Kreml-Propaganda für Jugendliche: Deutsche Kinder besuchten ein russisches Ferienlager auf der Krim

Kreml-Propaganda für Jugendliche: Deutsche Kinder besuchten ein russisches Ferienlager auf der Krim

Kreml-Propaganda für die Jugend


Deutsche Kinder besuchten ein russisches Ferienlager auf der Krim

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Schon zu Sowjetzeiten diente das Ferienlager Artek dem Nachwuchs der Parteieliten. Auch heute noch nutzt der Kreml die Einrichtung auf der Krim zur politischen Bildung junger Menschen. In diesem Sommer verbrachte offenbar auch eine Gruppe aus Deutschland drei Wochen dort.

Berichten zufolge haben Kinder aus Deutschland in einem russischen Ferienlager auf der von Russland besetzten ukrainischen Halbinsel Krim Urlaub gemacht. Wie unter anderem das Portal „t-online.de“ berichtet, verbrachten mehrere Kinder und Jugendliche aus der Bundesrepublik drei Wochen im Ferienzentrum Artek, das vom Kreml für Hunderte Millionen Euro als Vorzeigeprojekt erweitert wurde die patriotische Erziehung junger Menschen.

An dem Sommercamp nahmen dem Bericht zufolge mehr als 3.000 Kinder und Jugendliche aus 60 Ländern teil. Dies wurde auch durch eine entsprechende Pressemitteilung von Artek im August bestätigt. Die Gruppe aus Deutschland wurde offenbar als Gewinner eines Wettbewerbs zum Ferienlager eingeladen. Die ukrainische Journalistin Anastasia Magasova machte auf ein Video vom August aufmerksam, das im russischen Sender VK kursierte. In dem Clip bedanken sich zwei Mädchen und ein Junge aus Deutschland namentlich beim Russischen Haus in Straßburg und einem Mitveranstalter in Berlin für die Einladung. Das Verifizierungsteam von RTL/ntv konnte den Jungen im Video auch anhand anderer Aufnahmen identifizieren, die das Ferienzentrum selbst veröffentlicht hatte.

Artek stammt aus der Sowjetzeit und war früher dem Nachwuchs der Parteieliten vorbehalten. Als Partner fungieren heute die Partei „Einiges Russland“ von Kremlchef Wladimir Putrin, mehrere Regierungsbehörden und der Staatskonzern Rosatom. Weil angeblich ukrainische Kinder zur Umerziehung ins Lager gebracht wurden, steht Artek auf westlichen Sanktionslisten.

Treffen mit russischen Soldaten

Auch der russische Sender RT und die beteiligten Personen veröffentlichten online Fotos und Videos der Kinder aus Deutschland. Auf einem Bild ist die deutsche Gruppe während ihres Aufenthalts auf der Krim mit einer deutschen Flagge zu sehen. Die vollständigen Namen der Jugendlichen werden nicht genannt, lediglich in einem Text ist „Nikita aus Deutschland“ erwähnt.

Mindestens ein Kind aus Deutschland saß offenbar an einem runden Tisch im Livadia-Palast des russischen Zaren Nikolaus II. Bei dem Treffen begrüßte der anwesende Außenminister Sergej Lawrow die jungen Besucher. Inhaltlich ging es im Ferienlager auch um den Angriffskrieg Moskaus gegen die Ukraine. Auch russische Soldaten erschienen. Einer von ihnen soll mit der Söldnergruppe Wagner an der Eroberung Bachmuts beteiligt gewesen sein.

Der Besitzer des Reiseveranstalters Rus-Krim-Tour sagte einem russischen Radiosender, dass einige der Kinder vier Tage unterwegs gewesen seien, um dorthin zu gelangen. „Aber alle waren mit ihrer Reise auf die Krim zufrieden.“ Sie „stammten aus Familien, die nicht durch westliche Propaganda einer Gehirnwäsche unterzogen worden waren“. Laut „t-online.de“ sind in der jüngeren Vergangenheit keine weiteren Besuche von Kindern aus Deutschland bei Artek bekannt. Im Jahr 2017 berichtete der Sender RT, dass zehn Kinder aus Berlin und Sachsen mit einer Lehrerin angereist seien.

Das Russische Haus in Berlin und die russische Botschaft in Berlin wollten sich auf Anfrage nicht äußern. Artek selbst antwortete nicht auf die Bitte von t-online.de um Stellungnahme.

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