Die Ostsee-Anrainerstaaten sind besorgt über ein havariertes russisches Schiff, das offenbar große Mengen Sprengstoff geladen hat und auf dem Weg in die Ostsee ist. Mehrere Küstengemeinden in Schweden wurden alarmiert. Medienberichten zufolge transportiert das Frachtschiff Ruby 20.000 Tonnen Ammoniumnitrat und weist Schäden am Rumpf auf. Das Schiff war auf dem Weg von der russischen Hafenstadt Kandalakscha auf der Kola-Halbinsel nach Las Palmas. Es geriet vor der norwegischen Küste in Seenot und wurde inzwischen von Schleppern bewegt.
Laut dem Portal „The Barents Observer“ machte das 183 Meter lange Schiff im Hafen von Tromsø Halt. Die norwegische Schifffahrtsbehörde hatte Anfang September mitgeteilt, dass die Behörden den Frachter dort inspiziert hätten. Demnach gehe von dem Schiff in seinem damaligen Zustand keine größere Gefahr aus als im Normalbetrieb. Die norwegische Küstenverwaltung habe allerdings angeordnet, dass das Schiff einen Schlepper vor Ort haben solle. Ein Sprecher der schwedischen Küstenwache sagte, das Schiff werde zwar beobachtet, aber beim derzeitigen Stand der Dinge bestehe kein Grund zur Besorgnis. Von der Ladung gehe keine große Gefahr aus, solange sie sachgemäß gelagert werde.
„Nicht unter Kommando“
Um das Schiff herum wurde eine 500 Meter breite Sicherheitszone eingerichtet. Die Ruby wurde außerdem angewiesen, den Hafen von Tromsø zu verlassen und eine Stelle anzusteuern, an der das Schiff repariert werden konnte. Sie ankerte vor Tromsø. Anschließend nahm sie offenbar Kurs auf die Ostsee. Ihr Ziel soll Klaipėda in Litauen sein.
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Am Freitagnachmittag befand sich das Schiff laut Schiffsverfolgungs-Websites südlich der norwegischen Stadt Egersund in der Nordsee. Der Status des Schiffes wurde mit „kommandolos“ angegeben, die Geschwindigkeit betrug knapp fünf Knoten. Es wird offenbar mit Hilfe eines Schleppers bewegt.
Russland ist einer der größten Exporteure von Ammoniumnitrat, das als Düngemittel, aber auch als Sprengstoff eingesetzt werden kann. 2020 kam es im Hafen von Beirut zu einer Explosion, bei der mehr als 200 Menschen ums Leben kamen. Ursache war ein Feuer, bei dem falsch gelagertes Ammoniumnitrat explodierte. 2.750 Tonnen waren dort gelagert, weit weniger als das Schiff nun transportiert.