Haushaltslage wird die Stadt Neumünster wohl zu Einsparungen im Bereich der Kitas zwingen. Dort gilt nach wie vor der sogenannte „Neumünster-Standard“, der mehr Betreuungspersonal und geringere Elternbeiträge vorsieht. Ob das auch im Jahr 2025 noch so bleibt, ist mittlerweile sehr fraglich.
Lesen Sie mehr nach dem Werbung
Lesen Sie mehr nach dem Werbung
Vorsorglich haben bereits alle Neumünsterer Kita-Träger protestiert. Die Vertreter der Träger und des Kreiselternverbands haben einen offenen Brief an die Ratsmitglieder geschickt. In dem dreiseitigen A4-Brief kritisieren sie die Sparpläne der Stadt bei der Kinderbetreuung – und zwar gerade, weil Träger und Stadt gerade erst einen Kompromiss erarbeitet hätten.
Hohe soziale Tragweite: Viele Familien in Neumünster zahlen keine Kita-Gebühren
„Die Drucksache zur Ratssitzung zur Kita-Finanzierung entspricht nicht dem im breiten Konsens zwischen Trägern, Eltern und Verwaltung vereinbarten Kompromiss. Durch die Änderung wird die Kita-Versorgung und frühkindliche Bildung für unsere Neumünster Kinder unmöglich“, heißt es in dem Schreiben.
Lesen Sie mehr nach dem Werbung
Lesen Sie mehr nach dem Werbung
Laut „Neumünster Standard“ ist hier die Betreuungsquote höher als im Rest des Landes, zugleich verlangt Neumünster von Familien die bundesweit niedrigsten Gebühren für die Kinderbetreuung: Sie liegen bei 4,55 Euro pro Betreuungsstunde und Woche, nach dem Schleswig-Holsteinischen Kindertagesstättengesetz sind 5,66 Euro und sogar 5,80 Euro (für Kinder unter drei Jahren) möglich.
Zudem verfügt Neumünster über einen großzügigen Sozialtarif, der viele Familien von der Gebührenzahlung befreit. Die Stadt subventioniert das Mittagessen in den Kitas mit zusätzlich 400.000 Euro pro Jahr: Statt der etwa kostendeckenden 73 Euro zahlen die Eltern nur 60 Euro im Monat.
Vier Jahre lang investierte die Stadt Neumünster für diese freiwilligen Angebote jährlich zwölf Millionen Euro zusätzlich in das Kita-System. „Wir fanden diese Entscheidung großartig und zugleich notwendig“, lobten Kita-Träger und Eltern. Anfang 2025 laufen diese Angebote allerdings aus und die Stadt muss sparen. Ab 2025 beträgt der zu zahlende Betrag nicht mehr zwölf Millionen Euro, sondern nur noch 4,9 Millionen Euro pro Jahr. Damit hätten die Träger leben können, nun wird der Extra-Etat womöglich noch einmal um eine Million auf 3,9 Millionen Euro gekürzt.
Carrier protestieren mit offenem Brief gegen mögliche Kürzungen
„Mit 3,9 Millionen Euro ist es schlicht unmöglich, Öffnungszeiten und qualitativ hochwertige Betreuung zu gewährleisten. Die ursprünglich beantragte Summe von 4,9 Millionen Euro ist das absolute Minimum, das wir benötigen – und das war nicht nur ein Verhandlungsauftakt, sondern eine klare Notwendigkeit“, heißt es in dem offenen Brief. Zudem seien in der Summe die vier neuen Einrichtungen, die sich im Bau befinden und bald eröffnen, noch gar nicht berücksichtigt. „Damit haben wir pro Kita noch weniger Geld zur Verfügung, was die Situation zusätzlich verschärft“, heißt es in dem offenen Brief.
Die Ratssitzung soll am 24. September darüber entscheiden. Eine klare Linie gibt es allerdings noch nicht, denn die Fraktionen hadern noch immer mit dem richtigen Weg. Die CDU will zwar fordern, dass es bei dem Betrag von 4,9 Millionen Euro bleibt, die SPD etwa hat das bereits abgelehnt.
Lesen Sie mehr nach dem Werbung
Lesen Sie mehr nach dem Werbung
Ziemlich sicher ist, dass die Elternbeiträge für die Kinderbetreuung und das Mittagessen im nächsten Jahr teurer werden. Die Verwaltung schlägt dem Rat vor, den Stundensatz für die Kinderbetreuung von 4,55 Euro auf 5,10 und 5,20 Euro (für Kinder unter drei Jahren) anzuheben – oder in einer zweiten Variante auf 5,66 und 5,80 Euro. Das Mittagessen erhöht sich von 60 Euro im Monat auf 67 bzw. 73 Euro.
CN