Ironman in Nizza: „Plötzlich gab es einen lauten Knall“ – WM-Drama um Anne Haug

Ironman in Nizza: „Plötzlich gab es einen lauten Knall“ – WM-Drama um Anne Haug

Nach nur einer Stunde ist Schluss. 3,86 Kilometer hat Anne Haug bei der Ironman-WM im Mittelmeer vor Nizza absolviert, ist dann in die Wechselzone gelaufen, hat ihren Neoprenanzug ausgezogen, den Helm abgenommen und ihr Triathlonrad aus der Wechselzone geschoben. 180 Kilometer mit mehr als 2400 Höhenmetern lagen vor ihr. Das Ziel: nicht zu viel Zeit verlieren, um im abschließenden Marathon an allen Konkurrentinnen vorbeifliegen zu können. So wie sie es schon oft zuvor getan hatte.

Doch an diesem Sonntag in Nizza wird die 41-jährige Ausnahmesportlerin gar nicht laufen. Schon nach wenigen hundert Metern auf der Radstrecke war alles vorbei – ein Defekt am Hinterrad. „Plötzlich gab es einen lauten Knall“, berichtete sie später. „Es ist frustrierend, die Enttäuschung ist riesengroß.“

Haug, die 2019 als einzige Deutsche Ironman-Weltmeisterin wurde, versuchte den platten Reifen zu reparieren. Doch irgendetwas funktionierte nicht wie gewohnt. Sie stand eine Weile am Straßenrand und probierte alles Mögliche. Doch der Defekt ließ sich nicht beheben und Haug musste das Rennen aufgeben. Ihr Manager Frank Übelhack bestätigte wenig später, dass ein großes Loch im Reifen sei.

Große Enttäuschung statt Bergsteigen

Nach 3,86 Kilometern Schwimmen und 200 Metern auf der Radstrecke endeten die WM-Träume der gebürtigen Bayreutherin auf äußerst enttäuschende Art und Weise. Sie konnte auf dieser für sie nicht maßgeschneiderten Strecke gar nicht zeigen, was in ihr steckt.

Dabei hatte der Tag für Haug gut begonnen: Als erste Deutsche kam sie mit 3:54 Minuten Rückstand aus dem Wasser. Mit neun Sekunden Rückstand folgte die Heidelbergerin Laura Philipp (37), im vergangenen Jahr auf Hawaii Dritte geworden. Ein hervorragender Auftakt für beide, vor allem aber für Philipp: Das Kraulen hatte sie sich erst mit 24 Jahren selbst beigebracht. Auch für Haug war das Schwimmen immer die unbeliebteste Disziplin. „Es ist eine gesunde Hassliebe“, sagte sie WELT.

Während Haug in ihrem Hotel an der Promenade des Anglais verschwand, machte sich Philipp mit seinem Fahrrad auf die Suche nach ihr. Hier der Liveticker:

Eine enttäuschte Anne Haug taucht dann gegen 11.30 Uhr wieder an der Promenade des Anglais auf. Während Philipp an der Spitze des Feldes kämpft, kann die Bayreutherin nur zuschauen. „Ich habe versucht, ihn zu reparieren, aber der Riss im Reifen selbst war so groß. Ich habe dann versucht, einen neuen Schlauch reinzuziehen, aber der ist wieder geplatzt, weil der Schnitt einfach zu groß war“, berichtet sie den Triathlon-Legenden Greg Welch und Mirinda Carfrae, die im Start- und Zielbereich für den Veranstalter Interviews führen.

Alles, was man für eine schnelle Reparatur braucht, haben die Sportler immer dabei. Aber auf so etwas seien sie nicht vorbereitet, sagt Haug. Einen neuen Mantel hätten sie nicht dabei. Woher der Schnitt kam, kann sie sich nicht erklären.

Die Mechaniker waren bereits auf der Strecke

„Ich habe auf Mechaniker gewartet“, fügt sie hinzu, „aber nach 25 Minuten wurde mir gesagt, dass niemand käme. Leider blieb mir nichts anderes übrig, als aufzugeben.“ Die offiziellen Mechaniker waren zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Strecke; sie folgen den Top-Ten-Fahrern immer direkt. Carfrae erklärt: „Es war zu knapp, sie kamen nicht zurück.“

Nach fünf Podestplätzen bei fünf Ironman-WM-Starts geht Haug nun erstmals leer aus. „Das ist der Sport“, versucht sie herunterzuspielen, doch die Enttäuschung ist groß. Auch, weil Triathlon zwar ein Einzelsport ist, hinter jedem Athleten aber ein Team steht.

WELT-Redakteur Melanie Haack berichtet seit 2011 über die Welt des Sports abseits des Fußballs, insbesondere über Triathlon- und Fitnessthemen.

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