Mehr als 46.800 Migranten sind im vergangenen Jahr auf den kanarischen Inseln angekommen. Die strengeren Kontrollen im Mittelmeerraum führen offenbar zu dem Anstieg der Migrantenzahlen auf den Kanaren.
Am Strand von Las Galletas im Süden Teneriffas bot sich am Neujahrstag ein dramatisches Bild: Mitglieder des Roten Kreuzes versorgen erschöpfte Migranten, während Touristen am Strand liegen und die Szenerie beobachteten. Am Neujahrstag herrschen auf Teneriffa Temperaturen von knapp unter 20 Grad. Die Überfahrt forderte einen hohen Preis: Zwei Menschen überlebten die gefährliche Reise nicht.
Auf den Kanarischen Inseln sind im gerade zu Ende gegangenen Jahr 46.843 irreguläre Migranten angekommen – und somit so viele wie nie zuvor. Der vorherige Höchstwert aus dem Vorjahr von 39.910 wurde nach den am Donnerstag vom spanischen Innenministerium veröffentlichten Zahlen somit deutlich überschritten. Die meisten stammen aus Mali, dem Senegal und Marokko.
Die Ankünfte auf den Kanaren machten 2024 demnach erneut die deutliche Mehrheit der insgesamt 63.970 irregulären Ankünfte von Migranten in Spanien aus.
Der Höchstwert in ganz Spanien war 2018 erreicht worden, damals kamen 64.298 irreguläre Migranten im Land an. Spanien ist in der EU-Migrationskrise zuletzt in den Vordergrund gerückt: Strengere Kontrollen im Mittelmeerraum bewegen nach und mehr Migranten dazu, über die sogenannte Atlantik-Route die gefährliche Reise von Westafrika über ein Teilstück des Atlantischen Ozeans zu den Kanarischen Inseln zu wagen.
Anstieg über die Atlantik-Route um 19 Prozent
Während die Zahl der irregulären Einreisen in die gesamte EU nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur bis Ende November 2024 um rund 40 Prozent sank, stiegen die Überfahrten über die Atlantik-Route dagegen um 19 Prozent.
Die Atlantik-Route ist gehört dabei allerdings zu den gefährlichsten der Welt: Einem Bericht der Nichtregierungsorganisation Caminando Fronteras zufolge starben oder verschwanden zwischen dem Beginn des Jahres 2024 und dem 5. Dezember 2024 mindestens 10.457 Migranten auf der Überfahrt nach Spanien. Dies sei ein Anstieg um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Wert seit Beginn der Zählung im Jahr 2007.
Die Uno-Flüchtlingshilfe sagt aber: „Die meisten Menschen, die die Kanarischen Inseln erreichen, haben keine echten Fluchtgründe im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention.“ Sie suchen nach besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten.
AFP/coh