Für ihre ungesunde Ernährung sind Verbraucher oft nicht allein verantwortlich. Experten haben eine weitere Ursache entdeckt.
Verbraucher sind nicht allein schuld an ihrer ungesunden Ernährung. Auch Discounter und Supermärkte tragen eine Mitschuld. Zu diesem Schluss kommt die Verbraucherzentrale Hamburg. In einem Marktcheck untersuchte sie von Mai bis August 2024 3.457 Abbildungen in Werbeprospekten von Aldi Nord, Edeka, Kaufland, Lidl, Penny und Rewe. Und sie stellte fest: Supermärkte und Discounter bewerben bevorzugt Lebensmittel, die nur in kleinen Mengen verzehrt werden sollten. Produkte aus Lebensmittelgruppen, die laut Ernährungspyramide bevorzugt verzehrt werden sollten, werden in den Prospekten dagegen kaum beworben.
45 Prozent der beworbenen Lebensmittel sind laut Verbraucherschützern nicht empfehlenswert. Genussmittel wie Süßigkeiten, Knabberzeug, süße Getränke und Alkohol machten 30 Prozent der Bilder aus. Fleisch- und Wurstwaren nahmen 15 Prozent des Platzes in den Prospekten ein. Auch Fertiggerichte werden häufig beworben: Mit 14 Prozent waren sie vergleichsweise gut vertreten. Im Vergleich zu gesunden Lebensmitteln seien sie „stark“.
Diese waren der Befragung zufolge allerdings deutlich unterrepräsentiert: Obst und Gemüse kamen lediglich auf zehn Prozent der Bilder vor, Brot, Müsli, Kartoffeln und andere Beilagen machten lediglich fünf Prozent aus.
„Mit der Werbung in ihren Verkaufsprospekten stellen die Einzelhändler die Ernährungspyramide im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf“, kritisiert Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Statt Obst, Gemüse und Wasser dominieren Süßigkeiten, Knabberzeug und Alkohol.“
Laut Marktcheck fallen vor allem Aldi und Penny negativ auf. Bei beiden Discountern besteht das Aktionsangebot zu bis zu 20 Prozent aus Süßigkeiten und Knabberzeug. Bei Kaufland hingegen dominieren alkoholische Getränke – sie nehmen 14 Prozent ein. Das ist kritisch, denn diese Genussmittel sollten nur in kleinen Mengen konsumiert werden – wenn überhaupt, sagt Fischer.
Bei Lidl sind 18 Prozent der Bilder den Themen Fleisch und Wurst gewidmet. Sieben Prozent der Werbefläche widmet der Discounter dem Thema Obst und Gemüse.
Fischer kritisiert: „Für eine ausgewogene Ernährung müsste das Verhältnis eigentlich genau umgekehrt sein. Ganz abgesehen davon, dass viele tierische Produkte auch eine Belastung für Klima und Umwelt darstellen.“
Positiv sticht hingegen Rewe hervor: Der Supermarkt bewirbt 18 Prozent Obst und Gemüse – widmet diesen Lebensmitteln also deutlich mehr Aufmerksamkeit als Fleisch- und Wurstwaren (13 Prozent).