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Zwei Jahre voller Schrecken – das berichten die ehemaligen israelischen Geiseln

Stand: 18. Oktober 2025 18:32 Uhr

Der Jubel war groß, als die letzten lebenden israelischen Geiseln im Gazastreifen freigelassen wurden. Nach und nach erfährt die Öffentlichkeit Einzelheiten über ihre Gefangenschaft. Es ist der Beginn eines langen Verarbeitungsprozesses.

Als Eitan Horn wenige Tage nach seiner Freilassung aus den Händen der Terrororganisation Hamas in sein Haus zurückkehrte, umringten Menschen das Auto und riefen seinen Namen. Der 39-Jährige ist spürbar dünner. Aber in diesem Moment scheint er einfach glücklich zu sein.

„Mir geht es gut, ich bin zu Hause. Ich habe immer geglaubt, dass ich nach Hause kommen würde, und das bin ich dem ganzen Volk Israel schuldig. Ich bin nur wegen der Menschen hier.“

Hunger und Psychoterror

Horn wirkt nach außen hin aufgeregt, anderen Geiseln, die nach zwei Jahren Gefangenschaft freigelassen wurden, geht es deutlich schlechter. Zum Beispiel Rom Braslavski, der gebrochen wirkt. Der Deutsch-Israeli wurde vom Nova-Musikfestival entführt und zwei Jahre lang vom palästinensischen Islamischen Dschihad festgehalten.

Er war die ganze Zeit allein. Er bekam nur das Nötigste an Essen. Die Dschihadisten wollten ihn zum Übertritt zum Islam zwingen, was er ablehnte. Und er sei immer wieder psychisch unter Druck gesetzt worden, berichtet seine Mutter Tami Braslavski. „Sie sagten ihm, dass er nirgendwo hingehen könne. Sie sagten, dass der Iran Israel bombardiert und es fast vollständig zerstört hätte. Dass 3.000 Soldaten getötet worden seien.“

Idit Ohel berichtet von ihrem Sohn Alon, der beim Hamas-Terroranschlag auf das Nova-Musikfestival durch Splitter am Auge schwer verletzt und anschließend entführt wurde.

Auch bei ihm: Psychoterror, nur das Nötigste zu essen, er wurde in dunkle Tunnel gepfercht. Die medizinische Versorgung während der Geiselhaft war nur minimal. „Während seiner Gefangenschaft wurde er achtlos genäht, während das Granatsplitter noch in seinem Körper steckte.“ Das bereitete Alon Kopfschmerzen.

Folter kurz vor der Freilassung

Offenbar haben die Hamas-Schläger ihre Geiseln bis kurz vor ihrer Freilassung gefoltert. Avi Ohana, der Vater des zwei Jahre lang entführten Josef-Chaim Ohana, berichtet, was ihm sein Sohn erzählt hat. Demnach wurde er unmittelbar vor seiner Freilassung mit anderen Geiseln in einen neuen Tunnel gebracht:

„Sie steckten sie in eine Grube, die so klein war, dass die sieben Männer ein paar Tage lang nicht einmal sitzen konnten. Sie mussten stehen, sie lehnten sich an die Wand. Es gab so wenig Sauerstoff, dass man daran hätte sterben können.“

Der körperliche Zustand der freigelassenen Geiseln ist sehr unterschiedlich. In jedem Fall dürfte die physische und psychische Rehabilitation der Männer lange dauern. Das Trauma der Geiselhaft wird sie wahrscheinlich noch lange begleiten. Es wird nicht einfach sein, nach den schrecklichen Erlebnissen wieder ins normale Leben zurückzukehren.

Der ehemalige Geisel Bar Kuperstein zeigt sich im Gespräch mit Verteidigungsminister Israel Katz hörbar berührt: „Ich versuche, mit allem klarzukommen. Es fällt mir immer noch schwer zu akzeptieren, dass ich nach all dem Chaos, das ich dort hatte, so viel Gutes um mich herum vorfinden werde. Ich verstehe immer noch nicht ganz, was mit mir passiert.“

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