(Motorsport-Total.com) – Lando Norris sicherte sich im Qualifying in Singapur die Pole Position und wurde damit seiner Favoritenrolle beim „Nachtrennen“ der Formel 1 gerecht. Im finalen Showdown nach einem schweren Unfall von Carlos Sainz (Ferrari) war Norris 0,203 Sekunden schneller als Max Verstappen (Red Bull) und 0,316 Sekunden schneller als Lewis Hamilton (Mercedes).
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Lando Norris sichert sich die Pole Position für das Nachtrennen in Singapur
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Verstappen konnte sich im ersten und zweiten Sektor im Vergleich zur vorherigen Runde, die wegen des Sainz-Unfalls und der doppelten gelben Flagge abgesagt wurde, nicht verbessern und ließ so Raum für Spekulationen, wie schnell er in seiner ersten Q3-Runde gewesen wäre.
Platz vier ging an George Russell (Mercedes), der mit seinem Qualifying nicht zufrieden war. In Q1 funkte er auf Platz 13 liegend: „Ich habe null Grip, Kumpel. Das ist ganz anders als im dritten Training, ganz anders. Die Reifen sind ganz anders.“ Und in Q2: „Ich habe wirklich Probleme. Ich weiß nicht, wo der ganze Grip seit dem Training geblieben ist.“
Doch am Ende lief es für Russell besser, er landete vor Oscar Piastri (McLaren) und dem sensationellen Nico Hülkenberg (Haas), der weniger als drei Zehntelsekunden hinter Hamilton auf Platz drei lag.
Fernando Alonso (Aston Martin), Yuki Tsunoda (Racing Bulls), Charles Leclerc und Carlos Sainz (beide Ferrari) komplettierten die Top 10. Leclerc wäre mit einer Zeit von 1:30.119 Minuten eigentlich für Platz 7 qualifiziert gewesen. Seine letzte Runde wurde jedoch aufgrund von Streckenbegrenzungen in Kurve 2 annulliert.
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Ticker: Fahrerlager live mit Kevin Scheuren
Stream: Analyse live auf YouTube (20:00 Uhr)
Was war die Ursache des Sainz-Unfalls?
Es waren noch 8:04 Minuten auf der Uhr, als Q3 unterbrochen werden musste. Zu diesem Zeitpunkt lag Verstappen mit 0,246 Sekunden Vorsprung vor Piastri in Führung. Norris musste seine Runde abbrechen, nachdem er im ersten und zweiten Sektor zwei Bestzeiten gefahren war.
Ursache war ein heftiger Unfall von Sainz in der letzten Kurve. Sainz bereitete eine schnelle Runde vor, ließ den Piastri-McLaren passieren, gab dann Gas – und flog in der letzten Kurve mit dem Heck voran in die Streckenbegrenzung.
Sainz meldete über den Boxenfunk: „Ich weiß nicht, ob es kalte Reifen oder schmutzige Luft waren. Ganz schön krachend!“ Sein Renningenieur antwortete: „Ja, die Reifen sind etwas kalt.“
Der Spanier entstieg dem Wrack des Ferrari unverletzt, konnte seinen zehnten Platz aber nicht verbessern. Gegen ihn wurde zudem ermittelt, weil er auf dem Rückweg zu seinem Team zu Fuß die Strecke überquert hatte.
Was war das mit Verstappen und den gelben Flaggen?
Plötzlich blinkte der Zeitenmonitor: „AUTO 1 (VER) ZEIT 1:29.791 GELÖSCHT – DOPPELT GELB IN KURVE 18“. Verstappen grübelte noch auf seiner Abkühlrunde: „Warum wurde meine Rundenzeit gelöscht? Ich bin vor der roten Ampel über die Linie gefahren.“
Erst wenig später wurde im Fernsehen eine erste Wiederholung der Szene ausgestrahlt. Sie zeigte, dass das Leuchtschild an dieser Stelle noch deutlich grün leuchtete, als Verstappen daran vorbeifuhr, und dass Verstappen dennoch den Fuß vom Gaspedal nahm.
Aus einer anderen Kameraperspektive war später zu sehen, dass die Rennleitung hinter Sainz‘ Unfallauto manuell zwei gelbe Flaggen schwenkte. Ob Verstappen im Cockpit eine realistische Chance hatte, diese beiden Flaggen zu sehen, lässt sich von außen nur schwer beurteilen.
Alexander Wurz analysierte live in oder: „Er hat abgehoben, als er sah, dass das Auto stand. Ich glaube nicht, dass er etwas falsch gemacht hat. Aber dass seine Rundenzeit gestrichen wurde, wundert mich.“ Denn für normale Gelbe-Karten-Vergehen werden normalerweise andere Sanktionen verhängt.
Aber: Die Rennleitung schwenkte nicht eine einzelne gelbe Flagge, sondern zwei, und in der Formel 1 werden Doppelgelbe schon seit einigen Jahren automatisch aufgehoben. Aus Sicherheitsgründen.
Gab es wieder ein Radio mit Schimpfwörtern?
Verstappen liefert ab, und das nicht nur auf der Rennstrecke. Q1 lief für ihn ganz gut, und er kam locker als Zweiter hinter Norris in die nächste Runde. Doch am Ende des Abschnitts reagierte er recht empfindlich auf den Verkehr langsamerer Autos. Er funkte: „Was für ein unglaublicher Haufen Idioten! Die stehen überall im Weg.“
Dass es allerdings zu einer weiteren Strafe kommt, ist unwahrscheinlich, da die FIA-Kommissare bereits in ihrem ersten Verstappen-Urteil erklärt hatten, dass sie Situationen im Cockpit anders bewerten als bei offiziellen Pressekonferenzen. Entsprechend wurde auch keine Untersuchung eingeleitet.
Warum musste Red Bull im Q2 bangen?
Im Q2 musste Verstappen einen kleinen „Umweg“ machen, als er in seiner ersten schnellen Runde in der letzten Kurve von der Strecke abkam und seine Rundenzeit deswegen gestrichen wurde.
Somit musste er noch einmal raus und durfte sich dabei keine Fehler erlauben. Beim zweiten Versuch übernahm er dann aber sogar kurzzeitig die Führung im Q2-Klassement, wiederum mit einer Runde am Limit, und konnte sich letztlich sicher nach vorn fahren. Auf Platz zwei, 0,040 Sekunden hinter Piastri.
Nicht ganz so gut lief es für Teamkollege Perez. Er lag nach dem ersten Lauf nur auf Platz 10 und konnte seine Zeit im zweiten nicht verbessern. Im ersten und zweiten Sektor blieb Perez unter seiner bisherigen Bestzeit und auch eine Verbesserung im dritten reichte nicht mehr zum Weiterkommen. Am Ende landete er auf Platz 13, 0,129 Sekunden hinter P10 (Alonso).
„Ich habe die Reifen nicht ins richtige Temperaturfenster gebracht. Q1 war noch okay, aber in Q2 war der Grip deutlich schlechter“, analysierte Perez.
Neben ihm schieden in Q2 auch Alexander Albon, Franco Colapinto (beide Williams), Kevin Magnussen (Haas) und Esteban Ocon (Alpine) aus. Colapinto war zwar an diesem Wochenende ohne Williams-Update nur 0,007 Sekunden langsamer als Albon – ärgerte sich aber dennoch über seine eigene Leistung.
Welche fünf Fahrer sind im Q1 ausgeschieden?
Daniel Ricciardo wird in Singapur wahrscheinlich seinen letzten Grand Prix bestreiten. Das sagte Red Bull-Teamchef Christian Horner im Interview mit Himmel nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert.
Und Ricciardo tat sein Möglichstes, damit diese Entscheidung vor der geplanten Bekanntgabe nächste Woche wohl nicht mehr revidiert wird. Während Tsunoda 0,369 Sekunden schneller war und als Zehnter ins Q2 einzog, schied Ricciardo auf Platz 16 aus. Ihm fehlten 0,127 Sekunden zum Cut.
oderExperte Wurz meinte im Live-Kommentar: „Das macht die Entscheidung noch einfacher.“
Ricciardo selbst wirkte nach seinem Aus niedergeschlagen: „Sehr überraschend. Bis zum Qualifying lief es eigentlich gut und am Freitag hatten wir ein gutes Gefühl. Aber heute war ich mit den weichen Reifen bei jedem Run weit weg. Ich wünschte, ich wüsste, warum. Aber das weiß ich nicht.“
Neben Ricciardo schieden auch Lance Stroll (Aston Martin), Pierre Gasly (Alpine), Valtteri Bottas und Guanyo Zhou (Sauber) im Q1 aus. Also die üblichen Verdächtigen.
Wo können Sie den Grand Prix von Singapur live sehen?
Im Free-TV in Deutschland leider nicht verfügbar. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist: Auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de (jetzt gratis Kanal abonnieren!) gibt es weiterhin jeden Abend in der F1-Show mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll eine Live-Analyse der Highlights und die wichtigsten Geschichten des Tages.
Die Live-Streams starten täglich um 20:00 Uhr deutscher Zeit und werden redaktionell vom siebenköpfigen Motorsport Network-Rechercheteam in Singapur betreut. Übrigens: Die tägliche F1-Show gibt es ab sofort nicht nur auf YouTube, sondern auch auf dem neuen Twitch-Kanal von Formula1.de live zu sehen.
Der Grand Prix von Singapur wird nicht im deutschen Free-TV übertragen. Zu sehen ist das Rennen exklusiv beim Pay-TV-Anbieter Sky. Dort werden am Sonntag ab 12:30 Uhr Vorschauen ausgestrahlt. Um 14 Uhr erfolgt dann der Rennstart (Hier geht’s zur kompletten Formel-1-TV-Übersicht inklusive der Sendezeiten für Österreich und die Schweiz!).