Wolfspeed: Die nächste Chipfabrik in Deutschland steht auf der Kippe

Wolfspeed: Die nächste Chipfabrik in Deutschland steht auf der Kippe


Analyse

Stand: 23. Oktober 2024 16:16 Uhr

Erst Intel, jetzt Wolfspeed: Die nächste große Chipfabrik mit US-Beteiligung steht offenbar zur Disposition. Eine im Saarland geplante Halbleiterfabrik wird vorerst nicht gebaut – ein weiterer Rückschlag für die Industriepolitik von Kanzler Scholz.

Nach offiziellen Angaben verschiebt das US-Unternehmen Wolfspeed den geplanten Bau einer Chipfabrik im saarländischen Ensdorf auf unbestimmte Zeit. Das gab die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger in Saarbrücken bekannt. Der Bau verzögerte sich kürzlich.

„Das Projekt wird nicht ad acta gelegt, sondern zeitlich weiter nach hinten verschoben, insbesondere in Abhängigkeit von der sich entwickelnden Marktsituation, auf einen unbestimmten Zeitpunkt“, sagte Rehlinger.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hatte bereits am Dienstag über die geänderten Pläne berichtet. Das „Handelsblatt“ schrieb heute, dass sich der Automobilzulieferer ZF aus Friedrichshafen aus dem Projekt zurückziehe. ZF steckt in der Krise und hat vor Monaten angekündigt, bis zu 14.000 Stellen abzubauen.

Großes Intel-Projekt in Magdeburg kürzlich verschoben

Erst im September hatte der US-Chipkonzern Intel angekündigt, den Bau einer geplanten Chipfabrik in Magdeburg um zwei Jahre zu verschieben. Intel kämpfte bereits mit Verlusten und leitete ein Sparprogramm ein.

Deutschland hatte für das Projekt milliardenschwere Subventionen veranschlagt – der amerikanische Rückzug wird daher auch als Rückschlag für die Ampel-Koalition gewertet. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte das Projekt zuvor als „die größte ausländische Direktinvestition aller Zeiten in Deutschland“ gelobt. Dennoch waren die hohen staatlichen Subventionen höchst umstritten.

Eine halbe Milliarde Euro vom Staat

Wolfspeed und der Automobilzulieferer ZF stellten im Februar 2023 ihre Pläne für das Werk im Saarland vor. Damals hieß es, man wolle so schnell wie möglich mit dem Bau beginnen.

Wolfspeed wollte rund 2,7 Milliarden Euro investieren, ZF 170 Millionen Euro. Hinzu kommen rund eine halbe Milliarde Euro Landesförderung – vom Bund und vom Saarland. Dort sollen 600 Arbeitsplätze entstehen.

Wolfspeed-Chef Gregg Lowe sagte damals, dass das Werk die weltweit größte Fabrik für Siliziumkarbid-Halbleiter werden würde. Die Halbleiter aus dem Saarland waren vor allem für Elektroautos gedacht – inklusive Ladeelektronik. Als Grund für die Verschiebung nannte Rehlinger nun den langsamen Hochlauf der Elektromobilität.

Große Verluste bei Wolfspeed

Das „Handelsblatt“ berichtet, dass mit einem Bau der Fabrik im Saarland nicht mehr zu rechnen sei. Wolfspeed macht hohe Verluste und kämpft mit Schwierigkeiten bei mehreren Großprojekten in den USA. Auch technische Probleme in den Fabriken belasten den Konzern.

Im Sommer wurde ein stillgelegtes Kohlekraftwerk am Standort Ensdorf gesprengt. Ab 2025 soll auf dem Gelände das Werk von Wolfspeed und ZF entstehen. Ministerpräsidentin Rehlinger sagte, sie wisse nicht, ob der deutsche Autozulieferer bei einer späteren Investition von Wolfspeed erneut beteiligt werde. Das ist Sache beider Unternehmen.

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