Fünf Böller-Tote, viele Angriffe auf Einsatzkräfte, Rakete auf Obdachlosen geschossen

Fünf Böller-Tote, viele Angriffe auf Einsatzkräfte, Rakete auf Obdachlosen geschossen

Deutschland ist überwiegend friedlich und fröhlich ins Jahr 2025 gestartet. Überlagert wurden die Feierlichkeiten aber von Angriffen auf Einsatzkräfte und Böller-Unfällen: Mindestens fünf Männer starben beim Hantieren mit Pyrotechnik, etliche weitere Menschen wurden teils lebensbedrohlich verletzt. Weltweit feierten Milliarden Menschen den Jahreswechsel mit farbenfrohen Partys.

In Deutschland blieb es größtenteils friedlich, doch nicht überall: Allein in Berlin nahm die Polizei nach eigenen Angaben 330 Menschen fest. Laut einer vorläufigen Bilanz vom frühen Morgen wurden 13 Polizisten verletzt, davon einer schwer. Er sei mutmaßlich von einem illegalen Feuerwerkskörper getroffen worden und musste noch in der Nacht am Bein operiert werden.

Einsatz- und Rettungskräfte seien beschossen worden. Gleichwohl habe es in der Hauptstadt keine größeren Gewalttätigkeiten gegeben, sagte ein Polizeisprecher.

Bis zu 80 Personen greifen Polizei in Kiel an

Die Polizei in Kiel ist in der Silvesternacht nach eigenen Angaben von einer größeren Menschengruppe attackiert worden, als die Beamten den Einsatz eines Notarztes absichern wollten. Kurz vor Mitternacht sei bei der Polizei ein Notruf eingegangen wegen eines Herzinfarktes im Stadtteil Gaarden, berichtete ein Sprecher.

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Zwei Streifenwagen seien vor dem Notarzt eingetroffen und von etwa 70 bis 80 Menschen angegangen worden. Verstärkung sei angerückt. Die Hausbewohner hätten sich über die Anwesenheit der Polizei beschwert und erklärt, sie wollten nur den Notarzt.

Letztlich seien sieben Streifenwagen und zwei Einsatzgruppen vor Ort gewesen, insgesamt 26 Beamte. Es sei unter Diensthund- und Pfeffersprayeinsatz gelungen, dem Notarzt die Arbeit zu ermöglichen.

Polizisten in Leipzig stehen in der Silvesternacht im Osten der Stadt.

© dpa/Sebastian Willnow

Angriffe auf Polizisten gab es auch in Leipzig: Müll brannte, Barrikaden wurden gebaut, etwa 50 Menschen griffen Einsatzkräfte der Polizei mit Feuerwerk und Flaschen an. Bei den registrierten Straftaten sei es vor allem um gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch und Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz gegangen, so die Ermittler. 

300 Linke randalieren in München

In München randalierten mehrere Hundert Menschen und griffen laut Polizei Beamte an. Eine Polizeisprecherin sprach von schätzungsweise 200 bis 300 Personen aus dem linken Spektrum auf der Wittelsbacherbrücke.

Feuerwehrleute in Gelsenkirchen wurden von Unbekannten mit Silvesterraketen beschossen, als sie gerade eine brennende Mülltonne löschten.

In Hagen wurde ein 24-Jähriger in Gewahrsam genommen, nachdem er einen Böller auf einen Streifenwagen geworfen hatte. Gleichzeitig zog die Polizei im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW eine überwiegend positive Zwischenbilanz: „Wir hatten vor allem kleinere Einsätze, große Tumulte sind ausgeblieben“, sagte ein Sprecher der Polizei gegen 03.00 Uhr.

In Bonn haben Jugendliche am Silvesterabend am Hauptbahnhof laut Polizei mit einer Silvesterrakete gezielt auf einen schlafenden Obdachlosen geschossen. Der Mann habe einen Schock erlitten, teilte die Polizei am Neujahrsmorgen mit. Die Verdächtigen sollen die Attacke mit einem Mobiltelefon gefilmt haben.

Obdachloser in Bonn mit Rakete beschossen

Drei der vier Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren seien nach einer Auswertung der Überwachungskameras bei der Fahndung der Bundespolizei erkannt und gestellt worden. Sie müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Gleich zwei tödliche Böllerunglücke gab es in Sachsen: In Oschatz östlich von Leipzig starb ein 45-Jähriger, der eine sogenannte Großfeuerwerksbombe der Kategorie F4 gezündet hatte, wie die Polizei mitteilte. Solches Feuerwerk darf in Deutschland nur mit behördlicher Erlaubnis gekauft werden. Der Mann habe bei der Explosion schwere Kopfverletzungen erlitten und sei im Krankenhaus gestorben.

Unfälle mit selbstgebauten und illegalen Böllern

Zudem wurde laut Polizei ein 50-Jähriger in Hartha in der Nähe von Chemnitz tödlich verletzt, als er mit Feuerwerk hantierte. Bei Paderborn starb ein 24-Jähriger beim Hantieren mit einem Feuerwerkskörper. Der Unfall ereignete sich vor dem Jahreswechsel am Ortsrand von Geseke, sagte eine Polizeisprecherin. Rettungskräfte konnten nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen.

Die Wucht der Explosion lasse darauf schließen, dass es sich um einen nicht zugelassenen Feuerwerkskörper gehandelt haben dürfte. Die Angehörigen wurden seelsorgerisch betreut.Bei einer Explosion starb auch ein 20-Jähriger in Hamburg, in seinem Fall handelte es sich um einen selbstgebauten Böller. Ein Silvesterböller tötete außerdem einen 21-Jährigen im Norden von Brandenburg. Der junge Mann sei bei einem Unfall im Landkreis Oberhavel ums Leben gekommen, sagte ein Sprecher des Lagezentrums. Die Kriminalpolizei ermittle vor Ort.

Junge in Rostock mit Böller beworfen und schwer verletzt

Ein zehnjähriger Junge wurde in Rostock in der Silvesternacht schwer verletzt, als ein Böller unmittelbar vor seinem Gesicht explodierte. Noch sei unklar, wer den Knaller in die Richtung des Kindes warf, so die Polizei. In Güstrow musste ein 50 Jahre alter Mann wiederbelebt werden. Er erlitt nach Angaben der Polizei schwerste Gesichtsverletzungen, nachdem er einen Böller in ein Rohr geworfen hatte, der dann darin explodierte.

Aufräumarbeiten in Niedersachsen.

© dpa/Julian Stratenschulte

Schwer verletzt wurde ein Mann in der Silvesternacht bei Traunstein beim Zünden einer Feuerwerks-Batterie. Der 39-Jährige hatte die Batterie gezündet und sich nicht weit genug von ihr entfernt, wie die Polizei mitteilte. Teile der Sprengladung trafen demnach sein Gesicht. Der Mann wurde den Angaben zufolge mit schwersten Gesichts- und Augenverletzungen in eine Spezialklinik gebracht, er werde vermutlich gravierende Folgeschäden davontragen. Allein das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) meldete am Neujahrsmorgen 15 Bölleropfer.

Fünf von ihnen seien durch sogenannte Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden, darunter auch Kinder, teilte die Klinik auf dem Portal X mit. Andere Menschen zogen sich demnach Brandwunden zu oder erlitten einen Hörverlust.

Falscher Umgang mit Feuerwerk zerstört Einfamilienhaus

Zudem gab es etliche Brände mit teils hohem Schaden. Häuser, Garagen, Schuppen, Autos und Müllcontainer standen in Flammen. Ein Einfamilienhaus in Leuterod im Westerwald brannte in der Silvesternacht komplett aus, wie die Polizei mitteilte. Es werde vermutet, dass falscher Umgang mit Feuerwerkskörpern das Feuer ausgelöst habe. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 350.000 Euro.

Mutmaßlich eine Silvesterrakete setzte im rheinland-pfälzischen Neuwied eine Lagerhalle in Brand, in der unter anderem Holz gelagert worden war. Durch die starke Hitze seien auch angrenzende Häuser beschädigt worden. Bewohner von Nachbargebäuden wurden am frühen Neujahrsmorgen in Sicherheit gebracht. Der Sachschaden liegt laut Polizei im mittleren sechsstelligen Bereich.

Ein ganz anderes Problem hatten viele Berliner: Ausgerechnet am Silvesterabend fiel in Teilen der Stadt wegen eines Rohrbruchs im Stadtteil Wedding die Wasserversorgung aus. Kurz vor Mitternacht gaben die Wasserbetriebe aber wieder Entwarnung. 

Deutschlands größte Silvesterparty ging am Brandenburger Tor über die Bühne. Laut dem Veranstalter kamen 60.000 Menschen. Zum Silvester-Showprogramm gehörten Auftritte der Rapperin Shirin David („Bauch Beine Po“) und weiterer Stars wie Maite Kelly, Bausa und Peter Schilling. Mancherorts fiel der Jahreswechsel wetterbedingt anders aus als geplant: Auf Sylt wurden die Feierlichkeiten an der Strandpromenade wegen Sturms abgesagt.

Für die Hälfte Deutschlands gilt am Neujahrstag eine amtliche Warnung vor Sturmböen – von Sachsen über Thüringen nach Nordrhein-Westfalen bis hoch zur Nord- und Ostseeküste.

Stürmischer Jahresstart in Großbritannien

In Großbritannien mussten gleich an mehreren Orten Feuerwerk und Feiern ausfallen. Beim traditionellen Hogmanay-Festival in der schottischen Hauptstadt Edinburgh waren wegen stürmischen Wetters alle Veranstaltungen im Freien und das Feuerwerk am Edinburgh Castle abgesagt worden.

Feuerwerk in Las Vegas.

© dpa/David Becker

Im australischen Sydney war das große Feuerwerk diesmal besonders gigantisch. Rund neun Tonnen Pyrotechnik erleuchteten den Himmel über dem Hafenviertel. Die Feuerwerkskörper wurden an 264 verschiedenen Punkten gezündet, deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. 

Aufsehenerregende Lichtershows oder traditionelle Veranstaltungen gab es in vielen asiatischen Metropolen, etwa in Tokio, Hongkong, Taipeh, Singapur, Kuala Lumpur, Bangkok und Jakarta. In London feierten zum Glockenschlag von Big Ben und einem spektakulären Feuerwerk am Riesenrad London Eye etwa 100.000 Menschen den Jahreswechsel. 

Hunderttausende Menschen feierten auf dem weltberühmten Times Square in New York ins neue Jahr. Um Mitternacht richteten sich wie in jedem Jahr alle Augen zum „Ball Drop“ weit nach oben: Um 23.55 Uhr erklang der John-Lennon-Song „Imagine“, und um 23.59 Uhr fuhr vom Dach des 26-stöckigen Hochhauses Times Square One an einer speziellen Stange eine fast 5.400 Kilogramm schwere Kugel, verziert mit 2.688 Kristall-Dreiecken, rund vierzig Meter nach unten – bis exakt um Mitternacht. 

Amerikanisch-Samoa ist das letzte Land, das 2025 einläutet. In Mitteleuropa ist dann schon 12 Uhr mittags, und es geht das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker über die Bühne. Um 13.00 Uhr MEZ folgen dann nur noch zwei unbewohnte Inseln. (dpa)

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