Autos stapeln sich und Rettungskräfte suchen nach vermissten Personen und versuchen, Straßen in der spanischen Region Valencia freizumachen, nachdem die Region von schweren Überschwemmungen heimgesucht wurde. Einige Bewohner bemühen sich, ihr Hab und Gut zu retten, während andere die am schlimmsten betroffenen Gebiete verlassen und bei Freunden und Verwandten Schutz suchen. Die Regionalregierung hat Notunterkünfte für Menschen eingerichtet, deren Häuser durch die Naturkatastrophe zerstört oder unbewohnbar geworden sind.
Die Überschwemmungen, die Teile Südostspaniens, darunter Gebiete in Andalusien, Kastilien-La Mancha und Murcia, verwüstet haben, sind die schlimmsten in der modernen Geschichte. Nach Angaben der Behörden sind über 200 Menschen gestorben, die meisten davon in Valencia. Letztere galt seit Dienstag als „Alarmstufe Rot“, und erst am Donnerstagnachmittag stuften die Behörden die Warnung für die meisten Regionen endgültig auf „Orange“ oder „Gelb“ herab.
Behörden sind zu langsam, um zu handeln?
Immer mehr Menschen werfen den spanischen Behörden vor, zu langsam Alarm geschlagen zu haben. Berichten zufolge verschickte der regionale Zivilschutz Valencias erst am Dienstag gegen 20 Uhr eine Handywarnung – einen sogenannten ES-Alarm. Die spanischen Behörden nutzen ein Notfallwarnsystem, das es ihnen ermöglicht, im Krisenfall Warnungen an alle Mobiltelefone in einem Gebiet zu senden. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Südwesten Spaniens, einschließlich Valencia, jedoch bereits 48 Stunden lang starken Regenfällen ausgesetzt, die dazu führten, dass kleine Flüsse über die Ufer traten und Straßen überschwemmten.
Erst am vergangenen Sonntag führten die Behörden von Valencia und die Behörden in anderen umliegenden Regionen einen Testlauf für die telefonische Benachrichtigung durch. Nach einem anfänglichen Misserfolg lösten sie einen zweiten Alarm aus, der dann laut Lokalzeitung mit einer Verzögerung von zehn Minuten auf den Endgeräten eintraf Valencia Plaza.
Der Chef der Regionalregierung von Valencia, Carlos Mazon, macht jedoch keine technischen Probleme für die Telefonnachrichten verantwortlich. Stattdessen betonte er, dass die Behörden bei der Benachrichtigung der Bevölkerung das korrekte Protokoll befolgen müssten. Am Mittwoch veröffentlichte er auf .
Starke Regenfälle sind in Spanien keine Seltenheit. Insbesondere im Südosten werden sehr heftige Regenfälle bezeichnet, die in diesem Gebiet als „Gota Fria“ oder „Kältetropfen“ bezeichnet werden. Meteorologen rätselt das Phänomen noch immer, obwohl es schon lange bekannt sei, sagt Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst. „Grundsätzlich sind in den Wettermodellen Kälteeinbrüche zu erkennen. Doch wo genau und wie viel Regen fallen wird, lässt sich oft erst wenige Stunden vor dem Ereignis abschätzen“, sagte Walter.
Dies spiegelt sich in den Warnungen der staatlichen Wetterbehörde Spaniens (AEMET) wider. Für das vergangene Wochenende waren im gesamten Süden des Landes starke Regenfälle angekündigt. Seit Samstag haben Meteorologen die Vorhersagen immer wieder angepasst und es gab Unwetterwarnungen für verschiedene Teile Spaniens. Einige Gemeinden in Valencia haben am Dienstag sogar die Schulen geschlossen.
Am Dienstagmorgen hat AEMET seine Wetterwarnung für die Provinz Valencia von „orange“ auf „rot“ hochgestuft. Nach Angaben der spanischen Nachrichtenagentur folgte die Regionalregierung an diesem Morgen um 7:47 Uhr diesem Beispiel La Razon. Ungefähr eine Stunde später riet die örtliche Notrufzentrale den Menschen, nicht zu fahren, es sei denn, dies sei unbedingt erforderlich.
Kurz vor Mittag wurde eine Warnung an die Bewohner der Städte entlang des Flusses Magro verschickt, der von Westen nach Osten durch die Provinz Valencia fließt. Sie wurden angewiesen, sich nicht in die Nähe des Flusses zu begeben, da dieser über die Ufer treten könnte. Zu diesem Zeitpunkt veröffentlichte die Notfalleinsatzzentrale der Provinz Valencia bereits Wetteraktualisierungen und Warnungen vor dem Sturm auf X (ehemals Twitter). Kurz vor 16 Uhr veröffentlichte die Agentur ein Video, das schlammiges Wasser zeigt, das Straßen in der Weinregion Utiel-Requena in der Nähe der Quelle des Magro überschwemmt. Zu diesem Zeitpunkt war die ES Alert-Telefonnachricht noch auf „Orange“ eingestellt.
Parallelen aus Deutschland?
Nach den verheerenden Überschwemmungen in Rheinland-Pfalz im Jahr 2021 wurde auch vielfach kritisiert, dass die Behörden die Anwohner nicht rechtzeitig gewarnt hätten. Bei den Überschwemmungen in Rheinland-Pfalz kamen 141 Menschen ums Leben, knapp 800 weitere wurden verletzt. Rund 500 Gebäude wurden zerstört und weitere 2.500 beschädigt.
„Um einen Vergleich mit dem Ahrtalhochwasser ziehen zu können, brauchen wir zunächst weitere Daten aus Spanien“, sagt der deutsche Wetterexperte Walter im Gespräch mit der DW. „Allerdings ist bereits jetzt klar, dass die Regenmenge, die in Spanien gefallen ist, weitaus größer ist als die Menge, die damals im Ahrtal gefallen ist.“
Dabei spiele nicht nur die Niederschlagsmenge, sondern auch die jeweilige geografische Lage eine Rolle, sagt Walter im Gespräch mit der DW. „Wenn beispielsweise der Ahrtalregen nur etwas weiter nördlich ausgefallen wäre, wären die Folgen nicht so katastrophal gewesen“, betont er.
Der Grund dafür liegt in der Tiefebene in der Gegend um Köln und Bonn, einer weitgehend flachen Landschaft, in der Niederschläge weniger gefährliche Folgen haben als beispielsweise im engen Ahrtal.
Dieser Artikel wurde aus dem Deutschen übersetzt