Die Duisburger Polizei ist seit Einbruch der Dunkelheit am Freitagabend mit zahlreichen Einsatzkräften im Hochfeld vor Ort. Das massive Aufgebot soll Ausschreitungen an Halloween verhindern. Die Polizisten treffen vor allem auf zahlreiche Jugendgruppen.
Viele Beamte haben sich im Bereich der Pauluskirche positioniert. Auch dort setzt die Polizei auf Videoüberwachung (wir berichteten). Es bleibt bis Sonntagmorgen, 10 Uhr, aktiviert. Die Aufzeichnungen werden in der Leitstelle von speziell geschultem Personal gesichtet. Zudem fliegt gegen 18.15 Uhr eine Drohnenkamera über die Wanheimerstraße
Die Videobeobachtung in der Pauluskirche.
© FUNKE Photo Services | Frank Oppitz
Rund um die Haltestelle Pauluskirche tummeln sich vor allem viele Jugendgruppen. Auffällig ist, dass viele der Jugendlichen vermutlich unter 16 Jahre alt sind. Als der 903 um 18:50 Uhr eintraf, warf eine Gruppe von Menschen einen Feuerwerkskörper auf die Strecke. Es explodiert etwa einen Meter vor dem Zug. Dann beginnen die Kinder laut zu weinen.
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Die Polizei kontrolliert daraufhin zahlreiche Jugendliche in der Umgebung und verhängt gegen sie Platzverweise. „An mehreren Orten in der Stadt kommt es vereinzelt zu Eier- und Böllerwürfen“, berichtet Polizeisprecher Daniel Kattenbeck. Tatsächlich sind aus den Seitenstraßen rund um die Wanheimer Straße häufig Knallgeräusche zu hören. „Wenn die Polizei nicht da wäre, würde das eskalieren“, sagt eine Frau an einem Kiosk.
Halloween in Duisburg: Zahlreiche Sicherheitskräfte bewachen die Fahrspuren in Hochfeld
Die enorme Polizeipräsenz geht auf die Erfahrungen der vergangenen Jahre zurück: Die Zerstörungswut von Kindern und Jugendlichen wurde vor allem im Hochfeld immer wieder freigelassen. Züge und Haltestellen der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) wurden zu Zielen. DVG-Fahrer berichteten, dass die jugendlichen Täter Böller und sogar Pflastersteine auf die Gleise geworfen hätten (zum Bericht).
Polizei und DVG Security waren mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort in Hochfeld.
© FUNKE Photo Services | Frank Oppitz
Das Transportunternehmen setzt daher an diesem Freitag zusätzliches Sicherheitspersonal ein. Die DVG-Security besetzt unter anderem die Haltestellen Siechenhausstraße und Pauluskirche. Auch in vorbeifahrenden Zügen sind Sicherheitskräfte zu sehen.
Bei der Einsatztaktik hat die Polizei jedoch nicht nur Hochfeld im Blick. Polizeichef Alexander Dierselhuis kündigte im Vorfeld an, man wolle mit der „verstärkten Polizeipräsenz“ im „gesamten Stadtgebiet“ ein „klares Zeichen“ setzen.
Erste Zwischenmeldung der Polizei: 163 Einsätze im Zusammenhang mit Halloween
Dass dies notwendig ist, zeigt eine erste Zwischenbilanz vom Samstagnachmittag: Im gesamten Stadtgebiet kam es unter anderem zu „Böllerwürfen und Ruhestörungen“, doch die verstärkte Polizeipräsenz und die Sicherheitsmaßnahmen hätten „immer wieder spürbare Wirkung gezeigt“.
Insgesamt gingen Polizisten bis zur Nacht von Allerheiligen, dem 1. November (Stand 1.45 Uhr), zu 163 Einsätzen, die in direktem Zusammenhang mit Halloween standen. Sie überprüften rund 280 Personen, 29 Fahrzeuge und schickten 76 Personen weg.
Schlimmer Vorfall überschattet stadtweiten Polizeieinsatz: Junge verliert durch Böller seine Hand
Der schlimmste Vorfall, der aus Sicht von Polizeisprecher Daniel Kattenbeck den gesamten Halloween-Einsatz in den Schatten stellte, ereignete sich nicht im Hotspot Hochfeld, sondern in Aldenrade an der Sonnenstraße. Dort explodierte am Freitagabend gegen 18 Uhr ein Böller – die Polizei spricht derzeit vage von einem „pyrotechnischen Gegenstand“ – und verletzte bei der Explosion einen 14-Jährigen schwer an der Hand. Nach Informationen unserer Redaktion wurde die Hand weggesprengt und konnte nicht mehr gefunden werden.
Ein Notarzt konnte den schwerverletzten Jungen vor Ort behandeln, teilte die Polizei mit, er sei anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden. „Andere junge Menschen hatten Glück im Unglück“, fügt Kattenbeck hinzu; Sie hätten den Jungen in Aldenrade begleitet und seien „mit leichten Verletzungen davongekommen“. Die Polizei ermittelt derzeit noch zu den genauen Hintergründen des Vorfalls.
Böllerbeschuss auf Streifenwagen und Razzia in Hochheide
Weitere Vorfälle in der Hochheide hebt die Polizei in ihrer ersten Zwischenmeldung als besonders besonders hervor: So zündete eine Gruppe gegen 20.30 Uhr auf dem Kaufland-Parkdeck Böller und warf sie auf einen an der Kirchstraße vorbeifahrenden Streifenwagen. „Die Einsatzkräfte haben hier konsequent gehandelt“, bestätigt der Polizeisprecher. Als sie auch einen Jugendlichen in der Kirchstraße kontrollierten, entdeckten sie „Böller, für die er keine Genehmigung hatte“. Sie wurden beschlagnahmt und die Polizei leitete ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ein.
Zivilfahnder gingen am Freitagabend auch gegen eine Gruppe in Hochheide vor. Die Beamten hatten beobachtet, wie sie Böller warfen und sich anschließend in ein Café in der Moerser Straße zurückzogen. Anschließend kontrollierte die Polizei gemeinsam mit dem Ordnungsamt der Stadt das Café, in dem sich 16 Personen aufhielten. Die Behörden hätten „mehrere vermeintlich illegale Böller gefunden und beschlagnahmt“. Auch diesbezüglich läuft derzeit ein Strafverfahren.
Haben Sie keine Angst vor den Polizeikameras in Hochfeld
Auch in Hochfeld griffen Polizisten ein, als ein Teenager sich von den aufgestellten Polizeikameras unbeeindruckt und abschrecken ließ und Böller zündete, die im Polizeijargon als „genehmigungspflichtige Böller“ bezeichnet werden. Als die Beamten dann den 14-Jährigen durchsuchten, fanden sie mehr als nur weitere Böller. Außerdem hatte er zahlreiche Blanko-Kreditkarten bei sich und konnte sich deren Herkunft nicht erklären.
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Anschließend durchsuchte die Polizei die Wohnung seiner Eltern; Zuvor hatte ein Richter des Amtsgerichts auf Antrag der Staatsanwaltschaft die erforderliche Anordnung erlassen. Die Durchsuchung blieb erfolglos, sodass die Beamten lediglich die Böller und sein Mobiltelefon des Jungen beschlagnahmen konnten. Der 14-Jährige hat zudem gegen das Sprengstoffgesetz verstoßen und muss sich einem Strafverfahren stellen.
>> Videobeobachtung mit hohen Hürden
- Die Videobeobachtungsaufzeichnungen werden live im Kontrollzentrum angesehen. Die gegebenenfalls angefertigten Aufnahmen werden nach 14 Tagen automatisch gelöscht – sofern sie nicht der Strafverfolgung dienen. Das heißt: Es geht um Sequenzen, die Verbrechen zeigen. Nach Angaben der Polizei werden Bereiche, die einem besonderen Datenschutz unterliegen (Arztpraxen, Wohnungen etc.), vorab verpixelt oder verdunkelt.
- Zur Einordnung: Paragraf 15 des Polizeigesetzes NRW setzt hohe rechtliche Hürden für die Videobeobachtung. Im Gesetzestext heißt es zusammenfassend: Um eine Kamera aufzustellen, muss davon ausgegangen werden, dass in dem betroffenen Gebiet schwere Straftaten begangen werden könnten.
