Ludwig Schicks Tag beginnt nach wie vor um 4.30 Uhr. Dann joggt er eine halbe bis eine Stunde, sagt er. Das tat der katholische Priester auch als Erzbischof von Bamberg tat dies – und wurde als joggender Geistlicher weit über sein Erzbistum hinaus bekannt. Von den etablierten Männern in der Kirchenführung hätte man eine solche Athletik nicht erwartet.
Doch auch sonst gilt Schick als Pionier – er war einer der ersten Bischöfe, der die sozialen Medien für sich entdeckte und postet bis heute auf der Plattform X, die früher Twitter hieß, und auf Facebook. An diesem Sonntag (22. September) feiert Schick seinen 75. Geburtstag – als emeritierter Erzbischof. Sein Amt wird er im November 2022 abgeben.
„Gut beschäftigt“ im Ruhestand
Tatsächlich sind die Bischöfe der Katholische Kirche im Amt mindestens bis er 75 Jahre alt ist. Doch Schick wollte schon früher Platz für einen jüngeren Nachfolger machen. Er sei nun zwar Erzbischof außer Dienst, aber weiterhin verfügbar, sagte er damals. Und tatsächlich – Schick ist noch immer präsent, feiert Gottesdienste im Erzbistum und anderswo, hält Vorträge und organisiert Exerzitien. „Ich bin sehr beschäftigt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur vor seinem Geburtstag.
Abseits von Sport und Social Media erlangte der gebürtige Hesse auch überregionale Bekanntheit, weil er sich vor allem in den letzten Jahren seiner Amtszeit für Reformen in der katholischen Kirche einsetzte.
In einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 2022 forderte er die Weihe von Frauen zu Diakonen und plädierte für ein Zusammenleben von verheirateten und zölibatären Priestern. Aus seiner Sicht müssten zudem die Bischofswahlen reformiert und demokratischer gestaltet werden.
Keine Angst um die Zukunft der Kirche
Schick versicherte nun, er mache sich keine Sorgen um die Zukunft der katholischen Kirche. Christus reinige derzeit seine Kirche. Sie werde eine spirituelle, karitative und für das Gemeinwohl tätige Kirche sein. „Sie wird eine Kirche aller Getauften sein.“ Und weiter: „Sie wird eine Kirche sein, die aus verschiedenen lebendigen Zellen vor Ort weltweit besteht, die eine brüderliche Gemeinschaft mit dem Papst als Quelle der Einheit bilden. Diese Kirche wird Solidarität und Frieden, Hoffnung und Freude in die Welt bringen.“
Schick wurde 2002 zum Erzbischof von Bamberg ernannt. Zuvor war er Generalvikar und Weihbischof in Fulda und hatte eine Professur für Kirchenrecht inne. Auch jetzt, im Ruhestand, lebt er weiterhin in Bamberg. „Ich kenne viele Leute und habe hier Freunde“, sagt er. „Die Kirchen, die Universität, das Sinfonieorchester, die Kultur und vieles mehr sind bereichernd. Die Fränkische Schweiz, der Frankenwald und die Weinregion im Westen des Erzbistums bieten eine gute Lebensqualität.“
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