Ein feierlicher Auftakt: Die Übergabe der Staumauer
Die Rappbodetalsperre feiert derzeit ihren 65. Geburtstag. Am 3. Oktober 1959 wurde sie offiziell eröffnet. Bärbel Weigelt erlebte diesen Tag als Mitarbeiterin in der Bauleitung des Bodewerks. „Bei herrlichem Wetter war die Mauer schon frühmorgens voller Menschen, es spielte Musik und alle waren fröhlich“, erinnert sich die Blankenburgerin. Und damals sei schon eine gewaltige Menge Wasser aufgestaut worden, erzählt die rüstige Dame mit begeisterter Stimme. Noch heute ist sie froh, dass „keine Dörfer geopfert werden mussten, um das Tal zu fluten. Es gab nichts außer einer Straße von Rübeland nach Hasselfelde.“ Und die führt heute direkt über die Staumauer.
Frühe Pläne und Hindernisse
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstanden erste Pläne für eine Bodetalsperre – etwa für den Bau einer Staumauer bei Thale. Diese Idee wurde jedoch verworfen, da die Orte Treseburg und Altenbrak überflutet worden wären. Und das einzigartige Bodetal – heute ein Touristenmagnet – wäre unwiederbringlich verloren gegangen.
Der Bau der Rappbodetalsperre: Ein Mammutprojekt
Konkrete Pläne für die heutige Staumauer der Rappbodetalsperre entstanden in den 1930er Jahren, was letztlich zu bauvorbereitenden Maßnahmen wie Erdarbeiten, der Aufstellung von Großkränen und Betonwerken sowie einem Steinbruch und Unterkünften für Bauarbeiter führte. Kriegswirtschaftliche Gründe erzwangen 1942 einen Baustopp.
Nachkriegszeit und DDR: Wiederaufnahme der Bauarbeiten
Das Bauprojekt Rappbodetalsperre spielte im Wiederaufbauprogramm der sowjetischen Besatzungszone eine tragende Rolle: Trink- und Brauchwasserversorgung, Hochwasserschutz und Energiegewinnung waren die zentralen Punkte. Und so wurde am 1. September 1952 der Grundstein für die gigantische Talsperre gelegt. In den folgenden Jahren wuchs das Bollwerk auf stattliche 106 Meter Höhe, und die Breite von 78 Metern an der Basis verjüngte sich auf gerade einmal 12,5 Meter an der Spitze. Über die 400 Meter lange Krone führte die neue Verbindungsstraße zwischen Rübeland und Hasselfelde – die alte verschwand für immer im 113 Millionen Kubikmeter fassenden Trinkwasserreservoir.
Die Übergabe der Rappbodetalsperre: Ein Geschenk an die DDR
Am 3. Oktober 1959 wurde die Rappbodetalsperre eröffnet – quasi als „Geschenk“ zum 10. Geburtstag der DDR am 7. Oktober.
Ein technisches Wunderwerk in bestem Zustand
Heute, 65 Jahre später, gehe die Rappbodetalsperre noch lange nicht in Rente, klopft ihr Burkhard Henning symbolisch auf die Schulter. Der Chef des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt und damit „Herr“ von Deutschlands höchster Talsperre attestiert ihr einen hervorragenden Zustand. In puncto Stabilität sei „alles in Ordnung“, wie feinste Messgeräte und -punkte am und im Bauch des Bollwerks zeigten. Nach der Kronensanierung wird derzeit der verschlissene Grundablass der Talsperre erneuert. Bei laufendem Betrieb sei das eine „Operation am offenen Herzen“, beschreibt Henning den komplizierten Eingriff tief unten unter enormem Wasserdruck. „So schnell wie gedacht geht das zwar nicht. Aber Sicherheit geht vor“, erklärt der Diplom-Ingenieur für Wasserbau und Wasserwirtschaft. Im kommenden Jahr, so Hennings Prognose, soll im Zuge des neuen Grundablasses auf einem Felsvorsprung unterhalb der Talsperre ein neues Torhaus entstehen.
Kritische Infrastruktur und kontinuierliche Wartung
Trinkwasserversorgung für Millionen Menschen in Mitteldeutschland, Hochwasserschutz, Energiegewinnung – die Rappbodetalsperre gehört zweifelsohne zur kritischen Infrastruktur. Ihre Instandhaltung hat eine hohe Bedeutung und kostet viel Geld. Sie wird grundsätzlich ständig gewartet und instand gesetzt. „Das muss auch in Zukunft gewährleistet sein“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff bei der Feierstunde zum Jubiläum der Talsperre.