Einem Medienbericht zufolge soll Elon Musk engen Kontakt zu Putin haben

Ein Bericht des Wall Street Journal sorgt für Aufsehen. Amerikas mächtigster Milliardär, der Donald Trump im Wahlkampf unterstützte, soll mit dem Kreml-Chef in Kontakt stehen. Zuletzt machte er mit seinen pro-russischen Positionen zur Ukraine auf sich aufmerksam.

Elon Musk soll seit 2022 regelmäßigen Kontakt zu Putin gehabt haben.

Elon Musk soll seit 2022 regelmäßigen Kontakt zu Putin gehabt haben.

Chesnot/Getty

Wie wir alle wissen, regiert Geld die Welt. Doch nicht nur seine vielen Milliarden machen Elon Musk so mächtig. Es sind vor allem die Technologien seiner Unternehmen. SpaceX spielt dabei eine besonders wichtige Rolle: Die amerikanische Raumfahrt ist auf ihre Raketen angewiesen, das Unternehmen baut ein Netzwerk von Spionagesatelliten für das Pentagon auf und der Zugang zu seinem Starlink-Satelliteninternet kann weltweit über den Ausgang von Kriegen entscheiden. Aufgrund seiner Geschäftsbeziehungen zum amerikanischen Sicherheitsapparat hat Musk Zugriff auf bestimmte Geheimdienstinformationen.

Umso brisanter ist der Bericht des Wall Street Journal vom Donnerstag über Musks regelmäßige Kontakte mit dem russischen Autokraten Wladimir Putin und anderen hohen Kremlfunktionären. Seit Herbst 2022 soll er wiederholt mit dem Kreml-Chef in Kontakt gestanden haben. Bei den Gesprächen ging es um persönliche und wirtschaftliche Themen, aber auch um „geopolitische Spannungen“.

Das Journal stützt den Artikel auf Aussagen amerikanischer, europäischer und russischer Regierungsbeamter. Musk selbst hat ein Gespräch mit Putin erst im April 2021 bestätigt.

„Implizite Drohungen“ aus dem Kreml

Es ist seit langem ein Rätsel, warum Musk innerhalb weniger Monate seine Position zur russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 änderte. Kurz nach der Invasion twitterte er zunächst im März: „Bleib stark, Ukraine.“ Als Zeichen seiner Stärke schickte er Tausende von Starlink-Terminals in das überfallene Land. Der Zugang zum Satelliteninternet verschaffte den ukrainischen Streitkräften einen wichtigen Vorteil und half ihnen, die Russen zurückzudrängen.

Allerdings schränkte Musk bereits im September den Zugang zu Starlink für ukrainische Offensiven ein. Er begründete dies mit der Angst vor einer nuklearen Eskalation. Putin versuchte mit seiner Propaganda, diese Angst im Westen aktiv zu schüren. Im Oktober schlug Musk einen Friedensplan vor, der unter anderem die russische Annexion der Krim akzeptieren und einen NATO-Beitritt der Ukraine ausschließen würde. Der scheidende ukrainische Botschafter in Berlin, Andri Melnik, reagierte verärgert: „Verpiss dich, ist meine sehr diplomatische Antwort.“

Gleichzeitig habe Musk regelmäßig Gespräche mit „hochrangigen Russen“ geführt, schreibt das Wall Street Journal. Gleichzeitig übte der Kreml Druck auf seine Unternehmen aus und äußerte „implizite Drohungen“ gegen ihn persönlich. Einem Bericht der Washington Post zufolge haben nun auch die russischen Streitkräfte in der Ukraine Zugang zum Starlink-Internet. Die Terminals dafür kaufen sie auf einem Schwarzmarkt über Drittländer. Im Februar hatte sich Musk ausdrücklich gegen neue amerikanische Hilfsgelder für Kiew ausgesprochen. Sein Hauptargument: Putin werde „diesen Krieg unter keinen Umständen verlieren“.

Einer von Musks einflussreichen Gesprächspartnern im Kreml soll Sergej Kirijenko sein, der stellvertretende Chef der russischen Präsidialverwaltung. Nach Angaben des US-Justizministeriums ist Kirijenko für die aktuelle russische Propagandakampagne zur Einflussnahme auf die US-Präsidentschaftswahl im November verantwortlich. Der Kreml versucht derzeit, die öffentliche Meinung in Amerika über Websites, soziale Netzwerke und Influencer zu manipulieren. Musk, der auf seinem Kurznachrichtendienst ein Publikum von über 200 Millionen Followern hat

Vom Geschäftsmann zum Geopolitiker

Putin soll mit Musk auch über Taiwan gesprochen haben. Angeblich habe er den Milliardär gebeten, dem Inselstaat keinen Zugang zu Starlink zu gewähren, um dem chinesischen Staatschef Xi Jinping einen Gefallen zu tun. Nach Angaben der New York Times scheiterten die Verhandlungen der taiwanesischen Regierung mit Musk über den Aufbau von Satelliteninternet daran, dass Taipeh darauf bestand, eine Mehrheitsbeteiligung an einem Joint Venture zu halten. In Taiwan soll das Misstrauen gegenüber Musk seit seiner Kehrtwende in der Ukraine gewachsen sein. Musks Elektroautohersteller Tesla betreibt eine große Fabrik in China. Im vergangenen Jahr schien Musk Verständnis für Pekings Position im Konflikt mit Taiwan zu haben. China sehe die Insel als integralen Bestandteil seines Landes, ähnlich wie die USA Hawaii sehen, erklärte der Unternehmer.

Musks Weltbild scheint sich zunehmend mit dem von Donald Trump zu decken. In den letzten Monaten ist der reichste Mann der Welt zu einem glühenden Unterstützer des republikanischen Präsidentschaftskandidaten geworden. Er hilft ihm nicht nur mit viel Geld, sondern auch bei gemeinsamen Wahlkampfauftritten oder als Sprachrohr bei seinem Kurznachrichtendienst. Trump selbst macht aus seinen Sympathien für Putin keinen Hehl und will einen Frieden in der Ukraine aushandeln, der „gut für beide Seiten“ sei. Auch nach dem Ende seiner Amtszeit habe Trump wiederholt mit Putin telefoniert, schreibt der renommierte Journalist Bob Woodward in seinem neuesten Buch.

Trump hat Musk als Gegenleistung für seine Wahlkampfhilfe eine Rolle in seiner Regierung versprochen. Wenn sie die Wahl gewinnen, wird es interessant sein zu sehen, wie die beiden Geschäftsleute die Geopolitik verändern könnten.

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