
Während manche das Schlimmste der Überschwemmungen bereits überstanden zu haben scheinen, bereiten sich andere noch darauf vor. In Sachsen steigen die Pegelstände an der Elbe, Brandenburg bereitet sich auf Hochwasser an der Oder vor.
In Deutschland konzentrieren sich die Einsatzkräfte vor allem auf die Pegel von Elbe und Oder. In den Nachbarländern laufen in den Hochwassergebieten bereits die ersten Aufräumarbeiten.
In Dresden Die Elbe hat am Vormittag die Sechs-Meter-Marke erreicht. Die Alarmstufe liegt laut Landeshochwasserzentrale nun bei 3. Am Nachmittag um 15.45 Uhr lag der Pegelstand in Dresden bei 6,06 Metern, der Normalwert liegt bei unter zwei Metern. Die Elbwiesen in der Landeshauptstadt sind überschwemmt.
Erwartet keine Alarmstufe 4 an der Elbe
Hydrologen rechnen damit, dass die Pegelstände der Elbe in den kommenden Tagen noch leicht ansteigen werden, die Richtwerte der Alarmstufe 4 dürften aber an keinem der sächsischen Elbepegel erreicht werden. Sie rechnen mit dem Eintreffen „eines sehr langgezogenen Hochwasserscheitels“ am Donnerstagmorgen.
Mit Ausnahme der Elbe gehen die Hochwasser in Sachsen stetig zurück. Auch in den Flüssen entspannt sich die Lage – sinkende Wasserstände sind laut Landeshochwasserzentrale in Spree, Lausitzer Neiße und Schwarzer Elster zu beobachten.
Die Hochwasser führende Elbe fließt an der teilweise eingestürzten Carolabrücke vorbei.
Krisenstäbe in Brandenburg bleiben in Alarmbereitschaft
In Brandenburg Krisenstäbe sind weiterhin in Alarmbereitschaft. Die Menschen versuchen, ihre Häuser vor möglichen Schäden durch das drohende Hochwasser an der Oder zu schützen.
Die höchste Alarmstufe 4 mit einem Wasserstand von rund sechs Metern dürfte laut Prognose des Landesamtes für Umwelt in den nächsten Tagen in der Kleinstadt Ratzdorf erreicht werden, wo die Oder erstmals brandenburgisches Gebiet erreicht.
Ende der Hochwasserlage in Bayern
In Bayern Die Hochwassersituation sei beendet, teilten die Behörden mit. Lediglich an einzelnen Wasserständen, etwa an der Mündung von Isar und Donau bei Deggendorf in Niederbayern, sei zwischenzeitlich mit leichten Anstiegen der Wasserstände zu rechnen.
Der Deutsche Wetterdienst warnte heute nicht vor weiteren Niederschlägen. Auch die Schneeschmelze in den Alpen werde voraussichtlich „moderat“ ausfallen.
Zwei Millionen Menschen betroffen
Weitaus dramatischer ist die Lage in den Hochwassergebieten Mittel- und Osteuropas. Dort sind bei den Überschwemmungen bisher mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen. Laut EU-Kommissar Janez Lenarcic sind zwei Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen.
„Innerhalb weniger Tage fielen drei- bis viermal so viele Niederschläge wie im durchschnittlichen Monat“, sagte der für Krisenprävention zuständige Spitzenpolitiker des Europaparlaments in Straßburg. Flüsse wie die Donau stiegen daraufhin auf ein Niveau, das seit einem Jahrhundert nicht mehr erreicht worden war.
Beginn der Aufräumarbeiten in Polen
In Polen Die Aufräumarbeiten begannen. In der Kleinstadt Nysa, rund 80 Kilometer von Breslau entfernt, hob der Bürgermeister den Evakuierungsbefehl auf.
Wasser wurde aus öffentlichen Gebäuden gepumpt. Nachdem die Glatzer Neiße das Kreiskrankenhaus überflutet hatte, richtete die Armee dort ein Feldlazarett ein. Insgesamt wurden 10.000 Soldaten in das Katastrophengebiet entsandt.
Von der Leyen wird im Krisenzentrum erwartet
Die Gefahr weiterer Überschwemmungen ist noch nicht gebannt: Die Flutwelle hat mittlerweile die Region nahe Breslau im Westen erreicht. In der Kleinstadt Olawa liege der Wasserstand derzeit bei 7,39 Metern und könne noch um fünf Zentimeter steigen, sagte Grzegorz Walijewski vom Meteorologischen Institut der Nachrichtenagentur PAP. Der Normalpegel liege bei rund zwei Metern.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag werde die Hochwasserwelle, die derzeit Olawa bedroht, Breslau erreichen. Da zwischen Olawa und Breslau mehrere Nebenflüsse in die Oder münden, die ebenfalls viel Wasser führen, sei es nicht ausgeschlossen, dass es auch in Breslau zu Überschwemmungen komme, so der Experte.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reist morgen in ein Hochwassergebiet in Polen. Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk habe die CDU-Politikerin eingeladen, teilte die EU-Kommission mit. Unter anderem soll von der Leyen ein Krisenzentrum besuchen.
Breslau: Mitarbeiter und Freiwillige des Breslauer Zoos schützen den Garten mit Sandsäcken vor Überschwemmungen.
Berichte über Plünderungen in Tschechien
In Tschechische Republik Unweit der Grenze zu Sachsen blickten die Menschen noch immer besorgt auf die Elbe. In Usti (Aussig) sollen Barrieren und Sandsäcke das Stadtgebiet schützen. Im Osten des Landes haben derweil Aufräumarbeiten begonnen.
Vielerorts bot sich den Helfern ein Bild der Zerstörung. Massenweise Schlamm drang in Geschäfte, Häuser und Schulen ein. Die Armee war im Einsatz. Entlegene Orte im Altvatergebirge, die besonders stark betroffen waren, wurden per Hubschrauber versorgt. Es gab Berichte über erste Plünderungen. Präsident Petr Pavel besuchte das Katastrophengebiet.
Die Zahl der Toten stieg damit auf vier. In der Gemeinde Kobyle nad Vidnavkou sei die Leiche einer seit Tagen vermissten 70-jährigen Frau entdeckt worden, teilte die Polizei mit. In Tschechien werden noch immer mindestens sieben Menschen vermisst.
18 Orte in Österreich nicht barrierefrei
In Österreich sanken die Pegelstände heute weiter. Dadurch werde „das Ausmaß der verheerenden Schäden immer deutlicher sichtbar“, sagte Niederösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreter Stephan Pernkopf.
In Kleinschönbichl kommt es in weiten Teilen der Stadt weiterhin zu Überschwemmungen und die Feuerwehr ist mit Pumpen im Einsatz, um Straßen und Felder vom Wasser zu befreien.
18 Orte im Bundesland sind noch immer nicht erreichbar. Einsatzkräfte sind mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Im öffentlichen Verkehr entspannt sich die Lage: Die wichtige Bahnstrecke von Wien nach München ist wieder eingeschränkt befahrbar, auch die U-Bahnen in Wien sind wieder in Betrieb.
Die Regierung kündigte Hochwasserhilfen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro für Kommunen, Privatpersonen und Unternehmen an.
Bratislava kommt glimpflich davon
In der Slowakei entspannt sich die Hochwasserlage langsamer als zunächst erhofft. In der Hauptstadt Bratislava stieg der Wasserstand am Mittwochnachmittag leicht auf 9,85 Meter. Vor allem aus Richtung Österreich strömte verstärkt Regen und Schmelzwasser ein. Die Behörden versicherten allerdings, für die Innenstadt bestehe keine akute Gefahr mehr.
Die am innerstädtischen Flussufer errichteten mobilen Schutzwände seien für einen Wasserstand von bis zu 10,13 Metern ausgelegt und hätten damit das aktuelle Hochwasser gut überstanden, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur TASR.
Flussabwärts entlang der Grenze zu Ungarn steigt die Donau immer weiter an. Dazu tragen auch die aus der Nordslowakei kommenden Nebenflüsse bei.
Sturmtief „Boris“ bringt heftige Regenfälle nach Italien
Laut Wettervorhersage ist in weiten Teilen Italiens wegen des Sturmtiefs „Boris“ mindestens bis Freitag mit heftigen Regenfällen und sogar Wolkenbrüchen zu rechnen.
Bei schweren Regenfällen ist in der Region Apulien im Süden des Landes ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen.