Hochwasserwelle der Oder nähert sich deutscher Grenze

Hochwasserwelle der Oder nähert sich deutscher Grenze

Stand: 20.09.2024 12:47

An der deutschen Grenze zu Polen richten sich alle Augen auf die Oder – denn die Hochwasserwelle naht. An der Elbe entspannt sich die Lage dagegen weiter. In Österreich könnten die Schäden die Milliardengrenze überschreiten.

An der Grenze zu Polen wird der Wasserstand der Oder derzeit genau beobachtet: Die Flutwelle bewegt sich flussabwärts Richtung Deutschland. Orte entlang der deutsch-polnischen Oder bereiten sich seit Tagen auf eine Verschärfung der Hochwassersituation vor. Der grenznahe polnische Kreis Lebus hat Hochwasseralarm für die Regionen direkt an der Oder ausgerufen.

In Deutschland gelte entlang der Flussabschnitte bei Frankfurt an der Oder, Eisenhüttenstadt und Ratzdorf noch die niedrigste Alarmstufe, berichtet der MDR. Die Pegelstände steigen allerdings weiter und könnten Mitte der Woche kritisch werden.

In der Uckermark werden ehrenamtliche Deichgänger gesucht, die bei Alarmstufe 3 Deiche auf Schwachstellen und Schäden überprüfen könnten, schreibt der rbb. In Frankfurt an der Oder blieb das Kleist-Museum vorerst geschlossen und soll erst bei Entwarnung wieder öffnen.

Woidke mahnt zur Wachsamkeit

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke ruft zur Wachsamkeit auf, denn in einigen Abschnitten der Oder könnte bald die höchste Alarmstufe 4 erreicht werden. In Frankfurt wird für die erste Wochenhälfte mit Alarmstufe 3 gerechnet, in Ratzdorf wird diese Stufe bereits am Montagabend erwartet.

Der Hochwasserscheitel der Oder wird am kommenden Sonntag in der polnischen Kreisstadt Nowa erwartet – rund 80 Kilometer östlich der Grenze zu Deutschland. In Westpommern bereitet man sich bereits auf drohendes Hochwasser vor.

In der Elbe in Sachsen sinken die Pegelstände dagegen weiter. Nach Angaben der Landeshochwasserzentrale ist der Elbepegel in Dresden inzwischen unter die 6-Meter-Marke gefallen. Am Freitagmorgen hatte er noch bei 5,70 Metern gelegen.

Schwachstellen an Oderdeichen in Polen

Im polnischen Niederschlesien, 35 Kilometer von Breslau entfernt, sind in den Deichen an der Oder zuletzt mehrere Undichtigkeiten aufgetreten. Anwohner, Feuerwehrleute und Soldaten kämpften gestern Abend darum, die Deiche zu sichern. Der Wasserstand betrug dort 9,33 Meter – und das Meteorologische Institut erwartet einen Anstieg auf 9,45 Meter.

In Breslau selbst ist die Lage allerdings noch unter Kontrolle: Der Wasserstand sei im Vergleich zum Vortag um zehn Zentimeter gesunken, sagte der Chef des Meteorologischen Instituts. Auch für die kommenden Tage sei sonniges und trockenes Wetter vorhergesagt. Für Entwarnung sei es aber noch zu früh, sagte Polens Ministerpräsident Donald Tusk, der derzeit in Breslau mit dem Krisenstab tagt. Das Wasser drücke noch immer auf die Deiche, so Tusk.

Unterdessen steigt in Ungarn das Wasser immer weiter. Die Behörden mussten Straßen und Bahnhöfe sperren. In der Hauptstadt Budapest sind auch Straßenbahnen und U-Bahnen von Überschwemmungen bedroht. Weiter flussaufwärts wurden bereits Häuser und Restaurants in Ufernähe überschwemmt.

Milliardenschaden in Österreich möglich

In Österreich werden immer mehr Folgen des Hochwassers sichtbar – und ermöglichen nun eine erste Schätzung der Schadenhöhe. Erste Berechnungen der Versicherungswirtschaft belaufen sich auf 600 bis 700 Millionen Euro. Im Extremfall könne die Milliardengrenze allerdings überschritten werden, heißt es beim Versicherungsverband (VVO). Der Verband strebt eine „rasche und unbürokratische Schadensabwicklung“ an.

Unterdessen hat die österreichische Bundesregierung den Katastrophenfonds zur Beseitigung der Schäden auf eine Milliarde Euro aufgestockt. Von der EU kann das Land mit rund 500 Millionen Euro Hilfe rechnen.

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