Nach den massiven russischen Angriffen auf die ukrainische Energieinfrastruktur hat die Ukraine nun einen Gegenangriff gestartet: Das Energienetz im russischen Grenzgebiet wurde angegriffen. Rund 20.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom.
Russland und die Ukraine greifen zunehmend die Energieversorgung ihrer Gegner an. In der Nacht griff die Ukraine mehrere Orte im russischen Grenzgebiet mit Drohnen an.
Mindestens 20.000 Menschen seien in der westrussischen Region Belgorod vorübergehend ohne Strom, sagte Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow im Messengerdienst Telegram. Das Strom- und Wärmenetz in der gleichnamigen Landeshauptstadt habe „schwere Schäden“ erlitten.
Strom- und Wärmenetz in Sicht
Auch in der benachbarten Region Woronesch, die östlich an Belgorod grenzt, meldete Gouverneur Alexander Gusev Raketen- und Drohnenangriffe. Unbestätigten Berichten in sozialen Netzwerken zufolge wurde das Wärmekraftwerk in der Stadt Woronesch getroffen. Nach Angaben des Gouverneurs kam es in Teilen der Stadt zu Stromausfällen und Problemen bei der Wärmeversorgung.
Der Gouverneur der Region Kursk, die auch an die Ukraine grenzt, sagte auf Telegram, dass nach Angriffen in einem Energiekraftwerk in der Stadt Korenevo ein Feuer ausgebrochen sei. Infolgedessen fiel in zehn Städten der Strom aus.
Die Angriffe erfolgten nach massiven russischen Raketen- und Drohnenangriffen auf die Energieinfrastruktur der Ukraine. Die Regierung in Kiew sprach von den schlimmsten Angriffen auf die Energieversorgung seit Kriegsbeginn. Vor allem die Menschen in der Ukraine sind weiterhin von Strom-, Heizungs- und Warmwasserausfällen betroffen. Den vierten Winter in Folge nutzt Russland die eisige Kälte als Waffe gegen die Zivilbevölkerung.
Viele Ukrainer stehen im Regen
In den Regionen Poltawa, Sumy und Charkiw blieben viele Menschen nach den Anschlägen im Dunkeln und in der Kälte zurück. Die Behörden sprachen von einer schwierigen Situation, da viele der gerade erst reparierten Einrichtungen bei den erneuten Anschlägen schwer beschädigt worden seien.
Das ukrainische Staatsunternehmen Centrenergo gab bekannt, dass alle seine Wärmekraftwerke den Betrieb eingestellt hätten und keine Energie mehr produzierten. Laut Medien hat das Unternehmen einen Anteil von acht Prozent an der Energieproduktion. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als dreieinhalb Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.
Russland gefährdet bewusst die nukleare Sicherheit in Europa
Unterdessen warf der ukrainische Außenminister Andriy Sybiha Russland vor, gezielt Atomanlagen anzugreifen. Am Freitag traf Russland auch Umspannwerke, die zwei Atomkraftwerke mit Strom versorgen. „Das waren keine zufälligen Angriffe, sondern genau geplante. Russland gefährdet bewusst die nukleare Sicherheit in Europa“, sagte der Minister. Er forderte eine Sondersitzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).