
Bad Segeberg. Nun schließt nach der Post auch die Postbank. Am 24. Oktober ist Schluss. Keine Schalter mehr, keine freundlichen Postbank-Mitarbeiter mehr, Ende des Vor-Ort-Services in der Bahnhofstraße. Ein älterer Herr steht kopfschüttelnd vor dem Plakat mit der Ankündigung. Es hängt nicht am Eingang, sondern etwas versteckt im Kundencenter. Gerade hat er Geld abgehoben und seinen Kontostand ausgedruckt. „Das ist doch lächerlich, am besten gleich zur Sparkasse“, sagt er niedergeschlagen. Ein anderer Kunde schimpft: „Das ist eine Zumutung!“ Ein Kunde, der den Hinweis erst spät bemerkt hat, scheint bestürzt darüber, dass die Bad Segeberger Postfiliale in der Bahnhofstraße ganz geschlossen werden soll.
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Ein Aushang informiert Kunden der Postbank-Filiale in Bad Segeberg über die Schließung
Quelle: Wolfgang Glombik
Die Postbank habe sich entschieden, ihre Filiale in Bad Segeberg zu schließen, teilte der Postbank-Sprecher LN auf Anfrage mit. Das Postbank-Team werde bis zum 23. Oktober wie gewohnt für die Kunden erreichbar sein, so der Sprecher. Über einen Aushang und ein persönliches Schreiben würden die Kunden über die Schließung informiert und die nächstgelegene Filiale, Beratungsmöglichkeiten und nahegelegene Geldautomaten, an denen kostenlos Bargeld abgehoben werden könne, genannt. Eine „alternative Postbank-Filiale“ befinde sich in Neumünster, Kuhberg 47, empfiehlt der Sprecher. „Unsere Kunden können sich dort zu Themen wie Baufinanzierung, Altersvorsorge, Privatkredite und Wertpapiere beraten lassen. Außerdem erhalten sie hier Postdienstleistungen, können Bargeld einzahlen und abheben sowie Überweisungen tätigen. Auch ein Geldautomat und ein Serviceterminal sind in dieser Filiale vorhanden.“
Alle Cash Group Automaten können genutzt werden
Für Kontoauszüge und Überweisungen muss man extra nach Neumünster fahren? Als Alternative bietet die Postbank ihren Kunden die Möglichkeit, alle Geldautomaten der „Cash Group“ zu nutzen. Dazu zählen neben der Postbank auch die Deutsche Bank, Unicredit, Commerzbank sowie teilnehmende Shell-Tankstellen. Überweisungen können zudem an allen Service-Terminals der Deutschen Bank kostenlos beauftragt werden. Kontoauszüge können an allen Service-Terminals der Postbank und der Deutschen Bank ausgedruckt werden. „Online-Banking ist hierfür nicht erforderlich“, heißt es.
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Darüber hinaus bieten die meisten Supermärkte, Drogerien und Baumärkte die Möglichkeit, beim bargeldlosen Einkauf mit der Debitkarte Bargeld abzuheben. Dieser Service ist kostenlos.
Eine Übersicht aller Kontoumsätze können Sie sich per Post nach Hause schicken lassen. Dafür fällt eine Gebühr an, deren Höhe davon abhängt, wie oft Sie Ihren Finanzstatus erhalten möchten. Ihren Kontostand können Sie per Telefonbanking abfragen. Auch Überweisungen und andere Aufträge an die Postbank sind auf diesem Weg möglich. „Alles, was Sie dazu brauchen, ist ein normales Telefon.“

Lange Posttradition in Bad Segeberg: Das alte Postamt an der heutigen Bahnhofstraße wurde 1889, zur Blütezeit des Soleheilbades, eröffnet. In den 1950er Jahren wurde die schöne Fassade abgerissen und der heutige Zweckbau errichtet.
Quelle: Kalkberg Archiv
Wieder einmal wird ein Stück Bad Segebergs Altstadtgeschichte mit über 125-jähriger Tradition aufgegeben. Das jetzige Postgebäude an der Bahnhofstraße, damals noch Burgfeldstraße, wurde bereits 1898 bezogen. Alte Postkarten aus der Kurzeit zeigen ein Gebäude mit hübschem Walmdach und Säulen. Doch Päckchen, Pakete oder Briefe können hier seit Juni nicht mehr aufgegeben werden. Die Postbank als wirtschaftlich unabhängige Tochter der Deutschen Bank habe sich entschieden, „ab dem 31. Mai 2024 in ihrer Filiale in Bad Segeberg, Bahnhofstraße 12, keine Dienstleistungen der Deutschen Post mehr anzubieten“, sagte der Postsprecher vor der Schließung. „Auf die Entscheidung der Postbank haben wir allerdings keinen Einfluss“, ergänzte der DHL-Pressesprecher. Ein Abschied auf Raten also.
Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen
Nun tut dies auch die Postbank. „Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung beobachten wir schon seit einiger Zeit eine deutliche Veränderung des Kundenverhaltens. Wir stellen fest, dass unsere mobilen und Online-Angebote immer stärker genutzt werden, und zwar über alle Altersgruppen hinweg“, heißt es in der Pressemitteilung des Geldinstituts.
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Bereits im Oktober 2023 wurde angekündigt, „dass wir das Filialnetz der Postbank in den kommenden Jahren der veränderten Nachfrage anpassen und die Zahl der bundesweiten Standorte von derzeit rund 550 schrittweise auf rund 320 bis Ende 2026 reduzieren werden.“ Der Postbank-Sprecher betont, dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen seien.
Und was passiert mit dem alten Bad Segeberger Postgebäude? „Wir suchen händeringend einen neuen Mieter für die Räumlichkeiten ab August 2025“, sagt Bauherr Rolf Hamann auf Nachfrage. Auch eine Arztpraxis wäre ideal.