
Nach Wochen, in denen bei Eintracht Frankfurt nahezu alles funktionierte, schlichen sich gegen den FC Augsburg ungewöhnliche Fehler und Ungenauigkeiten ein. Der Lauf der Hessen ist vorerst vorbei, aber es gibt noch keinen Grund zur Sorge.
Der Doppelturban: Rasmus Kristensen (rechts) und Oscar Höjlund als Symbol.
Bild © Imago Images
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11:06 Min||Std
Die Eintracht PK nach dem Spiel gegen Augsburg

Bei Eintracht Frankfurt ist es in dieser Saison gängige Praxis, dass Sportdirektor Markus Krösche unmittelbar nach den Spielen für eine ausgewogene Bilanz des Geschehens wirbt. Nach spektakulären Siegen kritisiert er die Leistung der Mannschaft manchmal etwas zu scharf und erinnert sie daran, dass es noch viel zu verbessern gibt. Sein Ziel: alle wach zu halten, nur niemanden zufrieden werden zu lassen. Nach dem 2:2-Unentschieden gegen den FC Augsburg am Samstag sahen wir nun die andere Seite von Krösche.
Angesprochen auf den verpassten Sieg und den verpassten Ausgleich für die 0:3-Niederlage im DFB-Pokal bei RB Leipzig musste der 44-Jährige tief durchatmen. „Wir sollten das bitte heute richtig klären“, sagte er in ernstem Ton. Seine Botschaft: Gegen den FCA hat natürlich nicht alles für die Hessen geklappt. Hinten schlichen sich Fehler ein, vorne ging die bisher herausragende Effizienz verloren. Dennoch: „Wir sollten die Kirche im Dorf lassen, das kann passieren“, sagte Krösche. Und er hatte recht.
Das Spiel gegen Augsburg tut weh
Nun ist es sicherlich nicht besonders kreativ, das Eintracht-Narrativ zu übernehmen. Wenn ein Spiel die perfekte Vorlage für einen verzeihlichen Ausrutscher bietet, dann ist es dieses Heimspiel bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Dass insgesamt vier Spieler eine Platzwunde erlitten und mit einem Dieter-Hoeneß-Gedenkturban das Spielfeld verließen, beschreibt dieses Fußballspiel ganz gut. Arthur Theate spielte ohnehin mit einem Bänderriss, und die Schmerzen des angeschlagenen Robin Koch waren in fast jeder Szene deutlich zu erkennen. Es ist klar: Es gibt eine andere Möglichkeit, Spaß zu haben.
Und wenn dieser Patzer nicht mit einer Niederlage, sondern mit einem Punktgewinn endet, kann und muss man dieses Spiel einfach schnell beiseite legen. Es kann passieren, lasst uns weitermachen. „Wir haben jetzt viele englische Wochen hinter uns, die gehen uns zu“, sagte Eintracht-Trainer Dino Toppmöller. „Wir wollten auf jeden Fall ein anderes Ergebnis. Aber wir haben alles herausgeholt, was im Tank war.“ Der fast unheimliche Lauf ist nun vorbei, die Eintracht zeigt in der Adventszeit menschliche Züge.
Es mangelt an Präzision
Aber der Reihe nach: Nach dem Systemversagen der Leipziger forderte Frankfurts Trainer Toppmöller von seiner Mannschaft eine Reaktion – und sah dann zunächst genau das auch. Bereits nach 16 Sekunden erhielt der Augsburger Innenverteidiger Keven Schlotterbeck nach einem Foul am wegsprintenden Omar Marmoush seine erste Gelbe Karte. Die Eintracht machte Druck, attackierte früh und erspielte sich schnell die ersten Minichancen. Wer bei den Fuggerstädtern blieb, musste in der ersten Viertelstunde Angst haben. Allein: Der letzte Frankfurter Pass kam nicht an.
„Wir sind mit viel Energie ins Spiel gekommen, aber wir waren zu dreckig“, resümierte Toppmöller. Das Erstaunliche: Der FCA, der überraschend offensiv agierte, bot der Eintracht genau die Räume, die der Eintracht eigentlich nicht geboten werden sollten. Allerdings nahmen die Hessen dieses vorweihnachtliche Geschenk zu selten an. Immer wieder geriet die Eintracht dank klarem Tempovorteil und geschickten Pässen hinter die Abwehr, doch im Schlussdrittel mangelte es ihr stets an Treffsicherheit.
Joker Uzun rettet die Eintracht vor der Niederlage
Nach der Pause belohnte Hugo Ekitiké Frankfurts beste Phase mit dem Führungstreffer (55.). Dadurch geriet die Abwehr ins Wanken und leistete sich zwei schwere Fehler. Vor dem Augsburger Ausgleich drängte der zur Pause eingewechselte Nathaniel Brown zu zaghaft heraus und machte so die vermeintliche Abseitsstellung von Ex-Lilie Phillip Tietz zunichte (60.), dann erlaubte Keeper Kevin Trapp einen harmlosen Abschluss zum Abpraller nach vorne. Samuel Essende bedankte sich und erzielte die Führung für die Gäste (71.).
Klar: Beide Fehler dürfen einer Spitzenmannschaft nicht passieren, und so beschrieb Augsburgs Trainer Jess Thorup die Hessen. An einem Nachmittag, an dem selbst die sonst so unfehlbaren Rasmus Kristensen und Theate immer wieder Fehlpässe einsteckten und Überflieger Marmoush keinerlei Anzeichen von Torgefahr erkennen ließ, hätte etwas Schlimmeres passieren können. Unmittelbar nach dem zweiten Tor der Augsburger brachte Toppmöller drei neue Spieler – übrigens alle 19 Jahre alt – und keine drei Minuten später sorgte einer dieser Joker, Can Uzun, für das 2:2. Auch das: eine neue Qualität.
Die Eintracht muss wieder hochfahren
„Natürlich hätten wir uns heute alle einen Sieg gewünscht, aber wir blicken trotzdem mit Stolz auf die Tabelle“, sagte Toppmöller ganz am Ende des Abends. „Da sind wir immer noch Zweiter.“
Klar ist: Die Eintracht muss sich für das Unentschieden gegen Augsburg nicht schämen und kann es gerne als Missgeschick bezeichnen. Klar ist aber auch: Um nach der sehr guten Hinrunde mit einem sehr guten Gefühl in die Winterpause zu gehen, sollte es vor Weihnachten keine weiteren Ausrutscher mehr geben. In Lyon, in Leipzig und gegen Mainz sollte die Eintracht die vielen Ungenauigkeiten korrigieren.