Die Modelle deuten auf nasses Frühwinterwetter und Schnee hin. Wie real ist die Chance auf weiße Weihnachten jetzt? Eine Wetterkolumne von Dominik Jung.
München – Das europäische Wettermodell zeigt für die zweite Novemberhälfte eine deutliche Trendwende: weg von ruhigem, leicht unterkühltem Hochdruckwetter hin zu einer zyklonalen West-Nord-Situation. Dies würde wechselnde Fronten, häufige Schauer, zeitweise starken Regen und polare Luftpakete im Gegenstrom mit sich bringen.
In der Höhe reicht dies aus, um die Schneefallgrenzen zunächst in Mittelgebirgslagen und bei Starkniederschlagskernen vereinzelt bis in tiefere Lagen zu senken. Entscheidend ist, ob sich über Mitteleuropa ein anhaltendes Tief bildet und ob kurzfristige Sperrelemente über dem Nordatlantik die Kaltluftzufuhr verlängern. Wenn dies gelingt, kann der Übergang zu frühwinterlichen Bedingungen mit den ersten nennenswerten Schneefällen gelingen.
Wettervorhersage: Dezember 2010 als Blaupause?
Der Vergleich ist verlockend, aber heikel. Im Jahr 2010 dominierte wochenlang ein deutlich negatives NAO-Muster, robuste Blockierungshochs von Grönland bis Skandinavien und eine anhaltende Kaltluftadvektion Richtung Mitteleuropa. Eine solche Kopie erfordert eine stabile, großflächige Kopplung, die Modelle nur kurzfristig zuverlässig erfassen. Erste Signale deuten heute auf erhöhte Dynamik und Kaltluftinjektionen hin, jedoch nicht zwangsläufig auf eine mehrwöchige dauerhafte Blockierung.
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Was realistisch erscheint: gute Chancen auf Winterepisoden im Flachland, insbesondere nachts, und erhebliche Schneefälle aus den Mittelgebirgen. Allerdings bleibt die Wahrscheinlichkeit eines „Dezember 2010 2.0“ geringer: etwa im Bereich von 10 bis 20 Prozent, sofern sich nicht ein anhaltend negatives NAO-Regime etabliert.
Was das für den Winter bedeutet
Ein früher Wintereinbruch bedeutet nicht automatisch einen anhaltend strengen Winter, erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit weiterer Kältefenster, da frühe Schneedecke und kalter Boden den Kältepuffer stärken. Für eine längere Frost- und Schneephase wären auch ein abgeschwächter stratosphärischer Polarwirbel, gelegentliche Atlantikblockierungen und eine Nordwest-Nord-Lage mit mehr Niederschlägen hilfreich.
Im Balanceakt zwischen Wetter und Klima ist das wahrscheinlichste Szenario ein wechselhafter Frühwinter mit teils deutlichen Kaltluftstößen, gefolgt von Phasen milderer Atlantikluft. Weiße Weihnachten sind möglich, aber nicht der Grundfall. Wer von 2010 träumt, sollte die Signale NAO, Polarwirbel, Nordatlantikblockierung und Schneedecke Eurasien im Auge behalten.
