Nach russischen Angaben ist UN-Generalsekretär Antonio Guterres am Mittwoch zum Brics-Gipfel in Russland eingetroffen. Der Kreml hatte angekündigt, dass Guterres bei seinem Besuch auch vom russischen Präsidenten Wladimir Putin empfangen werde – es sei das erste Treffen der beiden seit April 2022.
Guterres wurde vom Parlamentspräsidenten der Republik Tatarstan, Farid Muhametshin, begrüßt. Nach Angaben der Vereinten Nationen will Guterres angesichts der wachsenden internationalen Besorgnis über Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine eine „große Zahl“ hochrangiger Teilnehmer auf dem Gipfel treffen.
Guterres will in Russland seine Positionen zum Krieg in der Ukraine bekräftigen
Guterres werde in Kasan „seine bekannten Positionen zum Krieg in der Ukraine und zu den Bedingungen für einen gerechten Frieden auf der Grundlage der Charta und Resolutionen der Vereinten Nationen und des Völkerrechts bekräftigen“, betonte sein stellvertretender Sprecher Farhan Haq. Guterres sieht sich als Vermittler im Konflikt. Im Februar sagte er, dass die Annexion ukrainischer Gebiete „keinen Platz in der modernen Welt“ habe.
Das letzte Treffen des UN-Generalsekretärs mit Putin fand nur wenige Wochen nach Beginn der russischen Militäroffensive gegen die Ukraine statt. Damals versicherte Putin Guterres, er glaube an einen „positiven“ Ausgang der Verhandlungen mit der Ukraine. Seitdem haben Moskau und Kiew keine offiziellen Verhandlungen geführt und ihre Positionen scheinen derzeit unvereinbar zu sein.
Die Ukraine kritisiert die Reise des UN-Generalsekretärs nach Russland
Während russische Medien den Besuch mit der gestiegenen Bedeutung der Brics-Staaten für den Westen begründeten, kam Kritik aus der Ukraine. Dass Guterres den Friedensgipfel in der Schweiz ignoriert habe, nun aber nach Kasan reise, sei eine falsche Entscheidung gewesen, erklärte das ukrainische Außenministerium auf Plattform X.
Die Brics-Gruppe trifft sich jedes Jahr zu einem Gipfel, der abwechselnd von einem der Mitgliedsstaaten ausgerichtet wird. Es ist das vierte Mal, dass das Treffen in Russland stattfindet. Neben dem eskalierenden Konflikt im Nahen Osten ist einer der wichtigsten Punkte auf der Tagesordnung Putins Idee eines neuen Zahlungssystems als Alternative zu Swift, von dem Russland ausgenommen ist.
Die Brics-Gruppe wurde ursprünglich gegründet, um die Dominanz des Westens in globalen Angelegenheiten einzudämmen und eine multipolare Weltordnung zu schaffen.
Letztes Jahr reiste Putin nicht zum Brics-Gipfel in Südafrika – offiziell, damit seine Anwesenheit nicht von den Hauptthemen des Gipfels ablenkte. Aus diesem Grund sagte er kürzlich auch seine Teilnahme am bevorstehenden G20-Gipfel in Brasilien ab. Tatsächlich könnte der internationale Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Putin wegen der Abschiebung ukrainischer Kinder nach Russland eine Rolle gespielt haben. (mit AFP)