Sparprogramm aufgefangen
DHL trotzt sinkenden Umsätzen mit steigenden Gewinnen
6. November 2025, 8:34 Uhr
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Auch für DHL ruinieren die Importzölle des US-Präsidenten das Geschäft. Da das Unternehmen aber gleichzeitig Stellen abbaut und weniger investiert, kann es dennoch steigende Gewinne vermelden und sogar an seinen Jahreszielen festhalten.
Der Logistikriese DHL steigerte im dritten Quartal trotz sinkender Umsätze seinen Gewinn. Der Bonner Konzern entwickelte sich besser als vom Markt erwartet. Für DHL zahlte sich erneut das Sparprogramm aus, mit dem das Unternehmen auch den Auswirkungen der US-Zollpolitik auf den internationalen Handel entgegenwirkt. DHL-Chef Tobias Meyer bestätigte die Jahresziele. Nun muss der Konzern im vierten Quartal knapp zwei Milliarden Euro aus dem wichtigen Weihnachtsgeschäft erwirtschaften, um die Gewinnprognose zu erfüllen. „Angesichts des weiterhin herausfordernden Marktumfelds sind wir sehr zufrieden“, so Meyer abschließend.
Der Umsatz ging im dritten Quartal um 2,3 Prozent auf 20,1 Milliarden Euro zurück. Dazu trug auch ein Volumenrückgang auf den Strecken in die USA bei, wie der Mutterkonzern Deutsche Post mitteilte. Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump bremse „insbesondere den Handel auf den Routen in die USA, aber auch die US-Exporte“, sagte Meyer: „Die Zölle verteuern die Materialien und Vorprodukte für in den USA produzierte Waren.“ Dies würde sie weniger wettbewerbsfähig machen.
Gleichzeitig profitierte DHL von den ergriffenen Sparmaßnahmen. Das Betriebsergebnis (EBIT) stieg dank niedriger Kosten um 7,6 Prozent auf 1,477 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente DHL nach Minderheiten 840 (Vorjahr: 751) Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem Umsatz von 20,054 Milliarden Euro gerechnet. Den Betriebsgewinn sahen sie bei 1,281 Milliarden Euro.
DHL ist auf Weihnachten vorbereitet
Der Konzern rechnet in diesem Jahr weiterhin mit einem operativen Gewinn von mindestens sechs Milliarden Euro. Nach neun Monaten waren es rund 4,3 Milliarden Euro. Im Weihnachtsquartal muss das Unternehmen also einen letzten Vorstoß machen. „Wir sind für das saisonal starke Jahresendgeschäft gut gerüstet“, sagte DHL-Chef Meyer. Er rechnet nun mit einem Anstieg der E-Commerce-Lieferungen an Verbraucher zum Jahresende.
Die DHL-Abteilungen sind vorbereitet: Express beispielsweise plant den vorübergehenden Einsatz von zehn weiteren Frachtflugzeugen vom Typ Boeing 777 auf stark frequentierten Strecken. In Deutschland bereiten sich DHL und die Deutsche Post mit mehr Personal und zusätzlichen Fahrzeugen auf die Paketflut vor den Feiertagen vor. DHL hat rund 10.000 zusätzliche Leiharbeiter eingestellt. Diese sollen die über 150.000 Mitarbeiter in Verteilzentren und Zustellung unterstützen. Darüber hinaus wurden rund 11.000 zusätzliche Fahrzeuge angemietet.
DHL-Chef Meyer hatte bereits Anfang des Jahres den Rotstift gezogen. In der Brief- und Paketsparte in Deutschland werden rund vier Prozent der 190.000 Arbeitsplätze wegfallen. Bis 2027 will Meyer konzernweit die Kosten um mehr als eine Milliarde Euro senken. DHL arbeitet nach eigenen Angaben bereits effizienter. Unter anderem seien die Flugkosten von DHL Express im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,5 Prozent gesunken, hieß es nun. Aber auch geringere Investitionen und Preiserhöhungen halfen DHL. „Wir haben unsere EBIT-Marge weiter verbessert und einen starken Free Cashflow erzielt“, sagte Finanzvorstand Melanie Kreis.
Auch die Konkurrenz bremst die Kosten und erhöht – wo möglich – die Preise. Der US-Paketriese UPS überzeugte Anleger jüngst mit einer überraschend starken Umsatzprognose für das vierte Quartal. UPS setzt auf Preiserhöhungen, um die schwache Nachfrage von Geschäftskunden in den USA auszugleichen. Konkurrent FedEx konnte zuletzt durch Einsparungen Kosten senken und Gewinne steigern. Damit konnte der Konzern auch die Auswirkungen des durch die US-Zollpolitik bedingten Rückgangs der Paketmengen abfedern.
