Kiel. Arnd Zeigler kommt zu KielDer Moderator, Journalist, Autor und Stadionsprecher wird mit seinem neuen Programm „Glück ist immer Können!“ gleich an zwei Terminen im Güterbahnhof zu Gast sein. Trotz Kommerzialisierung und zunehmend undurchsichtiger Regeln ist Fußball für Zeigler wie „Darth Vader“. Es steckt noch immer viel Gutes darin. Und so dürfen sich die Zuschauer auch dieses Mal wieder auf eine „vollgepackte“ Show freuen.
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Herr Zeigler, was macht Ihnen noch immer so viel Freude am Fußball?
Arnd Zeigler: Da kommen wir schon in die Tiefenpsychologie. Mir ist es genauso ergangen wie vielen Fans. Man ist begeistert vom Fußball und merkt irgendwann, dass sich viele Dinge eingeschlichen haben, die einem keinen Spaß mehr machen. Deswegen versuche ich, den Fußball einfach so zu beobachten, dass ich die Dinge rauskrame, die mir noch Spaß machen und darauf achte, dass die Leidenschaft trotzdem funktioniert. Zunächst einmal für mich, dann aber hoffentlich auch für die Zuschauer bei den Shows.
Was bedroht diese Leidenschaft derzeit?
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Als ich mit dem Fußballspielen begann, gab es keine WM in Katar, keine Geisterspiele, bei denen die Anwesenheit von Fans nicht mehr wichtig war, und auch keinen deutschen Meistertitel. Berechenbare Ligen sind definitiv eine große Bedrohung. Oder wenn man sich die Auftritte von FIFA-Chef Gianni Infantino anschaut, da ist kein Schamgefühl mehr da. Die sagen einfach: Wir bereichern uns, jeder merkt es, aber uns stört es nicht. Da ist ein dramatischer Moralverlust eingetreten. Wenn das in meiner Kindheit so gewesen wäre, hätte ich Fußball nie als etwas so Besonderes empfunden.
War früher alles besser?
Nein, natürlich nicht alles. Aber in meiner Kindheit, in meinen ersten vier Jahren als Fan, gab es vier verschiedene deutsche Meister. In der Kicker-Sonderausgabe wurde Jahr für Jahr die Frage gestellt, wer in dieser Saison den Pokal holt. Und es wurden acht verschiedene Mannschaften genannt. Das ist einfach viel näher an dem, was ich mir von der Liga wünsche, als das, was wir jetzt haben. Das ist auch der Grund, warum wir uns in den letzten Jahren so für die 2. Liga begeistern konnten, weil die finanzielle Schere nicht so groß ist. Ganz nach alter Fußballromantik wird mit dem Aufstieg belohnt, wer für das geringste Geld am cleversten einkauft.
„Ich glaube, es waren nur die Störche und Schleswig-Holstein an der Reihe“
Haben Sie deshalb Ihre Sympathie für Holstein Kiel so offen zum Ausdruck gebracht?
Gemeinsam mit Philipp Köster I (Anmerkung der Redaktion: Chefredakteur 11Freunde) in unserem Podcast hin und wieder Streit, weil ihm die „Verzwergung“ der Bundesliga nicht gefällt. Ich sage, dass es das Beste ist, was passieren kann – dass Vereine durch gute Arbeit aufsteigen. Holstein Kiel hat Rückschläge immer wieder überwunden, wie den fürchterlichen verpassten Aufstieg vor drei Jahren. Ich glaube, da waren gerade die Störche und Schleswig-Holstein an der Reihe.
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Halten solche Geschichten Ihre Freude am Fußball aufrecht?
Ich freue mich, dass Holstein Kiel aufgestiegen ist. Ich freue mich, dass Werder Bremen sich nach dem Wiederaufstieg in die Bundesliga stabilisiert hat. Man muss sich über Kleinigkeiten freuen. Für Fans von Holstein Kiel ist das Bundesliga, auch wenn es nur für ein Jahr ist. Aber das muss man aufnehmen und im Herzen tragen.
Gibt es im modernen Fußball allgemein positive Entwicklungen?
Die Stadien sind mittlerweile bis zur 3. Liga voll. Es gibt Zuschauerzahlen, die früher kein Bundesliga-Verein erreicht hat. Als ich angefangen habe, zu Werder zu gehen, habe ich ziemlich viele Spiele vor 13.000 Zuschauern gesehen. Jetzt ist es immer ausverkauft und die Stimmung ist immer gut. Und das liegt nicht an Event-Machen, sondern an der aktiven Fanszene. Wenn man nicht das meiste Geld hat, muss man schauen, wofür der Verein steht. Und da findet man Dinge wie Tradition und Geschichte bei Holstein Kiel. Die gilt es zu schützen, denn da können die RB Leipzigs dieser Welt nicht mithalten.
CN