
Die Stimmung auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover ist ziemlich gut, zumindest bei allen, die E-Fahrzeuge im Portfolio hatten. Am auffälligsten war, dass bei den schweren Sattelzügen im Verteiler- und Fernverkehr die Trendwende stattfindet. Keiner der Beteiligten stellt infrage, ob sie kommt, alle arbeiten nur an der Umsetzung. Der einfache Grund: Niedrigere Gesamtkosten sind schon heute realisierbar. Entscheidend sind die Rahmenbedingungen, also Ladeinfrastruktur und Softwaretools. Es kippt in Richtung batterieelektrischer Antriebe, und zwar schnell.
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Für Speditionen und Logistiker zählen bei der Auswahl von Traktoren einzig und allein die Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO). Dazu zählen Energiekosten, Maut, Mechaniker auf dem Betriebshof und natürlich die Fahrzeuge und die Trucker selbst. Genau hier verschiebt sich die Nutzfahrzeugwelt vom Dieselmotor zum batterieelektrischen Antrieb: bei den schweren Zugmaschinen, die im Verteiler- und Fernverkehr Güter bewegen. Entsprechend gut ist die Stimmung an den IAA Nutzfahrzeuge-Messeständen von MAN und Iveco, Mercedes und Volvo. Wer will – und das ist vorerst noch so – kann sich den bewährten Dieselschlepper holen. Doch immer mehr probieren den Elektroschlepper aus.
Fakt ist, dass entsprechende Produkte erst jetzt in Serie gehen. Stellvertretend dafür steht der Mercedes e-Actros 600: Die 621 kWh der Traktionsbatterie reichen für viele Einsatzzwecke bereits aus. Bei einem tatsächlichen Stromverbrauch von 90 bis 120 kWh/100 km sind die gesetzlichen Fahrzeiten der limitierende Faktor: 4,5 Stunden Fahrt mit maximal 80 km/h, 45 Minuten laden, 4,5 Stunden fahren. Nein, noch sind nicht alle Szenarien abgedeckt, und die Lkw-spezifische Infrastruktur liegt nahe Null. Doch das wird sich bald radikal ändern.
- Die IAA Transportation 2024 findet vom 17. bis 22. September auf dem Messegelände in Hannover statt
- Fast 1700 Aussteller sind vor Ort
- IAA-Dauerkarte 2024 kostet 74 Euro, das ermäßigte Tagesticket 9 Euro
- Die IAA Nutzfahrzeuge findet seit 1992 in Hannover statt
- Seit 2021 heißt die IAA Nutzfahrzeuge offiziell IAA Transportation
Megawatt-Ladegerät an rund der Hälfte der Standorte
Am 16. September hat die Nationale Leitstelle für Ladeinfrastruktur eine Ausschreibung für den Bau von Ladestationen an unbemannten Rastplätzen veröffentlicht. Auch die Industrie selbst ist sehr aktiv und hat mit „Milence“ ein Joint Venture für den Bau von Megawatt-Ladern gegründet: Sie liefern über 1000 kW – also ein Megawatt – Ladeleistung.
Laut einer Analyse der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur auf Basis von Mautdaten müssen rund die Hälfte der 350 ermittelten öffentlichen Standorte mit über 4.200 Abgabepunkten so leistungsstark sein. Für die übrigen genügen Ladeleistungen von bis zu 300 oder 400 kW, wie sie für Pkw gelten. Was fehlt, sind Durchfahrlösungen speziell für Sattelschlepper auf den üblichen Lkw-Parkplätzen. Die Branche ist jedenfalls vorbereitet. Alpitronic aus Italien etwa, Marktführer bei DC-Ladestationen, hat einen Megawatt-Lader angekündigt, ebenso der polnische Konkurrent Ekoenergetyca.
Mittel nur für Infrastruktur nötig
In Hintergrundgesprächen auf der IAA Nutzfahrzeuge wird deutlich, dass die Infrastrukturkosten der einzige Punkt sind, bei dem sich die Beteiligten noch eine Förderung wünschen. Bei Sattelzugmaschinen, die für E-Trucks rund 280.000 Euro statt rund 130.000 Euro für Dieselmotoren kosten, ist das nicht mehr nötig: Der Wegfall der Maut bis Ende 2025 und die anschließende Maut-Senkung in Verbindung mit dauerhaft geringeren Antriebsenergiekosten machen eine Finanzierung der Kosten bereits heute möglich.

Christoph M. Schwarzer
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Überhaupt sind Aussagen zu hören, die vor zehn Jahren in der Nutzfahrzeugszene noch undenkbar gewesen wären: Das Wichtigste sei politische Verlässlichkeit, betonten mehrere hochrangige Branchenvertreter. Bitte weiter auf Kurs bleiben, um auf Elektroantrieb umzusteigen, und das heißt jetzt nur noch batterieelektrisch. Andere Optionen wie wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen werden zwar noch gezeigt, aber nicht mehr mit Nachdruck verfolgt. Sie sind allenfalls für Nischenmärkte interessant. Im weiteren Sinne entscheiden die Kosten, und es ist keine absehbare Perspektive, dass Wasserstoff als Antriebsenergieträger dem Strom Konkurrenz machen könnte.
Abrechnungstools und individuelle Ladelösungen
Mindestens genauso wichtig wie die Fahrzeuge ist dabei das Umfeld. Das zeigt sich beispielsweise bei Elli, einem Unternehmen, das zur Volkswagen Charging Group gehört. Elli stellt in Hannover das Koordinationstool „ConnectPro“ vor: Die Abrechnung an den Ladesäulen kann der Flottenmanager direkt nachverfolgen. Alles aus der Ferne. Die Fahrer sollen das Laden möglichst unkompliziert und einfach abwickeln können, also ohne lästige Papierbelege oder ähnliches.