
Groß Vollstedt. „Statusbericht zum Umbau der Alten Bäckerei in Groß Vollstedt zur Unterbringung von Asylbewerbern.“ Dies war einer der Tagesordnungspunkte der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses Nortorfer Land – und zwar ein ganz bedeutsamer. Demnach hat der Kreis jüngst die ehemalige Landbäckerei Sievers erworben, um sie in eine Flüchtlingsunterkunft umzuwandeln. Der Bürgermeister der Gemeinde reagierte darauf mit einem Schnauben.
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Die 1894 gegründete Landbäckerei Sievers war eine echte Institution in Groß Vollstedt. Handwerker und Pendler aus der ganzen Region machten dort Halt, um sich mit den für ihre hervorragende Qualität gelobten Backwaren des traditionsreichen Familienbetriebs einzudecken. Hin und wieder sorgte der große Andrang zur Rush Hour für kleinere Verkehrschaos im Ort.
Büro kaufte ehemalige Bäckerei in Groß Vollstedt
Zum Leidwesen der Kunden, die in Groß Vollstedt täglich 5.000 und mehr Brötchen kauften, war damit 2018 Schluss. Der Inhaber zog sich aus Altersgründen zurück, als Nachfolger konnte jedoch das Gettorfer Backhaus gefunden werden. Dieses Engagement war allerdings bereits 2020 beendet. Zu wenig Umsatz, so die Begründung der Gettorfer. Seitdem ist in der Dorfstraße 21 der Ofen kalt, auch sonstige Geschäftsaktivitäten gibt es dort nicht.
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Mit dem Kauf des Gebäudes durch die Kreisverwaltung ist eine gewerbliche Nutzung auf Dauer wohl nicht mehr möglich. Wie etwa im Achterwehr haben auch die Gemeinden im Nortorfer Land die Schaffung und den Betrieb von Flüchtlingsunterkünften an die Kreisverwaltung übertragen. Und genau dafür wollen sie nun die ehemalige Bäckerei in Groß Vollstedt nutzen.
Platz für rund 20 Flüchtlinge in der Alten Bäckerei in Groß Vollstedt
Bis die ersten Geflüchteten einziehen, wird es allerdings noch dauern. Laut Dieter Staschewski, Leiter des Amtes Nortorfer Land, ist ein Bauantrag erforderlich, um das Gebäude seiner neuen Bestimmung entsprechend nutzen zu können. Allerdings sei „der Bauantrag noch nicht einmal gestellt.“ Mit der Sanierung könne im Frühjahr 2025 begonnen werden, die ersten Zimmer könnten also wohl frühestens im zweiten Quartal desselben Jahres bezogen werden.
Den Kaufpreis des von Familie Sievers erworbenen Objekts hält das Amt geheim, doch erste grobe Schätzungen gehen von 700.000 Euro Kosten für die Sanierung aus. Der stolze Preis ist unter anderem auf den „sehr teuren Brandschutz“ zurückzuführen, wie Staschewski es nennt. Je nachdem, ob Familien, Paare oder Einzelpersonen kommen, könnten so nach Schätzung des Amtes etwa 20 Flüchtlinge Platz finden.
Gemeinde Groß Vollstedt fühlt sich ignoriert
Der Bürgermeister von Groß Vollstedt reagierte überrascht auf die Nachricht. „Es ist schade, dass wir nicht mitreden durften“, sagte Christopher Schmidt (parteilos). Als Gemeinde hätte man sich gewünscht, an den Entscheidungen beteiligt zu werden. Er gibt zudem zu bedenken, dass es in Groß Vollstedt, wo es noch keine offizielle Unterbringung gebe, durchaus Befürchtungen gebe, mit welchen Menschengruppen man es zu tun bekomme.
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Das Amt habe immerhin zugesagt, jemanden einzustellen, der sich um die Neuankömmlinge kümmere, und generell dürfe man den Flüchtlingen nicht von vornherein mit Misstrauen begegnen, sagt Schmidt, sieht aber auch Gründe für etwas Gelassenheit. Bezirksdirektor Staschewski betont derweil: „Das wollen wir mit der Unterkunft nicht dauerhaft machen.“ Gut möglich, dass die ehemalige Bäckerei in einigen Jahren wieder verkauft wird und dann ganz anderen Zwecken dient.
CN