
Europa besonders betroffen
Solarhersteller Meyer Burger will fast jede fünfte Stelle abbauen
18.09.2024, 11:00 Uhr
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Solarmodulproduzent Meyer Burger fällt eine Entscheidung. Nach der Standortschließung im Frühjahr steht nun wieder das Personal im Fokus. Zunächst kommt es zu Veränderungen im Management. Zudem sollen bis Ende 2025 viele Mitarbeitende ihren Job verlieren.
Der kriselnde Schweizer Solarhersteller Meyer Burger will Stellen abbauen. „Die deutliche Verschlankung insbesondere der gesamten Konzernstruktur führt zu einer Reduktion der weltweiten Mitarbeiterzahl von derzeit rund 1.050 auf voraussichtlich 850 bis Ende 2025“, teilte das Unternehmen mit. Der Stellenabbau soll vor allem in Europa erfolgen, in den USA ist ein Aufbau geplant. Mit dem Umbau will Meyer Burger in die Gewinnzone zurückkehren.
Wo genau welche Stellen wegfallen, steht noch nicht fest. Entlassungen an deutschen Standorten seien nicht ausgeschlossen, sagte Vorstandsvorsitzender Franz Richter. Er betonte jedoch, dass die Produktion in Sachsen-Anhalt nicht gefährdet werden dürfe. „Die Zellproduktion in Thalheim ist das Rückgrat und bleibt“, sagte Richter. Auch der Standort im sächsischen Hohenstein-Ernstthal sei für Forschung und Entwicklung wichtig. Der Stellenabbau dürfte eher Stellen etwa im Verwaltungsbereich betreffen.
Die Anleger blieben skeptisch: Der Aktienkurs verlor fast acht Prozent auf 1,76 Franken. „Wir erachten die drastischen Massnahmen als sinnvoll, sie kommen aber (zu) spät“, kommentierten Experten der Zürcher Kantonalbank. „Ob sie den langsamen Untergang von Meyer Burger verhindern können, bleibt abzuwarten.“
Umbesetzung der Geschäftsführung
Die Verschlankung des Unternehmens zeigt sich auch an anderer Stelle: Der bisherige Geschäftsführer Gunter Erfurt habe sein Amt niedergelegt und werde Meyer Burger verlassen, hieß es. Es sei Erfurts eigene Entscheidung gewesen, sagte Richter, der die Geschäftsführung per sofort übernimmt. Auch Finanzvorstand Markus Nikles verlässt das Unternehmen. Ralf Hermkens (USA) und Frank Zimmermann (Europa) berichten zunächst dem Vorstand über die Finanzen. Das auf drei Mitglieder verkleinerte Führungsteam werde sich zunächst darauf konzentrieren, möglichst schnell wieder in die Gewinnzone zurückzukehren. Zudem würden verschiedene Optionen analysiert, um die verbleibende Finanzierungslücke zu schließen.
Ziel ist es, ab 2026 bei einem Umsatz von 350 bis 400 Millionen Franken ein Betriebsergebnis (EBITDA) im mittleren zweistelligen Millionenbereich zu erreichen. Die Planungen basieren auf den bereits heute grösstenteils vorhandenen Produktionskapazitäten sowie bestehenden Abnahmeverträgen.
Meyer Burger schreibt seit Jahren Verluste. 2023 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz von 135 Millionen Franken und einen EBITDA von minus 164 Millionen Franken. Der Vorstand wollte ursprünglich den Grossteil seiner Produktion in die USA verlagern, musste die Pläne aber wegen fehlender Finanzierungsmöglichkeiten aufgeben. Im Frühjahr hatte er bereits die nach eigenen Angaben europaweit grösste Solarmodul-Produktionsstätte im sächsischen Freiberg geschlossen.