Zehn Prozent des Umsatzes
Meta erwirtschaftet Milliardenbeträge durch betrügerische Werbung
7. November 2025, 9:33 Uhr
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Wer die Plattformen der Meta Group nutzt, wird regelmäßig mit bedenklicher Werbung konfrontiert. Allerdings verdient das Unternehmen mit den betrügerischen Anzeigen wirklich Geld. Das beläuft sich auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.
Die Facebook-Muttergesellschaft Meta verdiente im vergangenen Jahr 16 Milliarden US-Dollar mit betrügerischer Online-Werbung. Das entspricht zehn Prozent des Konzernumsatzes, wie aus internen Unterlagen hervorgeht. Durchschnittlich werden den Nutzern von Facebook, Instagram und WhatsApp täglich 15 Milliarden Werbeanzeigen präsentiert, die eindeutige Anzeichen eines betrügerischen Hintergrunds aufweisen.
Ein Unternehmenssprecher betonte, dass die in den Unterlagen enthaltenen Schätzungen „grob und sehr umfassend“ seien. Die tatsächlichen Einnahmen aus Werbung für illegale Drogen, Online-Glücksspiele oder Anlagebetrug wären deutlich geringer.
In vielen Verdachtsfällen handelte es sich um legitime Werbung. Genaue Zahlen nannte er allerdings nicht. „Wir bekämpfen Betrug aggressiv“, fügte er hinzu. „Nutzer wollen diesen Inhalt nicht, seriöse Werbetreibende wollen ihn nicht und wir wollen ihn auch nicht.“ In den vergangenen anderthalb Jahren sind die Beschwerden über betrügerische Werbung weltweit um 58 Prozent zurückgegangen.
Die Gruppe verfügt über ein automatisches Warnsystem
Meta verfügt über ein internes automatisches Warnsystem, heißt es in den Dokumenten weiter. Allerdings würden Werbetreibende nur dann von den Plattformen des Unternehmens verbannt, wenn mit mehr als 95-prozentiger Sicherheit betrügerische Motive angenommen werden könnten. In weniger eindeutigen Fällen erhöht das Unternehmen die Preise für die Anzeigen, um schwarze Schafe abzuschrecken. Wenn jemand auf eine betrügerische Werbung klickt, erhält er weitere solcher Werbung. Der Grund dafür ist der Empfehlungsalgorithmus, der sich an den Interessen der Nutzer orientiert.
Es sei ein Signal für mangelnde Überwachung in der Werbebranche, wenn Meta Geld von mutmaßlichen Betrügern annehme, kritisierte Sandeep Abraham, Betrugsermittler und ehemaliger Sicherheitsbeauftragter bei Meta. Abraham leitet derzeit das Beratungsunternehmen Risky Business Solutions. „Wenn die Aufsichtsbehörden es nicht dulden, dass Banken von Betrug profitieren, sollten sie das auch in der Technologiebranche nicht dulden.“ Laut der ehemaligen Staatsanwältin Erin West ignoriert Meta Benutzerhinweise zu möglichen Betrügereien. „Mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem eine Anzeige deswegen gesperrt wurde.“
Meta setzt sich intern dafür ein, Einnahmen aus dubiosen Quellen zu reduzieren. Gleichzeitig warnen die Autoren der vertraulichen Studie vor möglichen drastischen Umsatzeinbußen. Zudem lagen die Einnahmen aus solchen Anzeigen bisher höher als die erwarteten Bußgelder der Behörden. Aus diesem Grund beschloss das Management, die Kontrolle der Werbetreibenden nur auf Druck der Behörden zu verschärfen. Dies lehnte der Meta-Firmensprecher ab. Dies widerspricht der Unternehmenspolitik.
Meta bietet Schlupflöcher für Betrüger
Meta räumt in seiner Selbsteinschätzung von Ende 2024 ein, dass es für Betrüger einfacher sei, ihre Anzeigen auf Facebook & Co. zu schalten als auf Google. Eine Begründung hierfür nannten die Autoren allerdings nicht. Der Konzern steht derzeit unter erhöhtem Druck von Regulierungsbehörden in den USA und Großbritannien, seinen Nutzern einen besseren Schutz vor Online-Betrug zu bieten.
Allerdings deuten die internen Dokumente darauf hin, dass die AGB zu viele Schlupflöcher für Kriminelle bieten. Bei der Prüfung von Betrugsbeispielen, die von den Behörden Singapurs eingereicht wurden, verstieß weniger als ein Viertel direkt gegen die Meta-Richtlinien. Der Rest verstieß einfach gegen den Geist der Regeln. Teilweise funktionierten die internen Systeme auch bei offensichtlichen Betrugsversuchen nicht.
Ein Meta-Mitarbeiter veröffentlicht nun wöchentlich eine Liste der „betrügerischsten Betrüger“. Es listet die Werbetreibenden mit den meisten Nutzerbeschwerden über potenziell kriminelle Anzeigen auf. In einer Reuters-Stichprobe schalteten zwei von fünf in diesen Listen genannten Unternehmen sechs Monate nach ihrer ersten Erwähnung auf der Liste weiterhin Anzeigen auf den Metaplattformen. Erst nach einem Hinweis der Nachrichtenagentur wurden sie ausgeschlossen.
