Kiel. Nach monatelangem Hickhack ist es entschieden: Das Deutschlandticket kostet ab kommendem Jahr 58 Euro im Monat. Die Verkehrsminister der Länder hatten sich am Montag in einer Videokonferenz darauf geeinigt, den Abo-Preis zum 1. Januar 2025 um neun Euro zu erhöhen. Konferenzteilnehmer hatten befürchtet, dass einzelne Verkehrsunternehmen und -verbünde in Deutschland wegen des zu erwartenden Defizits andernfalls aus dem Angebot ausgestiegen wären.
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„Zunächst einmal ist die Zukunft des Deutschlandtickets gesichert“, sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) nach dem Treffen. Das Ticket sei „ein unglaublicher Erfolg“ und eine politische Einigung längst überfällig. Bundesweit nutzen es 13 Millionen Menschen, in Schleswig-Holstein sind es 300.000. Madsen forderte den Bund allerdings dringend auf, seine Förderung für 2026 noch vor der nächsten Bundestagswahl zu bestätigen. „Solange diese Zusage nicht kommt, stehen wir mit dem Rücken zur Wand.“
Bund und Länder teilen sich den Zuschuss zum D-Ticket
Im Juli hatte der Bundestag beschlossen, dass in den Vorjahren nicht verwendete Mittel zur Finanzierung des Deutschlandtickets im Folgejahr genutzt werden können. Damit sollen mögliche finanzielle Nachteile der Länder ausgeglichen werden. Aktuell unterstützen Bund und Länder das Ticket mit jeweils 1,5 Milliarden Euro. In Schleswig-Holstein sind das jährlich 52,4 Millionen Euro.
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Da diese Mittel ab 2025 nicht mehr ausreichten, sei die Preiserhöhung unumgänglich, sagte Madsen. „Die Wahrheit ist, dass die Verkehrsunternehmen mit dem Deutschlandticket Verluste machen, die an anderer Stelle fehlen.“ Die bisherigen 49 Euro seien von vornherein ein Markteinführungspreis gewesen. Dass der Aufpreis nicht überall auf Verständnis stoßen werde, sei ihm bewusst. „Aber wir müssen die Finanzierung unseres Nahverkehrs im Auge behalten.“ Zudem sei das Deutschlandticket auch mit 58 Euro noch „ein sehr attraktives Angebot“.
D-Ticket teurer: Experten rechnen mit Ausfällen
Experten rechnen bereits mit Kündigungen und berufen sich auf eine Umfrage: Schon eine Preiserhöhung von fünf Euro würde dazu führen, dass 6,7 bis 7,1 Prozent der Kunden abspringen. Bei einem Aufpreis von zehn Euro ist das Bild ambivalenter: Der Analyse zufolge würden dann 10,3 bis 21,1 Prozent der Kunden dem Deutschlandticket adieu sagen.
„Guter Nahverkehr ist nicht umsonst“, betonte Madsens Vorgänger, der FDP-Landtagsabgeordnete Bernd Buchholz (FDP). Die Preiserhöhung sei seit langem absehbar gewesen. „Das Geld wird dringend benötigt, um den Nahverkehr zu finanzieren.“ Wie Madsen plädierte auch er dafür, sich auf ein langfristiges Finanzierungsmodell zu einigen und den künftigen Ticketpreis an Faktoren wie Inflation und Kostensteigerungen zu koppeln.
SSW-Abgeordnete Sybilla Nitsch sprach dagegen von einem herben Schlag für die Mobilitätswende. „Nur ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis kann die Menschen motivieren, das Auto stehen zu lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.“
CN