Flutkatastrophe – Spanien: Horrorbilder aus Valencia

Flutkatastrophe – Spanien: Horrorbilder aus Valencia
In Andalusien kamen die meisten Menschen mit dem Leben davon, wie hier im Dorf Cartama, und in der Region Valencia starben über 100 Menschen.

In Andalusien kamen die meisten Menschen mit dem Leben davon, wie hier im Dorf Cartama, und in der Region Valencia starben über 100 Menschen.

Foto: AFP/JORGE GUERRERO

Die Bilder der Zerstörung in Spanien sind dramatisch. Auch am Donnerstag kam es zu Sturzfluten in etwas schwächerer Form. In den Tagen zuvor hatten sie Brücken und Autos abgerissen und sie zu fast unüberwindbaren Barrikaden aufgetürmt. Ab Montagabend mussten Menschen viele Stunden auf Dächern, Autodächern oder an Wänden festhalten. Sie konnten oft nicht um Hilfe rufen, weil die Notrufnummer überlastet war.

Auch am Donnerstag gab es in Valencia erneut tödliche Bilder, diesmal weiter nördlich in der Provinz Castellón, aber auch landeinwärts in Teruel in Aragonien. Auch die rechtsgerichtete Regionalregierung von Valencia hat massive Fehler wiederholt, mit tödlichen Folgen. Erst am Mittag, als Flüsse in Castellón oder an der Grenze zu Katalonien in Vinarós längst über die Ufer traten, wurden die Menschen aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Zu diesem Zeitpunkt wateten in einigen Schulen bereits Schüler im Wasser. Vor dem Umzug der „Dana“ nach Katalonien hatte der katalanische Zivilschutz bereits eine SMS verschickt, in der er die Bevölkerung aufforderte, ihre Häuser nicht zu verlassen. Denn das Wetterphänomen Dana („Cold Air Drop“) mit polarer Kaltluft hatte sich aufgespalten. Etwas geschwächt hat sich ein Teil der Höhenfront nach Norden nach Katalonien verlagert. Ein zweiter Teil driftete nach Süden, wo es in Andalusien erneut heftig regnete.

Valencia bietet ein Bild des Grauens

Vor allem in Valencia zeichnet sich ein schreckliches Bild ab. Der Eingang zur Stadt Valencia wirkt wie ein Kriegsschauplatz, obwohl die Dana nur die Stadt berührte und es kaum regnete. Doch aus der Umgebung strömten Wassermassen herein und richteten große Schäden an. Nach bisherigen Angaben ertranken hier 13 Menschen. An manchen Orten, wie rund um die Gemeinde Chiva, regneten an einem Tag fast 500 Liter pro Quadratmeter, als die kalte Luft am Montag auf die warme, stark feuchtigkeitsbeladene Mittelmeerluft traf. An den Brennpunkten der Katastrophe wie Utiel oder Paiporta entstehen danteske Bilder. Die Städte sind noch immer ohne Strom und Trinkwasser und teilweise abgeschnitten. Allein in Paiporta kamen 45 Menschen ums Leben, fast die Hälfte der bisher 105 registrierten Todesfälle. In zerstörten Straßen türmen sich Berge von Autos. Sie erschweren den Zugang von Bewohnern, Helfern und Rettungskräften zu den Verschütteten. Aufgrund zerstörter Straßen und Brücken konnten einige betroffene Gemeinden noch nicht erreicht werden.

Die Zahl der Todesfälle wird laufend aktualisiert. Aber es ist bereits die zweitgrößte Flutkatastrophe in Europa in diesem Jahrhundert. Lediglich beim Hochwasser im Ahrtal wurden mit 135 weitere Todesopfer verzeichnet. Dieser traurige Rekord dürfte noch übertroffen werden. Allein in Valencia rechnen die Rettungskräfte schon lange mit mindestens 150 Toten. Dutzende Menschen werden noch immer vermisst.

In Valencia lassen sich Parallelen zu Fehlern im Ahrtal ziehen. Das Krisenmanagement der rechten Regierung der Volkspartei PP unter Carlos Mazón, die von der ultrarechten Vox-Partei an die Macht gebracht wurde, wird als fatal kritisiert. Allein hier wurden fast 100 Todesfälle registriert. Die Regionalregierung warnte viel zu spät. „Als die Warnung kam, standen wir bereits bis zu den Knien im Wasser“, sagten Betroffene in Paiporta dem spanischen Fernsehsender RTVE. Der Wetterdienst hatte bereits am Sonntag vor dem „schlimmsten Teil der Wetterepisode“ und „lokal sintflutartigen Regenfällen“ gewarnt. Doch tatsächlich twitterte Regionalpräsident Mazón am Montag um 18 Uhr via X Entwarnung. Der Mann, dessen Rücktritt nun gefordert wird, hat den Tweet inzwischen gelöscht.

Die Notaufnahme wurde abgeschafft

Es fehlte auch an Prävention. Der Höhepunkt der gescheiterten Politik war, dass die Mazón-Regierung bei ihrem Amtsantritt im Februar 2023 die Notfalleinheit „UVE“ ersatzlos auflöste. Sie war von der linken Vorgängerregierung genau für solche Fälle eingerichtet worden. Militärische Nothilfe musste aus großer Entfernung herbeigeholt werden, was die Rettung verzögerte. Die Regierung, die Stierkämpfe mit viel Geld subventioniert, bezeichnete die UVE-Streichung als „ersten Schritt zur Umstrukturierung“. Das Dana-Phänomen ist nicht neu, kommt aber immer häufiger vor. Polarkalte Luft erreichte zuletzt Anfang September den Mittelmeerraum, wo es bereits zu Todesfällen und Überschwemmungen wie auf Mallorca kam. Mit dem Klimawandel werden die Auswirkungen noch gravierender. Die weiter erwärmte Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, weshalb größere Niederschlagsmengen fallen.

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