Christian Lindner legt Veto ein – Neuer Streit um Prestigegesetz

Christian Lindner legt Veto ein – Neuer Streit um Prestigegesetz

Berlin. Die FDP bremst ein sozialdemokratisches Kernprojekt. Die Gewerkschaft Verdi hält die Liberalen für ein „Standortrisiko“.

Die Arbeiten am von der SPD vorangetriebenen Gesetz zur Stärkung der Tarifautonomie sind ins Stocken geraten. Nach Informationen dieser Redaktion blockiert das FDP-geführte Bundesfinanzministerium den Beginn der sogenannten Verbändeanhörung. Damit sind die Vorbereitungen für die Tarifvertragsgesetz „Das Finanzministerium hat gegen den Plan ein Veto eingelegt“, hieß es am Dienstag aus Regierungskreisen.

Warum der Mindestlohn stark steigen könnte



Ein Sprecher von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), dessen Büro für die Legislativvorschläge Aus dem für den Haushalt zuständigen Finanzministerium hieß es auf Nachfrage nur: „Es finden regierungsinterne Diskussionen statt.“ Aus dem von Christian Lindner (FDP) geleiteten Finanzministerium hieß es: „Wir kommentieren regierungsinterne Diskussionen nicht.“

Das Tarifvertragsgesetz soll sicherstellen, dass private Unternehmen nur dann Aufträge vom Bund erhalten, wenn sie ihre Arbeitnehmer gemäß Tarif Die Tarifbindung soll die Tarifbindung in Deutschland erhöhen. Diese ist seit Jahren rückläufig. Das heißt: Der Anteil der Beschäftigten, deren Entlohnung und Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge geregelt sind, sinkt kontinuierlich.

Gesetzentwurf: FDP will Unternehmen von Bürokratie entlasten

Letzte Woche legte Arbeitsminister Heil nach langen Debatten dem Abstimmung mit den anderen Ressorts. Auch betroffene Verbände müssen zu Gesetzesvorhaben angehört werden. Dem Vernehmen nach fordert das Finanzministerium nun, die Unternehmen an anderer Stelle von Bürokratie zu entlasten, bevor durch das Tarifvertragsgesetz neue Belastungen entstehen.

Capital Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE-Zentralredaktion

Hinter den Kulissen der Politik – meinungsstark, exklusiv, relevant.

Mit der Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

SPD, Grüne und FDP haben sich in ihrem Koalitionsvertrag 2021 darauf geeinigt, ein Tarifvertragsgesetz zu verabschieden. Der Plan ist auch im Ampel-Koalitionsvertrag über eine sogenannte „Dynamisierungspaket“ für die Wirtschaft ab Anfang Juli. SPD-Chef Lars Klingbeil machte vor wenigen Tagen klar, dass seine Partei dem Projekt für den Rest der Legislaturperiode große Bedeutung beimisst. „Arbeit muss sich lohnen, gerade in Zeiten der Inflation, in denen die Menschen über jeden Euro zweimal nachdenken“, sagte Klingbeil dieser Redaktion.

Finanzminister Christian Lindner (Linke, FDP) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) stehen erneut zu ausführlichen Gesprächen an. Diesmal geht es um das geplante Tarifvertragsgesetz.

Finanzminister Christian Lindner (Linke, FDP) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) stehen erneut zu ausführlichen Gesprächen an. Diesmal geht es um das geplante Tarifvertragsgesetz.
© DPA Images | Michael Kappeler

Aus dem Gewerkschaftslager Am Dienstag gab es heftige Kritik an der Verzögerung und dem Verhalten der Freien Demokraten. Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke, sagte dieser Redaktion: „Lohndumping durch eine nachhaltige Verbesserung der Tarifbindung zu verhindern, ist das zentrale politische Projekt der Ampelkoalition zum Wohle der Beschäftigten. Wenn die FDP nun das Tarifbindungsgesetz erneut infrage stellt, nachdem längst ein Kompromiss angekündigt wurde, droht der Ampelkoalition ein weiterer schwerer Schaden für ihre politische Glaubwürdigkeit.“

Verdi-Chef Werneke: Der FDP geht es nur um ihre Klientel

SPD und Grüne müssen sich nun durchsetzen und die FDP endlich in die Barrieren Werneke forderte von der FDP eine aktivere Rolle. Er fügte hinzu: „Mit ihrer Blockadehaltung sind die Liberalen zu einem echten wirtschaftlichen Risiko für Deutschland geworden. Ob Schuldenbremse, Rente oder Löhne – der FDP geht es nur darum, die Interessen ihrer Klientel gegen Millionen Menschen durchzusetzen, die auf angemessene Löhne und einen funktionierenden Staat angewiesen sind.“

Die mobile Version verlassen