
Wismar. Seit der behördlichen Schließung Ende 2018 wird die alte Mensa im Friedenshof in Wismar nicht mehr genutzt. Wobau, die Wohnungsbaugesellschaft mbH der Hansestadt, kaufte 2020 das denkmalgeschützte Müther-Gebäude, um das Gebäude als Firmensitz nutzen zu können.
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In diesen vier Jahren ist, zumindest für Außenstehende, nicht viel passiert. Die Zeiten von Diskotheken, Milchbars und Cafeterien sind längst vorbei. Das Kultgebäude verfällt.
Studierende entwickeln ein neues Konzept für die alte Mensa
Und doch geht es voran. Junge Menschen, die an der Hochschule Wismar Architektur und Innenarchitektur studieren, haben gerade Nutzungskonzepte für die 3.500 Quadratmeter große Fläche entwickelt.
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„Aktuell liegt der Schwerpunkt auf der Schadstoffsanierung“, sagt Wobau-Geschäftsführerin Katharina Franzke. Ihr Bevollmächtigter Joachim Brinkmann, verantwortlich für die Bauabteilung bei der Wobau, erklärt es genauer: „Alles, was vor 1990 gebaut wurde, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Schadstoffen belastet.“ Sei es asbesthaltiger Karton oder Unterlage unter dem Parkett. Die Akustikelemente an den Wänden bestehen aus Glasfaser. Sogar die Isolierung auf dem Dach muss abgebaut werden. Wir werden zunächst eine Rohbaukonstruktion erstellen.“
Dach macht das DDR-Gebäude in Wismar zu etwas Besonderem
Nach dem Entfernen der alten Materialien kann die Isolierung gleichzeitig besser und einfacher sein. „Die Statik lässt es nicht mehr zu“, sagt Joachim Brinkmann. Das Besondere an der alten Mensa und ihr Denkmalschutz ist zugleich ihr Problem.
Die sieben Schirmschalen des DDR-Staringenieurs Ulrich Müther (1934 – 2007) sind jeweils 13 mal 14 Meter groß und bilden das Dach. Anstelle von Säulen oder Wänden zur Aufnahme der Dachlast sind diese „Pilze“ ein architektonischer Blickfang.
Dadurch können große Räume mit minimalem Materialeinsatz überspannt werden: Ideal für die historische Nutzung zwischen Uni-Mensa, Milchbar und Partykeller. Die geplante Nutzung als Firmenzentrale mit Büros und Besprechungsräumen erfordert kleinteilige Strukturen.
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Der Bauantrag wurde tatsächlich bestätigt – mit zahlreichen Auflagen.
Katharina Franzke
Geschäftsführer der Wobau
Raum-in-Raum-Lösungen
Die Studierenden um die beiden Universitätsprofessoren Michael Rudnik und Achim Hack fanden in ihren Entwürfen häufig Raum-in-Raum-Lösungen, um die Schirmhüllen und die ursprünglichen Raumstrukturen zu erhalten.
Das sehen auch die betreuenden Profis des Wismarer Architekturbüros Angelis und Partner in ihren Plänen vor. Außerdem soll in der Mitte des Gebäudes ein neues Atrium für mehr natürliches Licht entstehen.
„Die Rohbauräume sind für Großveranstaltungen gedacht, nicht für Büros“, erklärt Innenarchitekturprofessor Michael Rudnik. Die Studierenden dachten über öffentliche Nutzungen neben den Büros nach.
Hong Hanh Vu plante in ihrer Bachelorarbeit unter anderem ein Café. Lea Hamel, Studentin im vierten Semester, hat einen der Muschelräume in ein öffentliches Müther-Archiv umgewandelt – derzeit befindet es sich auf dem Campus der Universität Wismar.
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Eisspeicher statt Partykeller
„Viele gute Ideen“, sagt Katharina Franzke. „Wir müssen sehen, was nach der Schadstoffsanierung passiert.“ Und wann geht es los? „Der Bauantrag wurde tatsächlich bestätigt – mit zahlreichen Auflagen.“ Alles selbstverständlich in Absprache und Abstimmung mit der Denkmalpflege.
Wird es wieder Platz zum Tanzen und Feiern geben? „Nein, leider nicht“, sagt Katharina Franzke. Der Keller könnte als großer Eisspeicher zur Energiegewinnung genutzt werden. Aber das sind alles noch Überlegungen. Sie hofft oder wünscht sich, dass das Gebäude in vier, fünf Jahren komplett renoviert wird. „Aber wir lassen uns nicht stressen“, sagt Katharina Franzke.
https://www.ln-online.de/lokales/nordwestmecklenburg/alte-mensa-in-wismar-kuenftige-architekten-zeigen-entwuerfe-fuer-den-kultbau-NMIPKPOAURDL3KHGGZB4VGWTNY.html