Schwäche im China-Geschäft kostet Mercedes-Benz Gewinn

Schwäche im China-Geschäft kostet Mercedes-Benz Gewinn

Stand: 20.09.2024 15:12

Der Autobauer Mercedes-Benz hat überraschend seine Gewinnprognose für das laufende Jahr gesenkt. Hauptgrund ist das schwache Geschäft in China. Die Aktien des Konzerns brechen ein – was den gesamten Aktienmarkt unter Druck setzt.

Mercedes-Benz blickt mit Sorge auf das laufende Geschäftsjahr. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr senkte der Stuttgarter Konzern am Donnerstag nach Börsenschluss überraschend noch einmal. Hauptgrund dafür sei die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage vor allem in China, teilte das Unternehmen mit.

Der Autobauer teilte mit, dass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) voraussichtlich deutlich unter dem Vorjahreswert liegen werde. Mercedes-Benz hatte zuvor nur mit einem leichten Rückgang gerechnet. Auch der freie Cashflow des Industriegeschäfts dürfte deutlich unter Vorjahr liegen. Auch hier hatte das Unternehmen zuvor mit einem moderaten Rückgang gerechnet.

Die Mercedes-Aktie ist am Freitag kräftig abgestürzt und hat damit auch andere Werte der Branche in die Tiefe gerissen. Zeitweise sank der Kurs um mehr als acht Prozent, andere Autowerte verloren zwei bis drei Prozent. Der Leitindex DAX drehte ins Minus.

Geringere Renditen erwartet

Vor allem die Pkw-Sparte Mercedes-Benz belastet die Prognose. Der Konzern hat die erwartete Umsatzrendite für Mercedes-Benz Cars nach unten korrigiert. Für 2024 wird nur noch eine Marge zwischen 7,5 und 8,5 Prozent erwartet, zuvor waren 10 bis 11 Prozent prognostiziert worden. Im zweiten Halbjahr rechnet der Autobauer mit einer bereinigten Umsatzrendite von rund 6 Prozent.

Insbesondere die Abschwächung in China schwächte den Absatz. Die chinesische Wirtschaft verlor aufgrund des schwächeren Konsums und des anhaltenden Abschwungs im Immobiliensektor weiter an Schwung. Dies wirkte sich auf den Gesamtabsatz in China aus, einschließlich der Verkäufe im oberen Segment. Diese hochpreisigen Fahrzeuge bringen in der Regel eine deutlich höhere Gewinnspanne als kleinere Modelle.

„Ich weiß nicht, wie lange die Situation in China so bleiben wird“, räumte Vorstandschef Ola Källenius in einer Videokonferenz mit Analysten ein. Die Prognosen für die bereinigte Umsatzrendite von Mercedes-Benz Vans sowie für die bereinigte Eigenkapitalrendite von Mercedes-Benz Mobility ließ der Konzern unverändert.

Auch BMW und Porsche betroffen

Ende Juli hatte Mercedes-Chef Ola Källenius seine Hoffnungen auf neue Modelle gesetzt, die im zweiten Halbjahr auf den Markt kämen und das Geschäft ankurbeln würden. Doch diese Hoffnung dürfte sich nun wohl nicht erfüllen. Neben rückläufigen Verkäufen kämpft Mercedes-Benz mit starkem Preisdruck.

Auch andere deutsche Autobauer kämpfen mit der Lage in China. So korrigierte auch BMW seine Prognose wegen der schwächeren Nachfrage in der Volksrepublik nach unten. Porsche hatte bereits Mitte des Jahres erklärt, dass kurzfristig keine Erholung auf dem chinesischen Markt zu erwarten sei.

China wird zum Stresstest

Laut Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer wird China für alle deutschen Autobauer zunehmend zur größten Herausforderung der letzten 50 Jahre. Elektroautos seien in der Volksrepublik mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Gerade in diesem Bereich hätten Unternehmen aus Deutschland und Europa den Anschluss verloren.

Mehr als die Hälfte der in China verkauften Fahrzeuge seien inzwischen Elektroautos. „Für die deutschen Hersteller gibt es deshalb nur eine klare Strategie: Sie müssen mehr in China investieren und dort sowohl Entwicklungszentren als auch die Produktion für Elektrofahrzeuge weiter ausbauen.“

Mercedes ruft in China mehr als 500.000 Autos zurück

Unterdessen gab die chinesische Marktaufsicht in Peking heute bekannt, dass Mercedes-Benz in China mehr als eine halbe Million Fahrzeuge wegen eines technischen Defekts zurückruft. Der Rückrufplan tritt demnach am 27. November in Kraft.

Bei den betroffenen Fahrzeugen soll es Probleme mit der Feuchtigkeitsresistenz des Raddrehzahlsensors geben. Längerer Einsatz in feuchtheißem Klima könne zu Fehlfunktionen führen und die Fahrdynamikregelung (ESP) sowie das Antiblockiersystem (ABS) beeinträchtigen.

Ein Mercedes-Sprecher bestätigte den Rückruf. Betroffen seien davon nach Angaben der chinesischen Behörden knapp 242.000 importierte Autos der Klassen A, B, CLA und GLA, die zwischen dem 30. August 2011 und dem 3. April 2019 produziert worden seien. Zudem seien rund 281.000 in China gefertigte GLA-Fahrzeuge betroffen, die zwischen dem 13. März 2014 und dem 12. Oktober 2019 vom Band gelaufen seien.

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